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"Zwei auf einer Bank" von Alexander Gelman - Schaubühne am Lehniner Platz Berlin

Premiere 15.02.2023, 19.30, Studio

Sie und Er treffen sich im Park auf einer Bank. Im ersten Augenblick zwei Unbekannte, doch es stellt sich heraus: Es verbindet sie tatsächlich eine flüchtige Begegnung in der Vergangenheit. Obwohl sie der Wunsch eint, ihrem beklemmenden Alltag zu entrinnen, ist ihr Zusammentreffen gezeichnet von ungelenken Versuchen, sich einander zu nähern.

Copyright: Pavel Palli

Mit allen Mitteln ringen sie um das, was sie vermeintlich wollen – Sie eine verbindliche Lebenspartnerschaft und Er eine volatile sexuelle Eskapade. Tragikomisch bedienen sie sich dabei des Waffenarsenals skrupelloser Beziehungskriege, offenbaren ein Geflecht aus Lügen und die eigene Gefangenschaft in unhinterfragten Lebensentwürfen – alles in dem aufrichtigen Versuch, etwas aneinander zu finden, auf das es sich zu hoffen lohnt. Vor allem jedoch entgeht ihnen der Kern ihres Unglücks, der den engen Rahmen privater Beziehungen sprengt – der bereits fast vollendete Untergang der Gesellschaft und Welt, in der sie leben.

Mit dem 1983 geschriebenen Stück gelang Alexander Gelman gleichzeitig eine heteropessimistische Ode an doch lebensnotwendige Beziehungen, ein unterschwelliges Psychogramm der späten sowjetischen Gesellschaft und ein liebevolles, komisches Porträt zweier Menschen, die all dem ausgeliefert sind. 40 Jahre später ist es immer noch aktuell. Die Empfindung der Ohnmacht angesichts bevorstehender globaler Katastrophen und die Flucht davor in stellvertretende Auseinandersetzungen im Privaten sind damals wie heute zeitgemäß. Die spezifischen Bedrohungen, die die Figuren umgeben – ein bevorstehender Wirtschaftskollaps, politische und gesellschaftliche Desillusionierung, der drohende Atomkrieg – sind nahezu unverändert.

In der Bearbeitung von Amalia Starikow und Marilena Pütt finden sich die beiden Figuren aus der Sowjetunion der 80er-Jahre in der Zukunft wieder. An einem Ort, wo die Temperatur extrem gestiegen, die Armut groß und der Traum vom ewigen Fortschritt tot sind, ringen Julia Schubert und Damir Avdic als Sie und Er um eine lebenswerte Zukunft.

Aus dem Russischen von Regine Kühn
Für die Schaubühne bearbeitet von Amalia Starikow und Marilena Pütt

Regie: Amalia Starikow    
Dramaturgie: Marilena Pütt    
Bühne: Simon Lesemann
Kostüme: Maksim Chernykh
Musik: Taylor Savvy    
Licht: Luca Villa

Mit: Damir Avdic, Julia Schubert

Weitere Termine
17., 18., 20., 21., 22., 24., 25., 28. Februar sowie 1. März 2023 (zum letzten Mal)

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