Der erste Satz berührte die Zuhörer als einfühlsam musiziertes Variationen-Andante, dessen zweiteiliges Thema mit eindringlicher klanglicher Intensität bestach. Zuerst erschien es in Moll, dann in Dur, wobei die figuralen Variationen die Zuhörer beeindruckten. Der langsame Satz Poco adagio, cantabile überzeugte als dreiteiliger Liedsatz in E-Dur, dessen Erhabenheit von den Musikern voll ausgekostet wurde. Die Verdopplung und Oktavierung der Melodie in Violine und Klavier fesselte das Publikum ungemein. Das hervorragend musizierte Presto-Finale faszinierte als zigeunerisches Rondo, dessen Klangzauber sogar an Brahms gemahnte.
Nicht minder eindrucksvoll war dann die Wiedergabe des Streichquartetts Nr. 2 op. 10 aus den Jahren 1916 bis 1918 von Zoltan Kodaly mit Natia Wiedmann (Violine), Kirsten Frantz (Violine), Hedwig Gruber (Viola) und Olivier Marger (Violoncello). Hier wirkten die klassischen Formen stark rhapsodisch aufgelockert. Sie erschienen dabei weicher, verbindlicher und leichter zugänglich als die Musik Bartoks. Erhebliche melodische und rhythmische Kraft setzte sich in imponierender Weise durch! Das Spiel der Formation war äusserst konzentriert. Dadurch gewann diese Komposition ihre erstaunliche innere Stärke. Kodaly betont wie Bartok das magyarische Nationalelement. Er kostet die Reize der Nationalmelodie jedoch noch mehr aus. Ihm ist im Musikalischen wie im Geistigen die bis zum Fanatisch-Verbissenen gesteigerte Unerbittlichkeit Bartoks fremd. Dies kam bei der erfrischenden Wiedergabe mit den Mitgliedern des Staatsorchesters sehr überzeugend zum Vorschein.
Höhepunkt dieses Kammerkonzerts war jedoch die mitreissende Wiedergabe des Klavierquartetts Nr. 1 in g-Moll op. 25 von Johannes Brahms. Dieses Quartett wurde im Jahre 1861 in Hamburg mit Clara Schumann am Klavier uraufgeführt. Der beginnende Sonatensatz in g-Moll wurde von Veronika Unger (Violine), Bertram Jung (Viola), Olivier Marger (Violoncello) und Polina Jakovleva (Klavier) in seiner formalen Klarheit voll ausgekostet. Thematische Vereinheitlichung durch Motivvariation ragte hier eindringlich hervor. Arnold Schönberg hat dieses Werk für Orchester bearbeitet - und die Formation betonte passend die versteckten "sinfonischen" Momente der einzelnen Sätze. Die ständig sich neu entwickelnde Variation kam so im ersten Satz leuchtkräftig zum Vorschein. Pathetische Sexten und Oktaven blitzten hervor - und auch die Sechzehntel-Figuren verbanden sich nahtlos mit der präzis musizierten motivischen Entwicklung. Die zu einer großen Coda erweiterte Schlussgruppe entfaltete sich auch im ostinaten Bass imponierend. Das Intermezzo in c-Moll faszinierte als con sordino erscheinendes, unheimliches Nachtstück.
Das E-Dur-Trio zeigte ebenfalls erstaunliche klangfarbliche Reize, die sich immer weiter verfeinerten. Nach der erweiterten Coda strahlte die C-Dur-Wendung umso klarer hervor! Im Andante behauptete sich die chromatisch getönte, leidenschaftliche Melodie mit großer Intensität. Das unendliche Strömen der Harmonik gefiel dabei in besonderer Weise.
Zum Abschluss begeisterte das Publikum der zigeunerische Zauber des Rondo-Finales in g-Moll, das mit einer großen "Cymbal"-Kadenz aufwartet. Die Stretta wurde vom Ensemble im Mozartsaal in grandioser Weise betont.
Viele "Bravo"-Rufe.












