Doch Carmen wendet sich schon bald dem Torero Escamillo zu. Allesamt Grenzgänger im Leben, bewegen sich Bizets Figuren in einem gefährlich-explosiven Spannungsfeld zwischen Anziehung und Ablehnung, zwischen Ernst und Spiel, zwischen Lust und Selbstaufgabe, Pflicht und Verlangen.
Bis heute hat Bizets Carmen in ihrer unerbittlichen Dramatik und der Elementarwirkung ihrer Melodik nichts an Faszinationskraft eingebüsst. «Das ist im wahrsten Sinne ein Meisterwerk, eine jener seltenen Kompositionen, die in höchstem Grade das musikalische Streben eines ganzen Zeitalters widerspiegeln», befand Tschaikowski.
Das bürgerliche Publikum der Uraufführung von 1875 an der Pariser Opéra Comique reagierte jedoch zunächst mit Ablehnung auf Bizets Werk. Es wurde als zu grell und zu unmoralisch wahrgenommen. In ihrem anarchischen Freiheitsdrang und ihrer lustvoll gelebten Weiblichkeit stellte die Titelfigur eine Gefahr für die etablierte Ordnung dar. Doch schon bald trat die Oper ihren Siegeszug an und wurde zu einem Opern-Mythos der Neuzeit.
Regisseur Andreas Homoki kombiniert das Überzeitliche des Stoffes mit einer konkreten Theatersituation: Ausgangspunkt seiner Inszenierung ist der Ort der Uraufführung, die Opéra Comique – Bizets Werk ist in seiner spielerisch-offenen Form und den vielschichtigen theatralen Ebenen spürbar mit dem dort gepflegten Genre verbunden. Als Carmen debütiert die in Lausanne geborene, aufstrebende Mezzosopranistin Marina Viotti. Freuen darf man sich auch auf den mit dem Opernhaus Zürich eng verbundenen Star-Tenor Saimir Pirgu als Don José. Łukasz Goliński ist als Escamillo derzeit weltweit gefragt. Bizets ungeheuer suggestive Partitur bietet immer noch unausgeschöpftes Interpretationspotenzial.
Opéra-Comique in vier Akten
Libretto von Henri Meilhac und Ludovic Halévy
nach der Novelle «Carmen» von Prosper Mérimée
In französischer Sprache mit deutscher und englischer Übertitelung. Dauer ca. 3 Std. inkl. Pause nach ca. 1 Std. 35 Min. Werkeinführung jeweils 45 Min. vor Vorstellungsbeginn.
Musikalische Leitung Gianandrea Noseda
Inszenierung Andreas Homoki
Co-Regie, Choreografie Arturo Gama
Bühnenbild Paul Zoller Kostüme Gideon Davey
Lichtgestaltung Franck Evin
Choreinstudierung Janko Kastelic
Dramaturgie Kathrin Brunner
Carmen
Marina Viotti
Micaëla
Natalia Tanasii
Mercédès
Niamh O'Sullivan
Frasquita
Uliana Alexyuk
Don José
Saimir Pirgu
Escamillo
Łukasz Goliński
Le Remendado
Spencer Lang
Le Dancaïre
Jean-Luc Ballestra
Moralès
Aksel Daveyan
Gregory Feldmann (12, 15 Jun)
Zuniga
Stanislav Vorobyov
Philharmonia Zürich
Chor der Oper Zürich
Kinderchor der Oper Zürich
SoprAlti der Oper Zürich
Statistenverein am Opernhaus Zürich