Er schläft mit Ihrer Frau und macht Sie zum Nichts. Dieser Alptraum, der Grund zu schlimmsten Eifersuchtsfantasien bietet, frisst langsam aber sicher Ihr Leben, Ihre Identität auf, lässt Sie zweifeln an sich selbst, an Ihrer Wahrnehmung, an der Welt.
Eine Urangst des Menschen hat der Dichter Heinrich von Kleist vor über 200 Jahren in seinem “Amphitryon” nach einem Lustspiel des Molière in unverwechselbare Verse gebracht. Es ist Krieg. Die Männer sind aus den Häusern und schlagen Schlachten für die Oberen. General Amphitryon ist einer der erfolgreichsten. Er, der Thebaner aus Preußen, schlägt die Athener aus Frankreich. Zur Belohnung bekommt er einen Tag Urlaub. Er beauftragt seine Ordonanz Sosias, die Urlaubsüberraschung vorzubereiten und seine Ehefrau Alkmene, die ihn nicht erwarten kann, auf das ungewöhnliche Ereignis einzustimmen.
Unfassbar für ihn ist, dass er von Sosias erfährt, er sei schon zu Hause. Ja, er sei doppelt – an seiner Stelle sei ein anderer. Unfassbar für ihn ist die Welt – unfassbar für ihn ist die Erkenntnis: “Ich bin doppelt.” Unfassbar für ihn ist, dass seine Ehefrau Alkmene ihn mit sich zu betrügen scheint. Unfassbar ist für ihn die Realität: der geheimnisvolle Doppelgänger ist Realität.
Die Frau des Generals erfährt, dass ihr Mann ist nicht ihr Mann ist. Sie hat zwei Männer – zwei Generäle in zwei roten Mänteln. Gibt es einen guten – einen besseren? Zunächst hält sie alles für eine Verwechslung, bis sie erkennen muss: Sie hat einen Fremden geliebt, einen Fremde in der Maske des Gatten – einen Gott. Und der Gott liebt sie abgöttisch und der Gott versetzt sie in einen Rausch … Und sie wird nicht fertig mit der Welt. Und sie sucht nicht den besseren. Sie sucht einen Weg.
Menschgewordene Götter, göttergleiche Liebe und das antike Gewand offenbaren eine Geschichte, der sehr moderne Konflikte eingeschrieben sind.
Dieses Wiedererkennen ist komisch.
Es inszeniert Christoph Schroth.
Regie: Christoph Schroth
Bühne: Jochen Finke
Kostüme: Renée Hendrix
Jupiter, in der Gestalt des Amphitryon _ Thomas Pötzsch
Merkur, in der Gestalt des Sosias _ Christoph Bornmüller
Amphitryon, Feldherr der Thebaner _ Ralph Sählbrandt
Sosias, sein Diener _ Michael Berndt
Alkmene, Gemahlin des Amphitryon _ Franka Anne Kahl
Charis, Gemahlin des Sosias _ Karin Hartmann
Chor der Feldherren _ Michael Kleinert, Johannes Stelzhammer, Jonathan Prösler
Chor des Volkes _ Beate Biermann, Susanne Groß, Nancy Spiller
Aufführungen am 15. und 16., 21. und 22. sowie 28.und 29. August jeweils 19.30 Uhr im Schauspielhaus Neubrandenburg.