Man wollte und konnte nicht glauben, dass ein Mensch zu solchen Verbrechen fähig war. Schnell war der Volkskonsens gefunden den „Teufel“ zu töten, das Böse auszulöschen. Für ein solches Monster waren die Gesetze nicht hart genug, für Bartsch konnte keine herkömmliche Gerechtigkeit gelten. Er wurde dennoch "ganz normal" verurteilt und inhaftiert. Aus der Haft heraus schrieb er viele Briefe an Paul Moor. Der Dramaturg Oliver Reese hat diese Briefe zusammengestrichen und daraus einen Theaterabend zusammengestellt.
„Bartsch, Kindermörder“ ist eine Selbstdarstellung, sicherlich. Eine Selbstdarstellung aber, die sich klar absetzt von den anderen Stücken zu diesem Thema. Der Text ist weder eine gruselige Monstershow, die sich an der Unfassbarkeit der Taten delektiert, noch ein sozialkitschiges Rührstück, das der Gesellschaft die alleinige Schuld zuschieben würde. Das Stück zeigt vielmehr, dass Furchtbares getan wurde, aber eben nicht vom Teufel, von einem Monster, sondern von einem Menschen. Einem Mann mit Träumen, Zielen, mit Ängsten und Hoffnungen. Einem Mann mit Hobbys, Ticks und Eigenheiten. Einem Mann, der treu zu einem Freund stehen kann und zugleich die ganze Bestialität eines mehrfachen Kindermörders aufbringt. Der echte Bartsch übrigens willigte nach Jahren der Haft ein, sich kastrieren zu lassen. Bei dieser Operation kam er durch „Komplikationen“ ums Leben. Die öffentliche Meinung konnte aufatmen: zumindest für kurze Zeit war das Böse besiegt, der Teufel war tot.