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"Agnes von Hohenstaufen" von Gaspare Spontini - Theater Erfurt

Premiere: 01. Juni 2018, 19.30 Uhr, Großes Haus

Die Adelshäuser der Hohenstaufen und der Welfen ringen im Mittelalter erbittert um die Macht im deutschsprachigen Raum. Die Verlobung der Agnes von Hohenstaufen mit Heinrich, dem Sohn des Welfenherzogs Heinrichs des Löwen, ist dem Kaiser Heinrich VI. deshalb ein Dorn im Auge. Umso erfreuter ist er, als ein Gesandter im Namen des französischen Königs um die Hand seiner schönen Cousine Agnes anhält. Doch Agnes und Heinrich heiraten heimlich, wollen fliehen, werden jedoch gefasst. Ein Duell zwischen Heinrich und dem französischen Gesandten auf Leben und Tod bahnt sich an.

 

Die Oper des führenden französischen(!) Opernkomponisten seiner Zeit, Gaspare Spontini, entstand 1827 für die Berliner Hofoper und erzählt in großen historischen Bildern vom Machtkampf zwischen den Adelshäusern der Staufer und der Welfen um 1200. Zugleich ist die in deutscher Sprache komponierte Oper aber auch die Geschichte einer „verbotenen“ Liebe, die – ganz wie in Romeo und Julia – die Versöhnung zweier verfeindeter Familien bewirkt.
Die dem Stoff innewohnende Mahnung zu Eintracht und Versöhnung passte gut in den Zeitgeist der Epoche nach den napoleonischen Kriegen und den Bestrebungen nach einer neuen staatlichen Einheit – unter preußischer Führung.

Zugleich eignete sich der Stoff aber auch hervorragend als Hochzeitsoper, denn der äußere Anlass für die Komposition war zunächst 1827 die Hochzeit des preußischen Prinzen Carl mit Prinzessin Marie von Sachsen-Weimar-Eisenach. Ihre letztgültige Gestalt bekam Agnes von Hohenstaufen in ihrer dritten Fassung, die von 1837 bis 1840 auf dem Spielplan der Berliner Hofoper stand.

Erst 1954 wurde die Oper in Italien als Agnese di Hohenstaufen wiederentdeckt und beim Maggio Musicale in Florenz in einer italienischen Neuübersetzung aufgeführt. Es folgten mehrere Produktionen (auch für Tonträger) dieser Adaption, u.a. geleitet von Riccardo Muti, der das Werk besonders schätzt. Mutis Bemühungen um eine Wiederaufführung der Agnes von Hohenstaufen in ihrer Originalgestalt blieben jedoch bislang ergebnislos.

Das Theater Erfurt hat sich nun der Aufgabe angenommen, die längst überfällige Neuentdeckung dieser spektakulären deutschen Oper europäischen Formats zu ermöglichen. Erstmals seit 1837 wird hier auch die verschollen geglaubte Ouvertüre der Oper erklingen, die in keiner bisherigen Notenausgabe oder Aufnahme enthalten ist und von der eine Abschrift erst vor wenigen Wochen ausfindig gemacht werden konnte.

Ein komplexes Werk mit höchstem Anspruch an alle Ausführenden stellt auch für das Regieteam eine große Herausforderung dar. 80 Chorist*innen, ein international besetztes Solistenensemble, das Philharmonische Orchester verstärkt durch Mitglieder der Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach sowie Bläser der Stadtharmonie Erfurt als Bühnenmusiker wirken an der Oper mit.

Regisseur Marc Adam, Ausstatterin Monika Gora und die musikalische Leiterin, Zoi Tsoka-nou haben sich für ein Konzept entschieden, das mit dem Blick aus den Schützengräben des 1. Weltkrieges heraus zurück auf die Entstehungszeit der Oper beginnt. Passend zum Spiel-zeitmotto „Auf gut Deutsch?“ werden die Entstehung und die Folgen eines übersteigerten Nationalismus in den Blick genommen. Rheinromantik und Mittelalterbegeisterung prägten diese Zeit, wobei die als „große historische Oper“ konzipierte Agnes von Hohenstaufen nicht unerheblich zur Etablierung eines romantischen Mittelalterbildes beitrug, das bis heute präsent geblieben ist. Nationalistische Engstirnigkeit war es dann auch, die dazu führte, dass Spontini sein Berliner Engagement vorzeitig beenden musste und damit auch seine letzte große Oper, die er selbst für seine reifste und beste hielt, für so lange Zeit vom Spielplan verschwand.

Im Rahmen der Premiere findet im Theater Erfurt auch ein wissenschaftliches Symposium zum Thema „Gaspare Spontini und die Oper in Berlin – Distanz und Nähe“ statt. Am 1. und 2. Juni werden prominente Opernforscher wie Anno Mungen (Bayreuth), Klaus Pietschmann (Mainz), Matthias Brzoska (Essen) und Arnold Jacobshagen (Köln) über das Werk Spontinis sprechen.

Deutschlandradio Kultur wird eine der Aufführungen (6.6.) live aufzeichnen und nach bisherigem Stand am 12. Juni in seiner samstäglichen Opernsendung ausstrahlen. Im MDR-Opernmagazin am 2. Juni werden bereits Ausschnitte zu hören sein.

Musikalische Leitung: Zoi Tsokanou
Inszenierung: Marc Adam Ausstattung: Monika Gora
Licht: Florian Hahn Video: Paulo Correia
Chor: Andreas Ketelhut
Dramaturgie: Arne Langer

Kaiser Heinrich VI. Ks. Máté Sólyom-Nagy
Philipp, sein Bruder Todd Wilander *
Irmengard Margrethe Fredheim
Agnes, ihre Tochter Claudia Sorokina *
Philipp August, König von Frankreich Siyabulela Ntlale
Heinrich der Löwe Juri Batukov
Heinrich, dessen Sohn Bernhard Berchtold *
Erzbischof von Mainz Kakhaber Shavidze Burggraf des Kaisers Myunghun Yoo * Theobald Ks. Jörg Rathmann Kampfrichter Henry Neill **

Philharmonisches Orchester Erfurt / Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach
Opernchor des Theaters Erfurt / Mitglieder des Philharmonischen Chores Erfurt
Mitglieder der Stadtharmonie Erfurt
Statisterie
* Gastsolisten ** Thüringer Opernstudio

 

 

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