
Der in Stuttgart als Organist der Stiftskirche berühmt gewordene Kay Johannsen war anschließend der eindrucksvolle Solist bei Francis Poulencs Konzert für Orgel, Streichorchester und Pauke aus dem Jahre 1938. Dieses Werk fasziniert durch knappe formale Grundrisse, ein diatonisches Satzbild und ironisch gefärbte "falsche Noten", wobei der Einfluss von Strawinskys neoklassizistischen Manierismen bei dieser konzentrierten Wiedergabe deutlich hervortrat. Bei den sakralen Passagen betonte Kay Johannsen zusammen mit den einfühlsam musizierenden Stuttgarter Philharmonikern unter Erina Yashima die Einflüsse der niederländischen Vokalpolyphonie der Renaissance ganz ausgezeichnet. Die Nähe zur zeremoniellen höfischen Barockmusik konnte man ebenfalls heraushören. Der langsame Walzer und die Drehorgelklänge machten sich nuancenreich bemerkbar.
Zum Abschluss musizierten die Stuttgarter Philharmoniker unter Erina Yashima die Sinfonie Nr. 41 in C-Dur KV 551 "Jupiter-Sinfonie" von Wolfgang Amadeus Mozart mit großem Elan und Temperament. Klarheit und Ausgewogenheit des Satzbildes dominierten bei dieser gelungenen Interpretation, die vor allem aufgrund ihrer Atemlosigkeit immer wieder überraschte. Ein kraftvoll gestaltetes heroisches Thema eröffnete die Sinfonie, das sich schmiegsam fortsetzte. Festlich und selbstgewiss stand das strahlende Thema da - und veränderte seine Stimmung schon bei der ersten Wiederholung. Sehr innig spielten die Stuttgarter Philharmoniker dann das zweite Thema mit einem gewissen ironischen Unterton. Schnell verbündete es sich mit dem empfindsamen Teil des ersten Themas. Über eine unvermutete Hürde von c-Moll stemmten sich hier ungeheure Energien nach Dur empor! Zum Abschluss der Exposition bahnte sich das zweite Gesangsthema den Weg zum Kopfthema zurück. Im Ausgleich der Kräfte und Stimmungen wirkte das Andante cantabile nicht weniger vollkommen. Wie es seine drei Themen aneinanderreihte, wie es lyrische Intensität mit fast dramatischem Ernst konfrontierte und endlich in träumerischer Stille versank - das war bei der Interpretation von Erina Yashima und den Stuttgarter Philharmonikern wirklich bemerkenswert. Ruhig und gelöst setzte das Menuett ein. Das Schmerzsymbol des chromatischen Quartfalls ragte deutlich hervor. Das Molto Allegro des überaus stürmisch musizierten Finales geriet hier wirklich zum Höhepunkt dieser Sinfonie. Wie genial Mozart diesen kunstvollen Sonatensatz immer wieder durch fugierte Teile ausweitete, machte Erina Yashima als Dirigentin hervorragend deutlich. Und Mozart koppelte das Kopfthema sogleich bei der Wiederholung mit der Reminiszenz an den ersten Satz. Eine knappe Fugato-Episode zeigte vor Eintritt des zweiten Themas seine Reize. Zahlreiche kontrapunktische Verästelungen faszinierten die Zuhörer - und die großartige Coda türmte dabei die drei Themen des Satzes in grandioser Weise übereinander!
Zum Schluss begeisterter Applaus für Erina Yashima, die bis 2024 Erste Kapellmeisterin an der Komischen Oper Berlin war.