Ballettdirektorin Anna Vita hat sich dafür ihren geschätzten Kollegen Roberto Scafati aus dem Ulmer Theater eingeladen, der eigens für die Compagnie des Mainfranken Theaters das Ballett Lascia che accada kreierte, das in Würzburg zur Uraufführung kommen wird. Mit Lass es geschehen – so der Titel in deutscher Übersetzung – fordert Scafati das Publikum auf, sich zurückzulehnen und die Atmosphäre und Eindrücke auf sich wirken zu lassen. Mit viel Einfühlungsvermögen und einer ganz eigenen Ästhetik setzt sich der Choreograf mit existenziellen Fragen der Menschheit auseinander und zeigt in ungemein poetischen Bildern, wie jeder Mensch auf unterschiedliche Art und Weise mit Problemen im Leben zu kämpfen hat. Dabei kann auch das Loslassen selbst zur Herausforderung werden – im positiven wie im negativen Sinne. Als wichtiges Stilmittel setzt Scafati die Musik von Loscil (Scott Morgan), Philip Glass, Félix Lajkó und Ólafur Arnalds ein und erzeugt damit mystische bis romantische – in jedem Fall höchst emotionale Stimmungen.
Nachdem sich das diesjährige Spielzeitthema unter anderem mit „Götzen“ beschäftigt und sich Richard Strauss´ Geburtstag zum 150. Mal jährt, befasst sich Anna Vita im zweiten Teil des Abends mit einem biblischen Sujet dieses Komponisten: In der Josephs-Legende wird der unschuldige Hirtenknabe Joseph von seinen elf Brüdern aus Neid verstoßen und in einen Brunnen geworfen. Die göttliche Fügung will es, dass er aus der Zisterne befreit wird. Joseph wird als Sklave nach Ägypten in das Haus des Potiphars verkauft. Durch seine Klugheit und tiefe Gläubigkeit zieht er bald alle seinen Bann. Aber auch hier begegnet er Neid und Missgunst – und vor allem dem Ewig-Weiblichen in Gestalt von Potiphars Frau, die ihn zu verführen sucht. Mit Ehrlichkeit und großer Diplomatie gelingt es ihm schließlich seine Unschuld zu beweisen.
TEAM
Bühne: Sandra Dehler
Kostüme: Kristopher Kempf
Licht: Klaus Gärditz
Dramaturgie: Christoph Blitt
LASCIA CHE ACCADA (LASS ES GESCHEHEN)
Choreografie: Roberto Scafati
MIT
Zoya Ionkina, Cara Hopkins, Kirsten Renee Marsh, Camilla Matteucci, Ran Takahashi
(Kaori Morito), Ivan Alboresi, Davit Bassénz, Leonam Santos, Timothy Szczepkowski-Collins (Felipe Soares Cavalcante)
JOSEPHS-LEGENDE
Choreografie: Anna Vita
MIT
Joseph: Aleksey Zagorulko / Timothy Szczepkowski-Collins
Potiphar: Felipe Soares Cavalcante / Leonam Santos
Potiphars Frau: Ivana Kocevska / Cara Hopkins
Sklavinnen: Camilla Matteucci, Kaori Morito / Zoya Ionkina, Kirsten Renee Marsh
Sklaven: Davit Bassénz, Leonam Santos / Ivan Alboresi, Timothy Szczepkowski-Collins
Josephs Brüder: Komparserie des Mainfranken Theaters
BIOGRAFIEN
Roberto Scafati stammt aus Rom und studierte an der dortigen Scuola Italiana di Danza und bei Rosella Hightower in Cannes. Er tanzte am Teatro San Carlo in Neapel und am Teatro dell’Opera di Roma, bevor er im Jahre 1994 als Solotänzer zum Ensemble des Ulmer Balletts stieß. Seit 1995 arbeitete er auch vermehrt als Choreograf am Ulmer Theater, am Theaterhaus Stuttgart oder bei den Ettlinger Schlossfestspielen. Seine Arbeiten ernteten bei internationalen Wettbewerben und Festivals wie dem Internationalen Solo-Tanztheater-Wettbewerb in Stuttgart, dem Welttanztag in Basel oder dem Tanzfestival in Porto (Portugal) viel Lob und Anerkennung. 2004 wurde er zum Proben- und Trainingsleiter in Ulm berufen, seit 2009 ist er dort Ballettdirektor und präsentiert in dieser Funktion jährlich mehrere neue Kreationen. Nachdem er bereits bei der Ballettgala 2012 und bei der Balletgala „Europa tanzt“ 2013 am Mainfranken Theater mit seiner Ulmer Compagnie Kostproben seiner Arbeit präsentierte, ist Lascia che accada seine erste eigenständige Choreografie für das Würzburger Ballettensemble.
Anna Vita absolvierte ihre Ausbildung an der „John Cranko Schule“ in Stuttgart. Von 1983 an war sie am Staatstheater Saarbrücken, am Theater Dortmund, an der Oper Bonn, am Theater Basel und an der Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg engagiert. Seit 2004 ist sie Ballettdirektorin und Choreografin am Mainfranken Theater Würzburg. Seitdem kreierte sie für die Ballettcompagnie unter anderen Produktionen wie Der Nussknacker, Romeo und Julia, Das Bildnis des Dorian Gray, Dracula, Othello, Der Besuch der alten Dame oder Cyrano de Bergerac. Gastaufträge führten sie an das Theater Augsburg, die Oper Halle oder die Deutsche Oper am Rhein. Anna Vita ist Trägerin des Theaterpreises Würzburg 2007 des Theater- und Orchesterfördervereins. Durch die jahrelange Arbeit mit Youri Vàmos und seinem Team sowie durch den engen Kontakt zu den Balletten John Crankos während ihrer Ausbildung festigte sich bei Anna Vita das Bestreben nach einer tänzerischen Umsetzung von Geschichten. Gleichzeitig stehen der Mensch und dessen Beziehungen zu seiner Umwelt im Zentrum ihres Interesses. Dabei hat sie ihren eigenen Stil entwickelt, der Elemente der Neoklassik, der Moderne und des Tanztheaters miteinander verbindet.