Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Benjamin Brittens THE RAPE OF LUCRETIA im Stadttheater GießenBenjamin Brittens THE RAPE OF LUCRETIA im Stadttheater GießenBenjamin Brittens THE...

Benjamin Brittens THE RAPE OF LUCRETIA im Stadttheater Gießen

Premiere 04. September 2021 um 19.30 Uhr, Großes Haus

Brittens erste Kammeroper von 1946 beruht auf einer Episode aus der sagenumwobenen römischen Frühgeschichte. Lucretia, die Frau des römischen Generals Collatinus, ist für ihre Tugendhaftigkeit bekannt. Das reizt Tarquinius, den Sohn des etruskischen Königs, der über Rom herrscht. Er hält alle Frauen für wankelmütig. Als Lucretia standhaft bleibt, vergewaltigt er sie, worauf sie Selbstmord begeht.

Copyright: Portrait Benjamin Britten

Bei bewusster Beschränkung auf vier Sängerinnen, vier Sänger und dreizehn MusikerInnen schafft der Komponist große Oper von verblüffender Klangvielfalt und bewegender Ausdruckskraft: sinnlich, plastisch, suggestiv. Und auch die Sprache ist von großer poetischer Qualität.

Britten geht es weniger um einen expliziten Vorfall, als um die großen abstrakten Fragen, die sich aus der mythischen Geschichte ableiten lassen. So legt auch Regisseur Christian von Götz in seiner Inszenierung den Fokus auf die Frage, wie es zu solchen Gräueltaten kommen kann und wie (wir) Menschen damit umgehen können.

In den schwarz-weißen Räumen von Bühnenbildner Lukas Noll werden die Fragen nach den Ursachen von Traumata und ihrer Bewältigung immer wieder aufgegriffen, und - aus der historischen Tragödie heraus - Antworten für unsere Zeit gesucht. Die reduzierte Ästhetik der Bühne hilft, auf sensible Art den Kern der intensiven Komposition herauszuschälen und Brittens Intention zu verdeutlichen: Wir alle sind Lucretia.

Auch für THE RAPE OF LUCRETIA gilt, dass in Brittens Opern die Stimme immer im Mittelpunkt steht, alle Partien über attraktive Solomomente verfügen und die Handlung entscheidend mittragen. Dem entspricht die Besetzung der Gießener Inszenierung. Zum ersten Mal in Gießen zu erleben sind Evelyn Krahe in der Titelpartie, Anna Magdalena Rauer (Lucia), Anna Gabler (Female Chorus) sowie Kay Stiefermann (Junius). Bernhard Berchtold gibt den Male Chorus, Ensemblemitglied Grga Peroš den Tarquinius. Er ist in dieser Spielzeit in Gießen außerdem als Dr. Falke in DIE FLEDERMAUS zu erleben. Christian Tschelebiew (Collatinus) ist dem Gießener Publikum noch aus SCHWANDA, DER DUDELSACKPFEIFER und der Operetten-Revue WER, WENN NICHT WIR bekannt. Sofie Pavone (Bianca) gastierte wiederholt am Stadttheater Gießen, u.a. in ARIADNE AUF NAXOS.

Musikalische Leitung: Florian Ludwig
Inszenierung: Christian von Götz  
Bühne und Kostüme: Lukas Noll  
Dramaturgie: Samuel Christian Zinsli

Ensemble:
Evelyn Krahe (Lucretia), Grga Peroš (Tarquinius), Christian Tschelebiew (Collatinus), Kay Stiefermann (Junius), Anna Magdalena Rauer (Lucia), Sofia Pavone (Bianca), Anna Gabler (Female Chorus), Bernhard Berchtold (Male Chorus)

Mit: Philharmonisches Orchester Gießen in einer kammermusikalischen Besetzung

Weitere Vorstellungen:
26. September, 07. und 24. Oktober, 14. und 27. November 2021 | 19.30 Uhr
Weitere Termine sind in Planung.

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 13 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

ELEMENTARE AUSBRÜCHE -- Richard Wagners "Parsifal" in der Staatsoper STUTTGART

In der zerklüfteten Inszenierung von Calixto Bieito (Bühne: Susanne Geschwender; Kostüme: Merce Paloma) liegt die Apokalypse schon hinter uns, die Brücken sind eingestürzt, die Menschen kämpfen…

Von: ALEXANDER WALTHER

LEIDENSCHAFTLICHE STEIGERUNGEN -- SWR Symphonieorchester mit Jukka-Pekka Saraste im Beethovensaal der Liederhalle STUTTGART

Zwei höchst unterschiedliche Werke standen im Mittelpunkt dieses Konzerts mit dem SWR Symphonieorchester unter der inspirierenden Leitung des finnischen Dirigenten Jukka-Pekka Saraste. Zunächst…

Von: ALEXANDER WALTHER

FASZINIERENDE MINIATUREN -- Internationale Hugo-Wolf-Akademie: Lied & Melodie" in der Staatsgalerie Stuttgart

Liederabend mit Stephane Degout (Bariton) und Cedric Tiberghien (Klavier). Hier wurden vier unterschiedliche Komponisten klanglich miteinander verbunden, deren Ausdruckstiefe immer wieder…

Von: ALEXANDER WALTHER

PLÖTZLICH GIBT ES ZWEI KOBOLDE -- "Meister Eder und sein Pumuckl" mit der Jungen Württembergischen Landesbühne Esslingen in der Kelter Bietigheim

"Niemand muss an Kobolde glauben". Davon ist Meister Eder überzeugt. Julian Häuser und Philip Spreen schlüpfen virtuos in unterschiedliche Rollen. In der Bühnenfassung und Regie von Jan Müller (Bühne…

Von: ALEXANDER WALTHER

SONGS IN UNGEWÖHNLICHEM ARRANGEMENT -- Orchesterkonzert Jewish Pop im Schauspielhaus STUTTGART

In den vergangenen Jahren war "Jewish Jazz" der Schwerpunkt. Nun erkundet das 2005 gegründete Jewish Chamber Orchestra Munich unter der einfühlsamen Leitung von Daniel Grossmann die Popmusikgeschichte…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche