In seinem philosophischen Hauptwerk Tractatus logico-philosophicu argumentiert Ludwig Wittgenstein jedoch, dass uns, wenn es um das Wichtigste geht, die „Probleme des Lebens“, die Worte fehlen: „Es ist klar, dass sich die Ethik nicht aussprechen lässt.“ Für das, was um uns herum passiert, gebe es keine Sprache; besser wäre es also, zu schweigen. Die Abhandlung fordert uns auf, die Philosophie hinter uns zu lassen und einzusehen, dass die Probleme des Lebens zwar nicht ausgedrückt, aber gezeigt werden können. Man kann sie sozusagen auf einer Bühne sehen. Aber wozu dient dieses Theater? Hilft es uns, die Welt zu verändern? Oder wenigstens, sie zu verstehen?" (Dead Centre)
Das britisch-irische Regie- und Autorenduo Dead Centre stellte sich dem Wiener Publikum mit seiner Adaption von Sigmund Freuds Die Traumdeutung vor. Nun nähert das Duo sich dem bedeutendsten Wiener Philosophen und macht die Theaterbühne zum Schauplatz von Wittgensteins gescheitertem Traum, einer Welt, die mit Sätzen beschreibbar ist.
Regie: Ben Kidd & Bush Moukarzel
Bühne & Kostüme: Nina Wetzel
Videodesign: Sophie Lux
Sounddesign & Musik: Kevin Gleeson
Licht: Marcus Loran
Dramaturgie: Andreas Karlaganis
Mit: Philipp Hauß, Alexandra Henkel, Andrea Wenzl, Tim Werths, Johannes Zirner
Live-Kamera: Mariano Margarit
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2. "Pelléas und Mélisande" von Maurice Maeterlinck, 12.06.2021, 19.30 Uhr. ---
Mélisande ist auf der Flucht. Wovor, wissen wir nicht. Im Wald trifft sie auf den geheimnisvollen Witwer Golaud, der sie sofort heiratet und auf das Wasserschloss seines Großvaters Arkel mitnimmt. Bei Golaud findet Mélisande jedoch nicht die ersehnte Seelenruhe. Vielmehr gerät sie in eine düstere Traumlandschaft, in der sie von den Nebeln ihrer verdrängten Vergangenheit eingeholt wird. Grausamkeit und Gewalt sind in ihrer neuen Familie an der Tagesordnung. Doch zwischen all den Schrecknissen eröffnet sich ihr plötzlich und mit voller Wucht die Liebe des Pelléas.
Der amerikanische Regisseur Daniel Kramer fragt in seiner Bearbeitung von Maurice Maeterlincks (1862–1949) symbolistischem Hauptwerk in intensiven Bildern nach der Struktur traumatischer Erfahrung. Er erzählt Mélisandes Geschichte sensibel, zwischen Märchen und antiker Tragödie – mit allen Höhen und Tiefen: als Suche einer Frau nach weiblicher Stärke und selbstbestimmter Lust.
Regie: Daniel Kramer
Bühne: Annette Murschetz
Kostüme: Heidi Hackl
Musik: Tei Blow
Licht: Friedrich Rom
Dramaturgie: Alexander Kerlin
Mit: Leonie Berner, Rainer Galke, Barbara Petritsch, Felix Rech, Maresi Riegner, Branko Samarovski, Sophie von Kessel