In diesem dritten Gemeinschaftswerk von Richard Strauss und seinem Librettisten Hugo von Hofmannsthal tritt das Pathos der antiken Ariadne-Handlung der Ironie des Tanzspieles gegenüber, sodass sich die beiden Traditionen gegenseitig kommentieren.
Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss schaffen mit ihrer «Ariadne auf Naxos» eine teilweise absurde Gleichzeitigkeit von ernster Oper und komischem Intermezzo. Dieses – für alle Beteiligten – hoch emotionale Gesamtkunstwerk entsteht mehr oder weniger aus der Not heraus, wenn der reiche Auftraggeber der tragischen Oper ARIADNE aus terminlichen Gründen anordnet, diese zeitgleich mit
der Posse «Die untreue Zerbinetta mit ihren vier Liebhabern» auf die Bühne zu bringen. Der Eklat ist vorprogrammiert: Der Komponist der Oper fühlt sich in seiner Ehre gekränkt Kürzungen am Stück vornehmen zu müssen und sieht sein Werk von der Anwesenheit der Komödianten auf derselben Bühne entweiht. Mit den Worten „Musik ist eine heilige Kunst“ macht zumindest er seinen Standpunkt innerhalb des Kulturbetriebes klar; ob dies gleichermassen für Zerbinetta zutrifft, ist fraglich, denn:
„Auf dem Theater spiele ich die Kokette, wer sagt, dass mein Herz dabei im Spiele ist?“
Diesen Umstand verschiedener Auffassungen und Standpunkte nimmt die Regisseurin Lydia Steier zum Anlass, unterschiedliche Inszenierungstraditionen und Rollenverständnisse einander gegenüber zu stellen. Nachdem sowohl die Opernkompagnie als auch die Truppe der Komödianten im Vorspiel des Abends ihre beiden Gastspielvorbereitungen getroffen haben, zeigt sich im zweiten Teil, dass es
auf beiden Seiten Darsteller gibt, die ihre eigene Kunst schnell den vermeintlichen Anforderungen des eigenen Engagements antragen. Mit der deutlichen Darstellung „falscher Theatermittel“, derer sich die Opernkompagnie bedient, wird der Konflikt zwischen den Gattungen sowie der Zwiespalt der Künstler gegenüber der Umsetzung des Werks deutlich.
Für Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss ist die Verwandlung Ariadnes, ausgelöst durch den Auftritt des vermeintlichen Todesgottes in Gestalt Bacchus, ein zentrales Thema. Regisseurin Lydia Steier nimmt den Kern des Stückes auf und lässt am Schluss eine unerwartete Verwandlung eintreten, bei der sich die Beteiligten dem Zwangskorsett einer auferlegten Inszenierung entledigen und den Weg zurück zur Kunst suchen.
Oper in einem Aufzug (1912) nebst einem Vorspiel (1916) von Hugo von
Hofmannsthal
Musikalische Leitung Kevin John Edusei –
Regie Lydia Steier –
Bühne Katharina Schlipf –
Kostüme Ursula Kudrna–
Dramaturgie Katja Bury
Zerbinetta Yun - Jeong Lee
Primadonna, Ariadne Bettina Jensen
Bacchus Michael Putsch
Najade Ani Taniguchi
Komponist Claude Eichenberger
Echo Camille Butcher
Musiklehrer Kai Wegner
Tanzmeister, Brighella Andries Cloete
Offizier, Perückenmacher Andres Del Castillo
Ein Lakai Tadeusz Tomaszcuk
Dryade Ninoslava Jaksic
Scaramuccio Michael Feyfar
Harlequin Wolfgang Resch
Truffaldin Pavel Shmulevich
Haushofmeister Uwe Schönbeck
Weitere Vorstellungen 26., 29. Apr. I 03., 08., 10., 13., 18., 25. Mai 2014 | Einführung
30 Min. vor Vorstellungsbeginn (ausser Premiere)
Öffentliche Probe: 14. April 19:00 Uhr, Stadttheater Foyer | Eintritt frei