Auf der einen Seite steht am 23. Juni die Uraufführung von »Tell. Eine ukrainische Geschichte« als Koproduktion mit dem Theaterhaus G7 in der der international renommierte Regisseur und Theaterintendant Stas Zhyrkov mit Texten von Pavlo Arie und Maryna Smilyanets sowie Künstler*innen aus Kyiv und dem NTM Ensemble aus einer ukrainischen Perspektive von Unterdrückung, Nationalstolz und Rebellion erzählt.
Auf der anderen Seite wird Schillers Freiheitsdrama »Wilhelm Tell« einen Tag zuvor, am 22. Juni, in Koproduktion mit der BUGA 23 auf der Seebühne im Luisenpark als Sommerspektakel die 22. Internationalen Schillertage eröffnen. In der Regie von Christian Weise und mit der Musik von Falk Effenberger entsteht eine singende und klingende Wasserwelt, in der mit viel Witz um Recht und Freiheit gekämpft wird.
»Schöne Welt, wo bist du?«, fragt Schiller 1788 in seinem Gedicht »Die Götter Griechenlands«. In der Antike, als Mensch und Natur noch verbunden waren, lebten die Menschen glücklicher als in seiner eigenen Zeit, so Schiller. Seit Beginn der Moderne mit ihrem Fortschrittsversprechen hoffen wir jedoch, dass wir das Beste erst noch vor uns haben: dass wissenschaftliche Erkenntnisse, technologischer Fortschritt und individuelle Freiheit uns in eine bessere, gerechtere, gesündere Zukunft, kurzum in eine schönere Welt führen würden. Aber können wir daran noch ernsthaft glauben – angesichts von Pandemie, Krieg, Armut und Klimakrise?
Unter dem Motto »Schöne Welt, wo bist du?« fragen die Schillertage 2023 nach Utopien und alternativen Entwürfen für unsere Zukunft, unsere Welt und unser Zusammenleben.
Eröffnet werden die 22. Internationalen Schillertage mit einer neuen Inszenierung von Schillers Freiheitsdrama »Wilhelm Tell« auf der Seebühne im Luisenpark in der Regie von Christian Weise, die in Zusammenarbeit mit der BUGA 2023 entsteht. Neben der Seebühne wird die neue Wirkungsstätte des Schauspiels, das Alte Kino Franklin, der zentrale Festivalstandort sein. Von hier aus begeben wir uns auf die Suche nach der »schönen Welt«, hier wollen wir gemeinsam Schiller, die Zukunft, das Theater und das Leben feiern.
Von dort aus beginnt die 11-tägige Suche nach der »schönen Welt«, die das Nationaltheater Mannheim u. a. im Festivalzentrum auf dem Vorplatz des Alten Kinos Franklin, mit Partner*innen in der Stadt sowie nationalen und internationalen Gastspielen und Performances, einem vielseitigen Musikprogramm und Diskursveranstaltungen unternehmen wird.
Der Mythos von Wilhelm Tell steht noch ein weiteres Mal auf dem Programm: In Koproduktion mit dem Theateraus G7 erzählen in »Tell. Eine ukrainische Geschichte« der gefragte ukrainische Regisseur Stas Zhyrkov sowie das Autor*innenduo Pavlo Arie und Maryna Smilianets mit einem deutsch-ukrainischen Ensemble vom Kampf der ukrainischen Menschen um Freiheit und Selbstbestimmung.
Das Thalia Theater Hamburg ist mit der Inszenierung »Maria Stuart und Elisabeth« zu Gast. In der Regie von Antú Romero Nunes treffen zwei der bedeutendsten Schauspielerinnen des deutschsprachigen Theaters, Karin Neuhäuser und Barbara Nüsse, in einem Duell zweier Königinnen aufeinander. Vom Düsseldorfer Schauspielhaus und dem Jungen DT am Deutschen Theater Berlin kommen mit »Johanna (to go)« und »Die Räuber« zwei kreative, junge und gegenwärtige Auseinandersetzungen mit Schillers Dramen nach Mannheim.
Die indische Theatermacherin Mallika Taneja, die bereits bei den letzten Schillertagen mit der digitalen Performance »Allegedly« vertreten war, feiert mit der vom Nationaltheater koproduzierten Arbeit »Do You Know This Song?« über die Suche einer Frau nach einem selbstbestimmten Leben Deutschlandpremiere. Bei »FIQ! (Wach auf!)« wird es akrobatisch für alle ab 6 Jahren.Die Performance der renommierten Groupe Acrobatique de Tanger, die verschiedenste internationale junge Künstler*innen von Tanz über Akrobatik bis Freestyle-Fußball vereint, verspricht schon jetzt eine schöne neue Welt.
Auch die Schweizer Produktion »Natures Mortes (›Stillleben‹)« von Camille Denkinger, Latifeh Hadji und Marc Oosterhoff (Cie Moost) feiert im Rahmen der Schillertage in einem Mannheimer Restaurant Deutschandpremiere, ebenso ist »X ! (un opéra fantastique)« von Aktivist, Performer, Musiker und Theaterkünstler Gérald Kurdian zum ersten Mal in Deutschland zu sehen. Hier erwartet die Besucher*innen ein musikalisch-poetisch-utopischer Theaterabend, in dem u. a. 3D-Welten von einer KI entworfen werden. »است (Ist)« von Parnia Shams erzählt anhand der Dynamiken innerhalb eines Klassenverbands einer Mädchenschule in Teheran auf eindringliche Art von Solidarität, Wiederstand und Schwesternschaft.
Beim »Schiller Balladen Rave« von Schauspieler Philipp Hochmair und seiner Band »Die Elektrohand Gottes« wird es laut und lyrisch zugleich.Alle, die Schiller und ausschweifende Rockkonzerte mit energetischen Techno-Einschlägen lieben, werden hier auf ihre Kosten kommen.
Alle Infos über das reichhaltige Programm: www.nationaltheater-mannheim.de/das-theater/schauspiel/schillertage/