Concerto Barocco
George Balanchine
„Die einzige mögliche Vorbereitung für dieses Ballett ist die Kenntnis seiner Musik, denn ‚Concerto Barocco‘ hat keine Handlung jenseits der Partitur, zu der es getanzt wird, und jenseits der Tänzer, die es aufführen“ – so äußerte sich George Balanchine selbst über sein 1940 mit dem American Ballet in New York uraufgeführtes Ballett zu Johann Sebastian Bachs Konzert für zwei Violinen d-Moll BWV 1043. Eine Choreographie, die aufs Schönste all das vor unseren Augen erstehen lässt, was den bis heute ebenso unvergleichlichen wie zu seiner Zeit revolutionären Stil des Neoklassikers ausmacht: Das Sichtbarmachen musikalischer Strukturen im Raum, die mathematische Präzision seiner Formationen, die immer aber auch menschliche Tiefe kennt, die Geschwindigkeit, die scharfe Attacke und Klarheit. Die nie endende Faszination durch den menschlichen Körper und die Überschreitung seiner Grenzen führte Balanchine zur immer weiteren Ausfeilung der Tanztechniken. Seine Ballette sind bis heute Meilensteine und setzen in künstlerischer wie tanztechnischer Hinsicht Maßstäbe. Für Ballettdirektor Martin Schläpfer sind seine Arbeiten ein wesentlicher Bestandteil des Repertoires, das es heute nicht nur aus balletthistorischem Interesse zu pflegen gilt, sondern auch als Schule für sein Ensemble, denn – so Schläpfer: „Eine gute Compagnie braucht die Stücke von Balanchine, ein exzellenter Tänzer braucht Balanchine.“
George Balanchine © The George Balanchine Trust
Musik Konzert für zwei Violinen und Orchester d-Moll BWV 1043 von Johann Sebastian Bach Choreographie George Balanchine
Musikalische Leitung Christoph Altstaedt
Licht Thomas Dieck
Einstudierung Patricia Neary
Solo-Violinen Dragos Manza, Egor Grechishnikov
Soli Claudine Schoch, Louisa Rachedi, Martin Chaix
Tänzerinnen Doris Becker, Wun Sze Chan, Cristina Garcia Fonseca, Christine Jaroszewski, Nicole Morel, Virginia Segarra Vidal, Anna Tsybina, Irene Vaqueiro
Orchester Düsseldorfer Symphoniker
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Kleines Requiem
Hans van Manen
Immer wieder kreisen seine Choreographien in ihrer klaren Ästhetik, typischen Gestik, ihren den Raum
strukturierenden Formen und klar definierten Blickrichtungen um ein Thema: Die Beziehung von Menschen untereinander – von Mann und Frau, Frau und Frau, Mann und Mann. Und doch ist das Schaffen des Niederländers Hans van Manen so unerschöpflich, dass man bei jedem Werk wieder staunend davorsteht, um diese Kunst zu verstehen, einen äußerst kreativen Kopf zu enträtseln.
Mit dem 1996 für das Nederlands Dans Theater I kreierten „Kleinen Requiem“ auf das gleichnamige Werk des polnischen Komponisten Henryk Mikołaj Górecki übernimmt das Ballett am Rhein ein weiteres Meisterwerk Hans van Manens in sein Repertoire. Als würden sie ihre Lebenswege abschreiten – mal gemächlich einen Fuß vor den anderen setzend, mal voller Energie rennend – bewegen sich drei Tänzerinnen und vier Tänzer in Hans van Manens Choreographie durch den Raum, treffen sich zu immer neuen Paarkonstellationen zwischen Mann und Frau und verlieren sich wieder. Den ganzen Kosmos menschlichen Fühlens und Miteinanders breiten sie vor unseren Augen aus – um schließlich in einem zärtlichen Pas de deux zwischen zwei Tänzern, um die eine einzelne Tänzerin einsam ihre Bahnen zieht, zu schließen.
„Kleines Requiem“ wird gefördert im Rahmen des Fonds Neues Musiktheater.
Musik Kleines Requiem für eine Polka op. 66 von Henryk Mikołaj Górecki
Choreographie Hans van Manen
Musikalische Leitung Christoph Altstaedt
Bühne und Kostüme Keso Dekker
Licht Joop Caboort
Einstudierung Mea Venema
Tänzerinnen Marlúcia do Amaral, Feline van Dijken, Julie Thirault
Tänzer Helge Freiberg, Alexandre Simões, Remus Sucheana, Maksat Sydykov
Orchester Düsseldorfer Symphoniker
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Ungarische Tänze – Uraufführung
Martin Schläpfer
Nachdem der Choreograph Marco Goecke aus gesundheitlichen Gründen leider seine Arbeit mit dem Ballett am Rhein abbrechen musste, entschied sich Martin Schläpfer kurzfristig, das Programm b.13 mit einer eigenen Uraufführung abzuschließen. Musikalische Basis sind ihm dabei die „Ungarischen Tänze“ von Johannes Brahms – jene ebenso berühmten wie mitreißenden und manchmal auch etwas melancholischen Tanzweisen nach ungarischen Volks- und Zigeuner-Melodien, die der Hamburger Komponist kongenial in die Sphäre der Kunstmusik versetzte.
Zwei Paare werfen sich geradezu hinein in diese Musik, die uns von der ersten Note an sofort in ihren Bann zieht, greifen ihren Schwung auf, ja scheinen ihn noch übertreffen zu wollen in der Freude ihrer Bewegungen, der unbändigen Kraft des befreiten Tanzens. Vieles wirkt fast ein wenig skurril, volkstanzmäßig, erdig – aus der Mitte einer Gesellschaft kommend, die ihre archaischen Wurzeln noch nicht verloren hat, mit Ironie, Satire und Humor inszeniert und doch voller berührender Untertöne wie beispielsweise eine ungarische Bauern-(Blut-)hochzeit oder eine geradezu genrehafte Familienszenerie. Martin Schläpfer lässt Csárdás und Polka tanzen – und dann wird wieder nach allen Regeln der vollendeten klassischen Kunst gesprungen, battiert, gedreht, werfen sich die Tänzerinnen und Tänzer mit augenzwinkerndem Humor hinein in die vielen Posen der klassischen Ballettkultur, die uns in Balanchines „Concerto Barocco“ zu Beginn des Abends gerade noch in ihrer so artifiziell-verfeinerten
Kunstfertigkeit vor Augen geführt wurde. Im Verein mit Volkstanzelementen, dem Alltag abgelauschten
Bewegungen und winzigen anekdotischen Szenerien überführt Martin Schläpfer den klassischen Tanz in eine wilde, ungezähmte Schönheit. – Eine ungewöhnliche Hommage an Balanchine, aber auch eine Hommage an Hans van Manen, dem Martin Schläpfer seine „Ungarischen Tänze“ widmet.
Musik Ungarische Tänze WoO 1 von Johannes Brahms (Aus Heft 1: Nr. 1 bis 8 und 10; aus Heft 2: Nr. 11 bis 14, 16 und 17)
Choreographie Martin Schläpfer
Musikalische Leitung Christoph Altstaedt
Kostüme Sabine Schnetz
Licht Thomas Diek
Tänzerinnen Sachika Abe, Ann-Kathrin Adam, Marlúcia do Amaral, Camille Andriot, Doris Becker, Wun Sze Chan, Mariana Dias, Yuko Kato, So-Yeon Kim, Anne Marchand, Nicole Morel, Carly Morgan, Louisa Rachedi, Virginia Segarra Vidal, Julie Thirault
Tänzer Christian Bloßfeld, Andriy Boyetskyy, Paul Calderone, Martin Chaix, Philip Handschin, Antoine Jully, Marquet K. Lee, Sonny Locsin, Marcos Menha, Bruno Narnhammer, Bogdan Nicula, Chidozie Nzerem, Sascha Pieper, Boris Randzio, Alexandre Simões, Remus Sucheana, Pontus Sundset
Orchester Düsseldorfer Symphoniker
Aufführungen von b.13 im Opernhaus Düsseldorf:
Sa 10.11. 19.30 Uhr | Do 15.11. 19.30 Uhr | Sa 17.11. 19.30 Uhr | Di 20.11. 19.30 Uhr |
Sa 08.12. 19.30 Uhr | So 16.12. 18.30 Uhr | Fr 21.12. 19.30 Uhr | Do 17.01. 19.30 Uhr |
Do 07.03. 19.30 Uhr
Tickets und Informationen: Opernshops Düsseldorf und Duisburg, Tel. 0211.89 25 211, www.ballettamrhein.de