In nüchternem Zustand jedoch wird Puntila zum Ausbeuter und Menschenschinder, denn „ein zurechnungsfähiger Mensch ist ein Mensch, dem man alles zutrauen kann". Dann verjagt Puntila seine vier Bräute vom Hof, will seine Tochter allein aus standesgemäßen Gründen zur Heirat mit einem Aristokraten zwingen und ist ausschließlich auf seinen persönlichen Vorteil bedacht. Matti muss die ständigen Gemütsschwankungen seines Herrn immer wieder ertragen, er ist aber auch der einzige, dem Puntila seine Angst vor „diesen regelmäßigen Anfällen von Nüchternheit" anvertraut. Als der betrunkene Puntila seine Tochter Eva mit Matti verheiraten will, unterzieht dieser Eva einer Eheprüfung, weil er glaubt, dass die unterschiedliche Klassenzugehörigkeit ein unüberwindbares Problem darstellt. Und tatsächlich: Ihr Wissen über die proletarischen Lebensverhältnisse weist riesige Lücken auf.
Das Volksstück entstand 1940/41 im finnischen Exil nach den Erzählungen und einem Stückentwurf der Autorin Hella Wuolijoki und wurde am 5. Juni 1948 im Schauspielhaus Zürich uraufgeführt. Bertolt Brecht, 1898 in Augsburg geboren, zählt zu den bedeutendsten Dramatikern des 20. Jahrhunderts. Sein künstlerischer, dramaturgischer und theatertheoretischer Einfluss ist größer als der irgendeines anderen deutschsprachigen Schriftstellers seiner Zeit. 1933 geht Brecht ins Exil, kehrt 1948 nach Ost-Berlin zurück und gründet mit seiner Frau Helene Weigel das Berliner Ensemble. Er stirbt 1956 in Berlin.
Inszenierung: Anke Bußmann | Bühne: Simone Manthey | Kostüme: Christine Haller | Musik und Musikalische Leitung: Nina Wurman
Mit: Georg Krause (Puntila, Gutsbesitzer), Annika Martens (Eva Puntila, seine Tochter), André Wagner (Matti, sein Chauffeur), Marc Philipp Kochendörfer (Der Attaché), Hannes Fischer (Der Richter), Thomas Schrimm (Pröbstin), Anna-Magdalena Beetz, Claudia Frost, Rebekka Suninen (Die Verlobten), Ursula Grossenbacher (Laina, die Köchin/Fina, das Stubenmädchen), Olaf Becker (Proletariat)
Musiker: Nina Wurman, Hanna Schwarzrock
Weitere Vorstellungen: 27.11. und 11.12.2008