„4.48 Psychose“ verbindet bereits im Titel Krankheit und Uhrzeit, innen und außen. Um 4 Uhr 48, dem Übergangsmoment zwischen Tag und Nacht, erscheint dem psychotischen Ich des Stückes der Verstand in der eigenen Wahrnehmung am klarsten. Nach außen scheint aber gerade in diesem Moment der Wahn am größten zu sein. Was also ist Wahn, was nicht?
Das Stück ist eine Aneinanderreihung von Monologen, Wort- und Zahlenketten und vermeintlichen Dialogen. Mit brutaler Offenheit werden gefühlte, gedachte, gelebte Momentaufnahmen festgehalten, sowie sie sich in einem einzigen Augenblick – jetzt! – darbieten. Ebenso momenthaft blitzt hinter allem aber auch eine Komik auf, die umso befreiender wirkt, als sie völlig unerwartet kommt. Auch wenn Kane sicherlich ihre eigenen Erfahrungen während der Depression und der Klinikaufenthalte verarbeitet, darf „4.48 Psychose“ nicht als autobiographisches Werk bewertet werden. Vielmehr bildet es einen weiteren Schritt in der Konstruktion von Kanes Werken: vom Bürgerkrieg zum Krieg einer Familie, eines Paares, eines Individuums und schließlich des Bewusstseins.
Sarah Kane galt in den 1990er Jahren als Aushängeschild des New British Drama und feierte große internationale Erfolge, die sie selbst nicht mehr erlebte. Neben „4.48 Psychose“ ist sie Verfasserin von vier weiteren Stücken: „Zerbombt“, „Phaidras Liebe“, „Gesäubert“ und „Gier“. Selbst litt sie ihr Leben lang an einer bipolaren Depression, deren Schübe im Sommer 1998 immer stärker wurden. Trotz intensiver psychiatrischer Behandlung setzte sie am 20. Februar 1999 ihrem Leben durch Erhängen ein Ende.
Die Produktion wird begleitet von einer Ausstellung von Künstlerinnen und Künstlern des Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK), die für die Zeit der Vorstellungen im Unteren Foyer des Mainfranken Theaters zu sehen.
Inszenierung: Bernhard Stengele
Bühne und Kostüme: Gesine Pitzer
Dramaturgie: Petra Paschinger
Mit: Natalie Forester
Christian Higer
Andreas Anke
Ausstellung
Sarah Kane: 4.48 Psychose
Vernissage: 31. Mai 2006 | 19:00 Uhr | Mainfranken Theater, Unteres Foyer
und BBK – Galerie im Kulturspeicher Würzburg
Künstlercafé: 18. Juni 2006 | 11:00 Uhr | BBK-Galerie im Kulturspeicher Würzburg
Das Produktionsteam stellt das Theaterstück „4.48 Psychose“ vor
Bildende Kunst und Darstellende Kunst, zwei Kunstformen, die viel miteinander zu tun haben, nicht nur, wenn es um Bühnenbild und Ausstattung geht. Unter Beweis gestellt haben dies Künstlerinnen und Künstler des Berufsverbands Bildender Künstler (BBK), die sich von Sarah Kanes eindringlichem Text „4.48 Psychose“ zu eigenen Kunstwerken haben anregen lassen. Wichtig war dabei immer der enge Kontakt zum Produktionsteam und die Auseinandersetzung mit sowie der ständige Bezug zum Text.
Die Zusammenarbeit zwischen dem BBK Würzburg und dem Mainfranken Theater ist die erste ihrer Art. Ziel ist es, die Vernetzung von Künstlerinnen und Künstlern, auch in Auseinandersetzung mit anderen Kunstrichtungen, zu fördern.
Die Arbeiten der 24 derzeit an dem Projekt beteiligten Künstlerinnen und Künstler sind für die Zeit der Vorstellungen im Unteren Foyer des Mainfranken Theaters (jeweils eine Stunde vor Beginn der Vorstellung) sowie vom 31.5.-25.6.2006 in der BBK-Galerie im Kulturspeicher zu sehen (Mi., Do., Fr., So. 11.00 – 18.00 Uhr, Sa. 13.00 – 20.00 Uhr)
Programm:
19.00 Uhr Begrüßung der Gäste im Unteren Foyer des Mainfranken Theaters durch Bürgermeister Dr. Adolf Bauer.
Im Anschluss Einführung in Produktion und Ausstellung durch Schauspieldirektor und Regisseur Bernhard Stengele.
Ca. 20.30 Uhr gemeinsamer Gang vom Mainfranken Theater zur BBK-Galerie. Unterwegs erwartet das Publikum Überraschungsaktionen von Schauspielerinnen und Schauspielern des Mainfranken Theaters.
Abschluss der Vernissage in der BBK-Galerie mit einer Performance von Gesine Pitzer (Ausstatterin der Produktion) und Corinna Preisberg (Regieassistentin).
Ausstellende Künstlerinnen und Künstler:
Petra Blume, Parashiva Boiu, Sophie Brandes, Lilo Emmerling, Konrad Franz, Margot Garutti, Dorothea Göbel, Margaret Hirschmiller-Reinhard, Edwin Kaiser, Cornelia Krug-Stührenberg, Hardwig Kolb, Doris Lauterbach, Dorette Riedel, Steffi Mayer, Darius Monser, Roland Schaller, Burkhard Schürmann, Ines Schwerd, Peter Stein, Antje Vega, Henry Walinda, Laura Weidelt-Wittmann, Gunter Will