Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Dämonen" nach dem Roman von Fjodor Dostojewskij im Staatsschauspiel Dresden"Dämonen" nach dem Roman von Fjodor Dostojewskij im Staatsschauspiel Dresden"Dämonen" nach dem...

"Dämonen" nach dem Roman von Fjodor Dostojewskij im Staatsschauspiel Dresden

Premiere am 31. Mai 2014, 19:30 Uhr | Schauspielhaus. -----

Man hat sich gut eingerichtet in dem kleinen russischen Provinznest. Der liberale Intellektuelle Stepan Trofimowitsch führt seit 20 Jahren eine platonische Beziehung mit Warwara Petrowna, die ihn finanziell aushält, und trifft sich jede Woche mit seinen Freunden, um Karten zu spielen, zu trinken und über Atheismus oder Politik zu diskutieren.

 

Doch dann kommen die Söhne nach Hause, Nikolaj und Pjotr, und entfesseln einen wahren nihilistischen Sturm. Stepans Sohn Pjotr versucht, in der Kleinstadt eine revolutionäre Gruppe zu bilden, um die Welt aus den Angeln zu heben. In Warwaras Sohn Nikolaj meint er, einen Führer für seine Bewegung zu erkennen, jemanden, der seinem Vorhaben zu einem Inhalt und einer Idee verhilft. Doch „Prinz Harry“, wie Nikolaj in Anlehnung an Shakespeares Prinzen genannt wird, ist zwar angezogen vom Verbrechen, aber gelangweilt vom Leben und will bloß die verschiedenen Modelle von Welterklärung verstärken. Gemeinsam lösen Pjotr und Nikolaj einen Rausch aus, an dessen Ende Machtbesessenheit und Terror steht und Mord und Totschlag die Stadt überzieht.

 

Dostojewskij begann 1870 in Dresden mit der Niederschrift seines fast 1000-seitigen Romans und erzählt darin von einem Generationenwechsel mit katastrophalen Folgen: Die liberalen Väter werden von den radikalisierten Söhnen abgelöst. „Keine Wegspur, nichts zu sehen, wissen wir noch, wo wir sind?“, stellt Dostojewskij dem Roman ein Gedicht Puschkins als Motto voran. Geschrieben im vorrevolutionären Russland und vor den großen Katastrophen des 20. Jahrhunderts, scheint der Roman geradezu gespenstisch Nationalsozialismus, Demagogie und Terrorismus vorwegzunehmen.

Friederike Heller, Spezialistin für große Stoffe und ein neues episches Theater, nimmt sich mit „Dämonen“ einen Klassiker der Weltliteratur vor.

 

Deutsch von Svetlana Geier

Bühnenfassung von Friederike Heller und Felicitas Zürcher

 

Regie Friederike Heller

Bühne und Kostüm Sabine Kohlstedt

Musik Peter Thiessen

Dramaturgie Felicitas Zürcher

Licht Michael Gööck

 

Stephan Werchowenskij: Torsten Ranft

Warwara Stawrogina: Nele Rosetz

Nikolaj Stawrogina: André Kaczmarczyk

Pjotr Werchowenskij: Thomas Braungardt

Lisa Drosdowa: Nadine Quittner

Maqrikij Nikolajewitsch Wirginskij: Benjamin Pauquet

Marja Lebjadkina: Cathleen Baumann

Labjadkin: Ben Daniel Jöhnk

Schatow: Jonas Friedrich Leonhardi

Kirillow: Duran Özer

Ljamschin: Peter Thiessen

Gaganow: Sebastian Vogel

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 11 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

EINE FAST HYPNOTISCHE STIMMUNG -- Gastspiel "Familie" von Milo Rau mit dem NT Gent im Schauspielhaus STUTTGART

Dieses Stück erzielte bei Kritikern zum einen große Zustimmung, zum anderen schroffe Ablehnung. Vor allem die nihilistischen Tendenzen wurden getadelt. Der Schweizer Milo Rau hat hier das beklemmende…

Von: ALEXANDER WALTHER

MIT LEIDENSCHAFTLICHEM ÜBERSCHWANG -- Richard Wagners "Walküre" mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra konzertant im Festspielhaus/BADEN-BADEN

Wagner hatte die Komposition der "Walküre" im Sommer 1854 begonnen, noch vor der Vollendung der "Rheingold"-Partitur. Der Dirigent Yannick Nezet-Seguin begreift mit dem vorzüglich disponierten…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUFSTAND DER UNTERDRÜCKTEN -- "Farm der Tiere von George Orwell im Schauspielhaus Stuttgart

"Kein Tier in England ist frei!" So lautet das seltsame Motto von George Orwells "Farm der Tiere", die wie "1984" auch irgendwie eine seltsame Zukunftsvision ist. Die Tiere wie Hunde, Hühner, Schafe…

Von: ALEXANDER WALTHER

VERWIRRUNG BIS ZUM SCHLUSS -- "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano im Theater Atelier Stuttgart

Eine geschickt verwobene und raffinierte Handlung präsentiert Vladislav Grakovski in seiner Inszenierung des Kriminalstücks "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano. Spannung, Humor und…

Von: ALEXANDER WALTHER

BERÜHRENDE MOMENTE -- "Spatz und Engel" mit dem Tournee-Theater Thespiskarren (Produktion Fritz Remond Theater im Zoo, Frankfurt) im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

Edith Piaf und Marlene Dietrich stehen hier im Schauspiel mit Musik von Daniel Große Boymann und Thomas Kahry als zwei Göttinnen des Chansons im Mittelpunkt des Geschehens. Und es ist gar nicht so…

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑