"Othello" von William Shakespeare
Es ist eine von Shakespeares vier großen Tragödien und sie wurde erstaunlicher Weise seit der Gründung des Landestheaters Niederbayern vor über 60 Jahren noch nie auf den Bühnen in Landshut, Passau und Straubing gezeigt: „Othello“. Diese Lücke wird nun endlich geschlossen, ist doch das Thema heute aktueller denn je. Trotz scheinbar geglückter Integration wird ein hoch angesehener Militär, der sich von seinen Kameraden nur durch seine andere Hautfarbe unterscheidet, an den Rand der Gesellschaft und schließlich zu einer tragischen Verzweiflungstat getrieben.
Jago sinnt auf Rache gegen seinen schwarzen Feldherren Othello, der ihn bei einer Beförderung übergangen und einen Unerfahrenen zum Leutnant gemacht hat. Er versucht Othello zu diffamieren, indem er dessen geheime Heirat mit der gesellschaftlich hochstehenden Desdemona öffentlich macht. Immer noch nicht in seinem Rachedurst befriedigt, überzeugt er mit einem gerissenen Trick seinen Feind von der vermeintlichen Untreue Desdemonas. Othello rast vor Eifersucht und lässt sich, völlig von Sinnen, zu einer blutigen Tat hinreißen…
Liebe, Rache, Eifersucht – mit „Othello“ hat Shakespeare die ewig menschlichen Themen in vollendeter Form auf die Bühne gebracht. Sehr ungewöhnlich für die damalige Zeit war es, einen Schwarzen nicht als Bösewicht zu besetzen, sondern als einen Getriebenen seiner eigenen Leidenschaften darzustellen. Dabei versteht es Shakespeare genial, Othello einerseits als erfolgreichen, schwarzen Feldherren zu zeigen, andererseits aber auch als Fremden in der homogenen, venezianischen Gesellschaft. Gerade das Gefühl des Nicht-Dazugehörens ist der Boden, auf dem Jago seine Intrigen spinnen und Othello verunsichern kann. Denn ein gesellschaftlicher Außenseiter ist viel empfänglicher für vermeintliche Geheimnisse und Verleumdungen, als ein integriertes Mitglied der städtischen Gemeinschaft.
Die Neuinszenierung der Tragödie Othello übernimmt der Shakespeare-Experte Oliver Karbus, der das Werk auch selbst übersetzt hat. Das ganz in strahlendem Weiß gehaltene Bühnenbild schuf Markus Falkensteiner, die an den Stil der Renaissance erinnernden, extravaganten Kostüme entwarf Iris Jedamski.
Regie Oliver Heinz Karbus | Bühne Markus Falkensteiner
Kostüme Iris Jedamski | Musik Peter WesenAuer
Mit
Othello Andreas Schneider| Brabantio/Montano Joachim Vollrath | Cassio Ole Bosse/Julia Niedermeier | Jago David Moorbach | Rodrigo Reinhard Peer/Olaf Schürmann | Doge/Lodovico Jochen Decker |
Desdemona Ines Schmiedt | Emilia Ella Schulz
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"Der Zigeunerbaron" von Johann Strauss
Der Walzer- und Operettenkönig Johann Strauss wollte mehr sein, als nur die österreichische Verkörperung von Heiterkeit und Dreivierteltakt. Seinem unvergleichlichen Erfolg mit der leichten Muse zum Trotz zog es den Komponisten zur großen Oper – besonders deutlich wird dies beim „Zigeunerbaron“, der beliebtesten seiner Bühnenschöpfungen nach der „Fledermaus“, die mit großen Stimmen, Ensembleszenen und Chören auftrumpft und ursprünglich für die Wiener Hofoper gedacht war – auch wenn es dann doch die Operettenbühne, das Theater an der Wien, wurde. Schwungvoller Csárdás, energische Zigeunerweisen und wienerische Polka-und Walzerklänge werden kunstvoll verwoben und lassen die k. u. k. Monarchie hochleben. Ein Schlager folgt auf den nächsten, deren Melodien noch lange im Ohr nachhallen: „Ja, das Schreiben und das Lesen“, „Wer uns getraut“, „Ja, das alles auf Ehr“, „Ha, das blinkt, das winkt.“
m Zigeunerbaron prallen recht eigenwillige Persönlichkeiten aufeinander: Der Schweinefürst Zsupan und seine hübsche Tochter Arsena, (die einen etwas fragwürdigen Modegeschmack besitzt), bewohnen ein (schon leicht baufälliges) Schloss. Der Grund und Boden wird jedoch vom heimgekehrten Sandor Barinkay beansprucht, dessen Familie er früher einmal gehörte. Er hat die Zigeuner um die Wahrsagerin Czipra und ihre Tochter Saffi auf seiner Seite. Um die tiefen Gräben zwischen beiden Seiten zu überwinden, versucht ein Wiener Bürokrat zu vermitteln, dessen Privatleben jedoch durch eine überraschende Begegnung aufgewühlt wird. Und irgendwo zwischen Schweinebraten und Schatzsuche findet auch noch ein Krieg statt.
Die Inszenierung des Wiener Regisseurs Christoph Zauner kostet die komödiantischen Aspekte und absurden Momente des Zigeunerbarons aus und bleibt mit viel Liebe zum Detail doch nah am Original. Die Bühne gestaltet Jörg Brombacher, die Kostüme Mareile von Stritzky. Es spielt die Niederbayerische Philharmonie unter Kai Röhrig.
Musikalische Leitung Kai Röhrig | Regie Christoph Zauner | Bühne Jörg Brombacher
Kostüme Mareile von Stritzky | Choreografie Björn Bugiel
Mit
Graf Peter Homonay Kyung Chun Kim| Conte Carnero Peter Tilch | Sándor Barinkay Jeffrey Nardone | Kálmán Zsupan Oscar Imhoff | Arsena Emily Fultz | Mirabella Kimberly Boettger-Soller | Ottokar Mathew Habib | Czipra Kristina Cosumano | Saffi Kathryn J. Brown
Niederbayerische Philharmonie
Chor des Landestheaters Niederbayern