Der politisch-mediale Komplex erweist sich als Kartenhaus aus Lügen und Manipulation, sinistre Grafen, smarte Berater, Journalisten und seine Frau verfolgen ganz eigene Interessen. Und sein alter Freund, der Gesellschaftsfotograf Seidenschnur, kandidiert plötzlich gegen ihn. Alle sind bis über beide Ohren verschuldet. Nur einer hat Geld: Russek.
„Wahrheit ist nicht Wahrheit“ in dieser Neubearbeitung von Carl Sternheims greller Farce (der 1914 wiederum das eher unbekannte Flaubert-Stück „Le Candidat“ übermalt hatte). Zugleich wird die Welt mit verschiedensten alternativen Wahrheiten überflutet, Komplexitäten löst man kurzerhand in Emotionen auf. Und umgekehrt. Das Private ist in diesem Stück stets politisch – auch Liebesschwüre können schließlich Fake News sein. Und echte Macht ist immer Angst.
Carl Sternheim nach Flaubert, 1878–1942, sah sich selbst als „Doktor am Leibe seiner Zeit“. Mit seinen zahlreichen Komödien nahm er vor allem das wilhelminische Bürgertum ins Visier. Der Kandidat war in Wien zuletzt 1979 im Akademietheater zu sehen.
Regie
Georg Schmiedleitner
Bühne
Volker Hintermeier
Kostüme
Su Bühler
Musik
Matthias Jakisic
Licht
Norbert Joachim
Dramaturgie
Florian Hirsch
Russek, der Kandidat
Gregor Bloéb
Frauz Russek
Petra Morzé
Luise, ihre Tochter
Christina Cervenka
Evelyn, Russeks Anwältin
Sabine Haupt
Grübel, Medienunternehmer
Florian Teichtmeister
Seidenschnur, der Gegenkandidat
Dietmar König
Bach, Redakteur
Sebastian Wendelin
der alte Graf Rheydt
Bernd Birkhahn
der junge Graf Rheydt, Gistl, Lobbyist, Moderator
Valentin Postlmayr
Lobbyisten
Philipp Quell, Ivana Stojkovic