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Arthur Schnitzler, "Professor Bernhardi", Burgtheater Wien Arthur Schnitzler, "Professor Bernhardi", Burgtheater Wien Arthur Schnitzler,...

Arthur Schnitzler, "Professor Bernhardi", Burgtheater Wien

Premiere 16. April 2011, 19.30 Uhr. -----

Professor Bernhardi, ein erfolgreicher Internist, ist Leibarzt des Wiener Adels und Direktor einer Privatklinik. Seine Karriere wird jäh unterbrochen, als er aus humanitärer und ärztlicher Überzeugung einem katholischen Pfarrer den Zugang zu einer Patientin verweigert.

Diese liegt nach einer illegalen Abtreibung im Sterben, wähnt sich selbst jedoch euphorisch auf dem Weg der Genesung. Der Arzt möchte ihr die mit der Letzten Ölung einhergehende Todesangst ersparen und ihr stattdessen ein „glückliches Sterben“ ermöglichen. Während der Geistliche sich gegenüber Professor Bernhardi noch auf das Gesetz der Kirche beruft, stirbt die Frau ohne Sterbesakramente und die Möglichkeit zur Buße. Bernhardi, der Jude ist, sieht sich daraufhin im katholischen Wien einer antisemitischen Hexenjagd ausgesetzt, anhand der vor allem politische Interessen verfolgt werden. Bernhardi wird zum Rücktritt von seinem Leitungsposten gedrängt und schließlich aufgrund von falschen Zeugenaussagen wegen Religionsstörung zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt.

Wie Professor Bernhardi so erlebte auch Arthur Schnitzler den bedrohlich zunehmenden Antisemitismus in Wien um 1900: „Lesen Sie manchmal Wiener Zeitungen, Parlaments- und Gemeinderathsberichte? Es ist stauneswerth unter was für Schweinen wir hier leben - und ich denke immer, selbst Antisemiten müsste es doch auffallen, dass der Antisemitismus – von allem andern abgesehen – jedenfalls die sonderbare Kraft hat, die verlogensten Gemeinheiten der menschlichen Natur zu Tage zu fördern und sie aufs höchste auszubilden.“ „Professor Bernhardi“ hatte bis zum Ende der Habsburger Monarchie in Österreich Aufführungsverbot „wegen der tendentiösen und entstellenden Schilderung hierzuländischer öffentlicher Verhältnisse.“

Die Tragikomödie über eine von Verdrängungsmechanismen getriebene Gesellschaft, welche unter anderem von Rufmord, Glaubensgemeinschaft versus Individualismus, Opportunismus, Willensfreiheit und Sterbebegleitung handelt, hat an Aktualität nichts eingebüßt.

Regie: Dieter Giesing

Bühnenbild: Karl-Ernst Herrmann

Kostüme: Fred Fenner

Mitarbeit: Johann Kresnik

Musik: Jörg Gollasch

Licht: Friedrich Rom

Dramaturgie: Amely Joana Haag

Dr. Bernhardi, Professor für interne Medizin, Direktor des Elisabethinums

Joachim Meyerhoff

Dr. Ebenwald, Professor für Chirurgie, Vizedirektor

Roland Koch

Dr. Cyprian, Professorin für Nervenkrankheiten

Caroline Peters

Dr. Pflugfelder, Professor für Augenkrankheiten

Udo Samel

Dr. Filitz, Professor für Frauenkrankheiten

Oliver Masucci

Dr. Tugendvetter, Professor für Hautkrankheiten

Klaus Pohl

Dr. Löwenstein, Dozent für Kinderkrankheiten

Martin Schwab

Dr. Schreimann, Dozent für Halskrankheiten

Marcus Kiepe

Dr. Oskar Bernhardi, Assistent Bernhardis

Sven Dolinski

Hochroitzpointner, Kandidat der Medizin

Christoph Luser

Ludmilla, Krankenschwester

Stefanie Dvorak

Professor Dr. Flint, Unterrichtsminister

Nicholas Ofczarek

Hofrat Dr. Winkler, im Unterrichtsministerium

Branko Samarovski

Franz Reder, Pfarrer der Kirche zum Heiligen Florian

Lucas Gregorowicz

Dr. Goldenthal, Verteidiger

Bernd Birkhahn

Dr. Wenger, Assistent Tugendvetters

Robert Reinagl

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