Bereits schwer verletzt war Simpson beim Abseilen über eine Eiskante abgestürzt. Mit gebrochenem Bein frei inmitten eines Hohlraums hängend und damit unfähig, sein Gewicht vom Seil zu nehmen, zog er seinen Partner stetig zu sich in die Tiefe. Nach über einer Stunde blieb diesem keine Wahl: Um selbst zu überleben, musste er das Seil durchschneiden.
Die 2006 uraufgeführte Choroper ohne Protagonisten erzählt weder einfach das Bergdrama nach, noch ist die Komposition darauf aus, im Zuhörer Angstzustände auszulösen. Vielmehr evozieren zwei der fünf Abschnitte durch das Kollektiv des Chores innere Monologe der beiden Bergsteiger, während diejenigen dazwischen das Thema existenzieller Angst aus ganz gegensätzlichen psychologischen, poetischen und musikalischen Perspektiven kunstvoll variieren. Dabei lotet Christian Jost die gesamte Bandbreite der dramatischen und musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten eines Opernchores zwischen Singen und Sprechen aus.
I
n Weimar ist der Komponist, dessen 2009 in Berlin uraufgeführter Hamlet von der Kritikerumfrage der Zeitschrift „Opernwelt“ zur „Uraufführung des Jahres“ gewählt wurde, kein Unbekannter: 2003 war er hier composer in residence, die Staatskapelle Weimar und der Opernchor des DNT spielten seine Odyssee in vier Teilen Phoenix resurrexit ein.
Angst ist der erste Teil des Premierendoppels am letzten Septemberwochenende, mit dem die Sparte Musiktheater die Spielzeit 2010/11 eröffnet. Generalmusikdirektor Stefan Solyom, der erstmals eine Produktion im e-werk dirigieren wird, und Operndirektor Karsten Wiegand knüpfen mit ihrer ersten gemeinsamen Arbeit explizit an die Tradition des DNT an, wichtige Werke des zeitgenössischen Musiktheaters nachzuspielen und szenisch neu zu befragen.
Musikalische Leitung: Stefan Solyom
Regie: Karsten Wiegand
Bühne: Bärbl Hohmann
Kostüme: Andrea Fisser
Video: Bahadir Hamdemir
Dramaturgie: Mark Schachtsiek
Choreinstudierung: Markus Oppeneiger, Andreas Klippert
Mit: dem Opernchor des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Chorsoli: Elke Sobe/Tatjana Winn, Anne-Kathrin Doormann/Kerstin Quandt; Staatskapelle Weimar