Die Melodien von "Schwanensee" und "Dornröschen" erinnert jeder, auch wenn man noch nie eine Aufführung dieser Ballette gesehen hat. Der Choreograph Édouard Lock hat sich der beiden Klassiker angenommen und sie für sein modernes Tanztheaterstück "Amjad" adaptiert. "Amjad" ist ein arabischer Vorname, der sowohl für Männer als auch Frauen gebräuchlich ist und auf eine Thematik des Rollentausches verweist.
Die kanadische Kompanie La La La Human Steps zeigt modernes Tanztheater, bedient sich dabei aber des klassischen Ballettrepertoires: Spitzentanz, Pas de Deux, etc. Technisch perfekt, virtuos, präzise, in einem atemberaubenden Tempo wirbelt die Kompanie 90 Minuten lang über die Bühne, die überwiegend dunkel bleibt und so nicht von dem Tanzgeschehen ablenkt. Videoeinlagen auf runden Scheiben sorgen für ein Entreacte und verweisen symbolisch auf die beiden Tschaikowskyballette. Das erste Drittel der Aufführung erscheint durch viele Wiederholungen etwas langatmig, im zweiten Drittel wird wieder mehr Spannung erzeugt.
Édouard Lock spielt bewusst mit den bekannten Motiven der beiden Ballette, besonders beeindruckend sind hier die Flügelschläge der Schwäne, herausragend: Zofia Tujaka. Seine musikalischen und tänzerischen Zitate nehmen aber nicht die narrative Struktur der Vorlagen auf. Er setzt vielmehr auf die hinter der Oberfläche der Märchenerzählungen meistens nicht ausgesprochene Ebene und versucht die dort verborgenen Emotionen sichtbar zu machen, Beziehungsgeflechte aufzuzeigen. Begleitet wird diese furiose Aufführung durch ein grandioses, live spielendes Streichertrio und Piano, wobei die Musik Locks Vorhaben nachhaltig unterstützt.
Choreografie: Édouard Lock;
Bühnen-Manager: Jean-Hugues Rochette; Coach: Shawn Hounsell;
Musikkomposition: Gavin Bryars, David Lang, Blake Hargreaves
Tanz: Andreas Boardman, Xuan Cheng, Talia Evtushenko, Mistaya Hemingway, Keir Knight, Bernard Martin, Dominic Santia, Jason Shipley-Holmes, Zofia Tujaka
Musikalische Leitung, Piano: Njo Kong Kie; Musiker: Élisabeth Giroux (Cello), Jill Van Gee und Jennifer Thiessen (Violine)
Bühnenbild: Armand Vaillancourt, Lichtdesign: John Munro; Kostümdesign: Vandal.
23. bis 26.8. in Düsseldorf