Erstmals in München wird Sergej Prokofjews Monumentaloper „Krieg und Frieden“, zum 70. Todestag des Komponisten aufgeführt. Das gewaltige Werk basiert auf Leo Tolstois Klassiker der Weltliteratur gleichen Namens. Allein die rund 40 Solistinnen und Solisten verdeutlichen die beachtlichen Ausmaße dieser Oper. Verantwortlich für die Inszenierung zeichnet Dmitri Tcherniakov mit Vladimir Jurowski am Dirigentenpult.
Leo Tolstoi schuf mit seinem Roman „Krieg und Frieden“ einen Weltklassiker des russischen Realismus. Tolstoi verwebt für seine Erzählung die Einzelschicksale verschiedener Familien der russischen Gesellschaft zur Zeit der napoleonischen Kriege in Russland und schafft damit ein detailreiches und dokumentarisches Sittenbild einer ganzen Epoche.
Prokofjews Adaption fokussiert sich im ersten Teil auf die amourösen Verstrickungen rund um die Hauptfigur Natascha. Fürst Andrei Bolkonski verliebt sich während einer Ballnacht in sie, doch ihre Verlobung steht unter keinem glücklichen Stern. Die verheiratete Helene Besuchow macht Natascha mit ihrem Bruder Anatol Kuragin bekannt, der Natascha seine Liebe gesteht. Während er ihre Flucht plant, stürzt Natascha in eine Krise. Doch der Plan scheitert. Durch Helenes Mann Pierre Besuchow erfährt Natascha, dass Anatol bereits verheiratet ist und gesteht ihr seinerseits, dass er in sie verliebt ist. Als Pierre Anatol zur Rede stellt und ihn auffordert, Moskau zu verlassen, werden sie jäh von den aufmarschierenden französischen Truppen unterbrochen.
Der zweite Teil verfolgt die Geschehnisse um die Schlacht bei Borodino, aus der Napoleon als Sieger hervorgeht. Um Napoleon zum Rückzug zu zwingen, beschließen die Bürger Moskaus im dritten Teil, ihre Stadt anzuzünden. Pierre wird als Brandstifter gefasst und entgeht knapp seiner Hinrichtung. Seine Frau Helene und Nataschas Verlobter Andrei kommen in den Wirren ums Leben, doch erfährt Pierre, dass Natascha am Leben sei. Ein General verkündet schließlich den Sieg Russlands.
1941 machte sich Sergej Prokofjew den Roman nach dem deutschen Überfall auf die damalige Sowjetunion zur Vorlage eines gewaltigen nationalen Opernprojektes. Das Werk galt wegen seiner Vielschichtigkeit lange Zeit als ungeeignet für eine Opernadaption. Prokofjew widmete sich dem ehrgeizigen Versuch, die verflochtenen Handlungsstränge in eine musikalische Essenz zu überführen. Die Parallelen zwischen der Handlung zur Zeit der napoleonischen Kriege und dem 2. Weltkrieg führten zur Entstehungszeit der Oper zu einem öffentlichen Diskurs. Nachdem Prokofjew seine erste Version der Komposition 1943 beendet hatte, musste das Werk durch politische Beschlüsse immer wieder umgearbeitet, Szenen gestrichen oder ergänzt und Texte umgeschrieben werden. Noch bis zu seinem Tod 1953 arbeitete Prokofjew an der Oper, eine vollständige Uraufführung zu Lebzeiten blieb aus.
Ein Jahr nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat das Werk, das als russisches Nationalwerk gilt, an Brisanz nicht verloren; eine Herausforderung, mit der sich das Team um Regisseur Dmitri Tcherniakov und den Musikalischen Leiter Vladimir Jurowski intensiv beschäftigt hat.
Produktion
Bel Air/UNITEL
BR
Mit
Alexander Fedin (Kaisarow)
Mischa Schelomianski (Ilja Andrejewitsch Rostow)
Xenia Vyaznikova (Wassilissa)
Sergei Leiferkus (Matwejew)
Alexander Fedorov (Fjodor)
Nikita Volkov (Tichon Schtscherbaty)
Dmitry Cheblykov (Denissow)
Stanislav Kuflyuk (Métivier)
Roman Chabaranok (Gawrila)
Elmira Karakhanova (Dunjascha)
Oksana Volkova (Matrjoscha)
Olga Kulchynska (Natascha Rostowa)
Tómas Tómasson (Napoleon)
Kevin Conners (De Beausset)
Liam Bonthrone (Gérard)
Xenia Vyaznikova (Mawra Kusminitschna)
Bekhzod Davronov (Anatol Kuragin)
Victoria Karkacheva (Hélène Besuchowa)
Arsen Soghomonyan (Pierre Besuchow)
Andrei Zhilikhovsky (Andrej Bolkonski)
Olga Guryakova (Peronskaja)
Violeta Urmana (Marja Dmitrijewna Achrossimowa)
Alexandra Yangel (Sonja)
Fernsehregie
Andy Sommer
Inszenierun
Dmitri Tcherniakov
Dirigent/-in
Vladimir Jurowski
Chor
David Cavelius
Kostüme
Elena Zaytseva
Licht
Gleb Filshtinsky
Dramaturgie
Malte Krasting
Deutschland 2023
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