Dario Fos Stück "Offene Zweierbeziehung", 1983 uraufgeführt, war in den 1980er Jahren ein beliebtes Theaterstück, thematisiert es doch die damals brisante Frage, wie eine Partnerschaft oder gar Ehe ohne Lüge und Spießertum in Freiheit geführt werden könne. Die Lösung, die sich anbot, war die sogenannte offene Zweierbeziehung, d.h. Er und Sie fühlen sich zwar aneinander gebunden, sind aber laut gegenseitiger Absprache frei, daneben noch andere sexuelle Beziehungen einzugehen. Dass das nicht immer zufriedenstellend und ohne Verletzungen funktioniert, zeigt Dario Fo in seinem Theaterstück. Antonia leidet so sehr darunter, dass ihr Mann sie nicht mehr begehrt, sondern außerhalb der Ehe mit wechselnden Partnerinnen Erfüllung sucht, dass sie schon mehrfach Selbstmordversuche unternommen hat. Die Rollen vertauschen sich, als sie einen Mann kennenlernt, der ihrem Ehemann in Bildung, Aussehen und Manneskraft weit überlegen ist. Ihr Mann in seiner Eitelkeit gekränkt, versteht die Welt nicht mehr.
Mit witzigen Dialogen, Einfühlung in die Geschlechterbeziehungen und Wiedergabe typischer Gesprächssituationen erregt Darios Fos Stück beim Publikum auch heute noch große Heiterkeit, weil sich in der Kommunikation zwischen Mann und Frau im Grunde genommen seit damals nicht viel geändert hat. Zwar führt man vielleicht den Versuch, eine offene Ehe zu führen, offiziell nicht mehr allzu häufig durch, aber Liebe, Ehe, Treue, Eifersucht spielen auch in heutigen Paarbeziehungen immer noch die gleiche Rolle. Für die jetzige Aufführung im Düsseldorfer Schauspielhaus wurde "Offene Zweierbeziehung" behutsam modernisiert, mit Zeitbezügen aufgefrischt, und dank der Spielfreude von Claudia Hübbecker als Antonia und Miguel Abrantes Ostrowski als Mann ohne Namen wurde dem Publikum ein überaus gelungener, erheiternder Abend geschenkt.
Darsteller (in): Claudia Hübbecker, Miguel Abrantes Ostrowski
Leitung Tim Lucas, Reinar Ortmann, Sonja Waldecker
Premiere am 12. Dezember 2009 um 19.30 Uhr, Kleines Haus