Die feindselige Stimmung zwischen den engagierten Komödianten auf der einen und den Opernsängern auf der anderen Seite wird weiter angeheizt, als derselbe Herr aus heiterem Himmel die gleichzeitige Aufführung beider Werke anordnet – ein Schock, nicht nur für den verzweifelten Komponisten, aber auch eine Chance: Denn so prallt die Trauer der verlassenen Ariadne auf die Lebenslust der Komödiantin Zerbinetta.
Was noch im »Vorspiel« als unvereinbar und katastrophal erschien – eben die Verbindung von Opera buffa und Opera seria –, entpuppt sich in der »Oper« als ein Coup. Das Wunder des Theaters scheint perfekt … Ariadne auf Naxos bringt die spannungsreiche Beziehung zwischen komischer und ernster Oper auf die Bühne; ein Konflikt, der zentrale Debatten der Operngeschichte wie in einem Brennspiegel bündelt.
Nun geht es in dieser Oper aber nicht nur um Kunst, sondern, wie in den meistern Opern, auch um Liebe. Doch welche Frau hat Recht? Ist es die hübsche Zerbinetta, die Realistin, die ihre Möglichkeiten des kurzen, unterhaltsamen Glücks mit vielen Männern perfekt einschätzt und jede Gelegenheit nützt? Die die Männer mit Lust und Ge[1]schick bezirzt? Oder hat Ariadne recht, die Ideale, die nur die eine, wahre Liebe im Leben sucht?
Was auf den ersten Blick eher gewollt und konstruiert anmuten könnte, ist eines der beeindruckendsten Musiktheaterwerke des legendären Duos Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal. Die Liebe der Autoren zu scharfen Kontrasten und Brüchen zwischen Einfachheit und hoher Kunst, zwischen Komik und Ernst führt in Ariadne auf Naxos zu einer ungeahnten Harmonie dieser beiden Welten. Das Theater führt sich selbst auf, scheut dabei kein Pathos und hat einen Heidenspaß.
Ariadne auf Naxos
Oper in einem Aufzug nebst einem Vorspiel
Musik von Richard Strauss
Text von Hugo von Hofmannsthal
Musikalische Leitung: György Mészáros
Inszenierung: Kai Anne Schuhmacher
Bühne: Lisa Däßler
Kostüme: Valerie Hirschmann
Dramaturgie: Elisabeth Wirtz
Maske: Kerstin Steinke
Licht: Carsten-Alexander Lenauer
Der Haushofmeister: Adrian Thomser
Ein Musiklehrer: Andreas Jören
Der Komponist: Dara Savinova / Emily Dorn
Der Tenor (Bacchus): Mario Zeffiri
Ein Offizier: Yoseph Park
Ein Tanzmeister: Nando Zickgraf
Ein Perückenmacher: Florian Zanger
Ein Lakai: Irakli Atanelishvili
Zerbinetta: Penelope Kendros / Xenia Cumento
Primadonna (Ariadne): Michaela Selinger
Harlekin: Jakob Kunath
Scaramuccio: Stephen Chambers
Truffaldino: Seungweon Lee
Brighella: Hyunsik Shin
Najade: Stephanie Hershaw
Dryade: Dorothee Bienert
Echo: Aditi Smeets
Symphonisches Orchester