2018, im Jahr des 875. Stadtjubiläums von Chemnitz, will die Oper Chemnitz dem großen Komponisten mit einem Leuchtturm-Projekt erneut die Ehre erweisen: Innerhalb nur eines Jahres werden alle vier Teile des „Ring des Nibelungen“ als Neuinszenierung Premiere haben: „Das Rheingold“ am 3. Februar, „Die Walküre” am 24. März, „Siegfried“ am 29. September und „Götterdämmerung“ am 1. Dezember 2018.
Im Zentrum der Auseinandersetzung steht der für den Zyklus entscheidende Impuls: die Frau. Frauen nehmen in Wagners „Ring“ zentrale Rollen ein, sind die tonangebenden Figuren – mit höchst unterschiedlichen Zielen. Folgerichtig werden vier Regisseurinnen die Tetralogie auf die Bühne bringen. Verena Stoiber, Monique Wagemakers, Sabine Hartmannshenn und Elisabeth Stöppler werden die vier Teile des „Ring des Nibelungen“ auf ihre sehr individuellen Binnenstrukturen untersuchen. Dabei arbeitet jede Regisseurin mit einem eigenen Ausstatter-Team, so dass jeder Teil der Tetralogie einen separaten und ganz eigenen Blick auf die Geschichte ermöglicht und erst in der Abfolge aller vier Inszenierungen die stückimmanenten Verbindungen offenbart werden.
Inhalt „Das Rheingold“
Am Beginn der Tetralogie befindet sich das Geschehen in einer Art Urzustand. Doch bald schon zerstören Gewalt und Betrug die unberührte Natur. Um der Eroberung von Macht willen verzichtet der Nibelung Alberich auf das höchste Gut aller Lebenden, die Liebe, und kann so das Gold des Rheines rauben. Er schmiedet es zu einem Ring, um den ein unheilvoller Machtkampf entbrennt, der für die Götter um Wotan und die Riesen zur existentiellen Bedrohung wird. Alberich wäre mithilfe des Rings in der Lage, alles zu vernichten, was Wotan mit dem Bau von Walhall zu manifestieren gedachte. Mit List und Gewalt überrumpeln Wotan und sein Ratgeber Loge Alberich und bemächtigen sich des Rings. Doch hinfort begleitet Alberichs Fluch den Besitz des Rings. Wer mit ihm in Berührung kommt, ist dem Untergang geweiht. Erstes Opfer wird der Riese Fasolt, der mit seinem Bruder Fafner in Wotans Auftrag Walhall erbaut, sich zur Entlohnung den Ring ausbedungen hat und nun im Streit von Fafner erschlagen wird. Zwar kann Wotan Walhall in Besitz nehmen, aber der Einzug der Götter dort bedeutet nur solange Schutz, wie Fafner keinen Gebrauch von der Macht des Rings macht.
Der Komponist
Richard Wagner, geboren am 22. Mai 1813 in Leipzig, war Schüler der Kreuzschule Dresden und des Nicolai-Gymnasiums Leipzig. An der Leipziger Universität studierte er Musik, bevor er als Musikdirektor u. a. in Magdeburg, Königsberg (wo er die aus Oederan stammende Minna Planer heiratete) und Riga arbeitete. Von Riga aus flüchtete der notorisch verschuldete Mittzwanziger vor seinen Gläubigern nach Paris. Nach einem eher glücklosen Aufenthalt in der Seine-Stadt kehrte er 1842 nach Deutschland zurück und hoffte, in Dresden eine neue künstlerische Heimat zu finden. Dies schien ihm anfangs auch zu gelingen, denn er durfte noch im gleichen Jahr die hochgelobte Uraufführung seiner Oper „Rienzi“ erleben. Mit großer Hoffnung sah er danach der Uraufführung des „Fliegenden Holländers“ entgegen – leider war diesem Werk in Dresden nur ein Achtungserfolg beschieden. 1845 fand an der Hofoper Dresden die Uraufführung des „Tannhäuser“ statt. 1849 beteiligte sich Wagner am Dresdner Mai-Aufstand, wurde daraufhin per Steckbrief gesucht und ging (nach einer abenteuerlichen Flucht, die u. a. auch über Chemnitz führte) ins Exil nach Zürich. Aus diesem Grund konnte er der Uraufführung des „Lohengrin“ unter der Leitung von Franz Liszt in Weimar nicht beiwohnen. Die folgenden Jahre brachten viele Gastspielreisen ins Ausland sowie die Uraufführungen von „Tristan“, den „Meistersingern“, „Rheingold“ und „Walküre“ in München. 1872 übersiedelte Wagner nach Bayreuth, wo er seinen Traum vom Festspielhaus verwirklichte. 1876 fanden dort die ersten Bayreuther Festspiele mit der Aufführung des kompletten „Ring des Nibelungen“ statt. Danach wandte sich Wagner endlich dem „Parsifal“-Stoff zu, der ihn schon seit Jahren begleitete. Die Uraufführung dieses eigens für die akustischen Gegebenheiten des Festspielhauses geschriebenen Werkes fand 1882 während der zweiten Bayreuther Festspiele statt. Es sollte die letzte Premiere sein, die Wagner erlebte. Im Herbst reiste er mit seiner Familie nach Venedig, wo er am 13. Februar 1883 starb.
Verena Stoiber (Inszenierung)
studierte Schauspiel- und Musiktheater-Regie an der Bayerischen Theaterakademie „August Everding“ in München. Nach längeren Auslandsaufenthalten in Rom, Barcelona und Buenos Aires kehrte sie nach Deutschland zurück, wo sie als Regieassistentin und Abendspielleiterin an die Oper Stuttgart engagiert wurde und vor allem mit den Regisseuren Jossi Wieler und Calixto Bieito zusammenarbeitete. 2014 gewann sie zusammen mit der Bühnenbildnerin Sophia Schneider den internationalen Wettbewerb für Regie und Bühnengestaltung „Ring Award“ und zahlreiche Zusatzpreise. In der Spielzeit 2015/2016 inszenierte sie die Uraufführung des Musiktheaterwerkes „Sensor“ (Konrad Boehmer) an der Deutschen Oper Berlin und „Rigoletto“ am Staatstheater Nürnberg. 2016/2017 zeichnete sie an der Oper Graz verantwortlich für die Inszenierung von „Tristan und Isolde“, setzte für die Winteroper Potsdam das Oratorium „Israel in Egypt“ szenisch um und inszenierte an der mazedonischen Staatsoper in Skopje „La Traviata“.
Vorabend zu dem Bühnenfestspiel „Der Ring des Nibelungen“
Aufführung mit deutschen Übertiteln
- Musikalische Leitung:
- Guillermo García Calvo (03.02. / 31.03. / 15.04. / 28.04.2018) /
- Felix Bender (22.02. / 03.03.2018)
- Inszenierung: Verena Stoiber
- Bühne und Kostüme: Sophia Schneider
mit: Krisztián Cser (Wotan), Benjamin Bruns / Edward Randall (Loge), Monika Bohinec / Bernadett Fodor (Fricka), Jukka Rasilainen (Alberich), Bernadett Fodor (Erda), Maraike Schröter (Freia), Matthias Winter (Donner), Petter Wulfsberg Moen (Froh), Magnus Piontek (Fasolt), James Moellenhoff (Fafner), Edward Randall / Bendedikt Nawrath (Mime), Guibee Yang (Woglinde), Sylvia Rena Ziegler (Wellgunde), Sophia Maeno (Floßhilde); Statisterie;
Robert-Schumann-Philharmonie
Das „Ring“-Projekt anlässlich des Stadtjubiläums 875 Jahre Chemnitz
Bild: Richard Wagner