Enzo Grimaldo, Fürst aus Genua, und Laura lieben sich, aber Laura wird aus politischen Gründen mit Alvise Badoero verheiratet, einem Haupt der Staatsinquisition. Der aus Venedig verbannte Enzo lebt aber – verkleidet und unter falschem Namen – dennoch dort. Er verbindet sich mit der – wiederum vom Staatspitzel Barnaba heiß begehrten – Straßensängerin Gioconda, die ihm leidenschaftlich zugetan ist, kann aber Laura nicht vergessen… Das Werk wird von Dekadenz, Morbidität, Spitzel- und Intrigantentum beherrscht, es spiegelt den Alptraum eines Systems der geheimen Anklage.
Im Zentrum stehen die Auseinandersetzungen um drei Liebesgeschichten, die, zumindest von der Ausgangssituation her, sämtlich unglücklich sind, eine Konstellation, die an Sartres Theaterstück „Bei geschlossenen Türen“ erinnert. Ein komplexes Geflecht aus verschiedenen emotionalen Beziehungen mündet in einen zerstörerischen Reigen aus verschmähter Liebe, daraus geborenem Hass, Zerstörungswut und Tod. Allerdings ist das private Geschehen in der Oper nicht vorstellbar ohne den ständigen Bezug zum dazugehörigen örtlichen Ambiente: Historisches und Privates erscheinen als voneinander Abhängiges, als unerbittlich ineinander Verschränktes.
Die düstere Grundstimmung ergibt sich aus der Angst vor einem unfassbaren und unheimlichen staatlichen Moloch, der Herrscher wie Beherrschte erfasst. – „La Gioconda“, Uraufführung der fünften Fassung am 12. Februar 1880 im Teatro alla Scala Mailand, ist fraglos Amilcare Ponchiellis (1834-1886) Hauptwerk und die einzige seiner Opern, die auch international einen großen Erfolg zu verbuchen hatte. Sie folgt, was Struktur und vor allem äußeren Aufwand anbetrifft, dem Vorbild der französischen Grand Opéra. Ponchiellis Melodik ist überwiegend der Belcanto-Tradition verhaftet. Die Partitur erfährt jedoch eine ungewöhnliche Akzentuierung durch das Einbeziehen wirkungsvoller Chöre und charakteristischer Tänze, darunter der berühmte „Tanz der Stunden“, in Karlsruhe interpretiert von Birgit Keils Ballett-Compagnie am Badischen Staatstheater.
Dramma lirico in vier Akten - in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Text von Tobia Gorrio alias Arrigo Boito nach Victor Hugos Drama „Angelo, tyran de Padoue“
Musikalische Leitung: Christoph Gedschold | Regie: Annegret Ritzel | Bühne: Siegfried E. Mayer | Kostüme: Annegret Ritzel / Siegfried E. Mayer | Chor: Ulrich Wagner | Choreografie: Flavio Salamanka
Mit: Barbara Dobrzanska (La Gioconda), Ewa Wolak / Anna Maria Dur (Die Blinde), Lance Ryan / Keith Ikaia-Purdy (Enzo Grimaldo), Konstantin Gorny / Ulrich Schneider (Alvise Badoero), Sabina Willeit (Laura, seine Frau), Walter Donati / N.N. (Barnaba, ein Spitzel), Alexander de Paula (Zuane, ein Gondoliere), Gideon Poppe / Sebastian Haake (Isepo, ein öffentlicher Schreiber), N.N. (Bootsmann, Sänger, Steuermann, Kirchendiener )
Badischer Staatsopernchor, Extra-Chor, Mitglieder des Ballettensembles, Badische Staatskapelle
Weitere Vorstellungen: 3.5. und 26.5.2011