Heiner Müller wird Achtzig und das Mainfranken Theater wird seinen Geburtstag dort feiern, wo er sich am liebsten aufhielt – in der Kantine. Heiner Müller, Büchner- und Kleistpreisträger, erschien in den siebziger und achtziger Jahren omnipotent auf den deutschen Bühnen. Dass seine Texte und Ansichten, seine zugespitzten Interviews nicht nur in Zeiten der Krise aktuell sind, machen die Schauspieler des Mainfranken Theaters in einer Late Night-Lesung am 9. Januar hör- und erfahrbar.
Stephan Suschke, über Heiner Müller:
Warum Heiner Müller lesen?
Der 80. Geburtstag ist Anlass, die Qualität seiner Texte, seine Welt hör- und dadurch erfahrbar zu machen. Es ist eine Welt am Schnittpunkt von Geschichte, Politik und Kunst.
Warum wird Heiner Müller in der Kantine gelesen?
Müller hatte drei Arbeitsplätze: an der Schreibmaschine, auf der Bühne, aber der wichtigste war die Kantine. Das war für ihn ein Denkort, auch weil es dort etwas zu Trinken gab. Er trank am liebsten Whisky.
Was für Texte werden gelesen?
Gedichte, Prosa, Passagen aus Stücke und Interviews. Seine Qualität war auch der Humor, die manchmal zynische Komik.
Wie war er privat?
Im Gegensatz zu den Texten, die manchmal geheimnisvoll sind, war er ein einfacher Mann. Er hat ein fränkisches Schäufele immer einem Essen im französischen Luxusrestaurant vorgezogen.
Jenseits des Essens?
Ein Mann, der die Fähigkeit hatte, angstfreie Räume zu schaffen. Allein das adelt ihn in einer angstbesetzten Gesellschaft.
Stephan Suschke war nach seinem Studium Dramaturg und Regisseur in Greifswald. Er war bis zu dessen Tod der engste Regie-Mitarbeiter von Heiner Müller. Er arbeitete mit ihm unter anderem am Deutschen Theater in Berlin, am Berliner Ensemble, sowie bei den Bayreuther Festspielen. Ab 1994 führte er in eigener Arbeit Regie am Berliner Ensemble, wo er von 1995 bis 1999 in der Leitung arbeitete und dessen künstlerischer Leiter er von 1997 bis 1999 war. Seit 1999 arbeitet er als freier Regisseur (u.a. am Théâtra National in Brüssel, in Cordobá/Argentinien, in Neu Dehli/Indien und Melbourne/Australien). 2003 veröffentlichte er unter dem Titel Müller macht Theater eine umfangreiche Dokumentation über Heiner Müllers Theaterarbeit.
Mit den auch überregional sehr erfolgreichen Produktionen „Ödipus, Tyrann“ von Sophokles und „Das Herz“ von Hans Pfitzner stellte sich Stephan Suschke am Mainfranken Theater in der Spielzeit 2005/2006 dem Würzburger Publikum vor. Es folgten in der Spielzeit 2006/2007 eine Inszenierung von Schillers „Maria Stuart“, sowie in der Spielzeit 2007/2008 die Inszenierung von Heinrich Marschners Oper „Der Vampyr“.
Am 7. Februar 2009 wird „Die Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht und Kurt Weill in seiner Regie Premiere haben.