Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
William Shakespeare, König Lear, Schauspielhaus GrazWilliam Shakespeare, König Lear, Schauspielhaus GrazWilliam Shakespeare,...

William Shakespeare, König Lear, Schauspielhaus Graz

Premiere am 24. Februar 2009 um 19.30 Uhr, Hauptbühne.

 

König Lear verschenkt sein Reich. Er teilt es unter seinen Töchtern auf, doch er verlangt dafür den absoluten Liebesbeweis: diejenige, die ihn am meisten liebt, soll den größten Teil erhalten.

Ausgerechnet sein Liebling Cordelia verweigert wortreiche Beteuerungen und wird vom Vater zornig verstoßen. Mit dieser Tat beginnt die Tragödie, als Kampf der Generationen, der fortan als Riss durch die Welt geht. Lear zieht von Tochterhaus zu Tochterhaus – doch man setzt ihn vor die Tür. Obdachlos, den Naturgewalten ausgeliefert, begegnet er anderen Verstoßenen: Gloucesters Sohn Edgar in der Maske eines verrückten Bettlers, der vor dem eigenen Vater auf der Flucht ist. Kent, verstoßen, weil er für Cordelia eintrat, folgt seinem König in Verkleidung. Zuletzt stößt Gloucester zu ihnen, der von den neuen Machthabern für seine Königstreue aufs Grausamste bestraft wurde. Es ist die großartigste und zugleich dunkelste aller Shakespeare-Welten, durch die der Dichter seine Figuren irren lässt, traurig und komisch, mutwillig und verzweifelt auf der Suche nach Liebe und Erlösung.

 

William Shakespeare (1564 bis 1616) griff auch beim Lear wie bei den meisten seiner Stücke auf bekannte Vorlagen zurück. Eine Sage aus dem 12. Jahrhundert diente ihm als Ausgangsstoff, auch die Nebenhandlung um Gloucester und seine Söhne entlehnte er einem Roman. Doch nicht die Gegenstände, ihre Bearbeitung durch Shakespeare ließen seine Stücke zu Weltliteratur werden.

 

Peter Konwitschny, international gefragter Regisseur ob seiner spektakulären Werkinterpretationen, liest das Stück als poetischen Vorgriff auf die Moderne, als Kampf aller gegen alle, der keine Sieger zurücklässt. Mit Burgschauspieler Udo Samel in der Rolle des Lear und einem außergewöhnlichen Raumkonzept, das verschiedene theatrale Erzählformen erlaubt – vom mittelalterlichen Jahrmarktsspiel (zwischen den Zuschauern im Parkett) bis zur postmodernen Auflösung der Figuren (die, ihrer eigenen Rollen ungewiss, über die Bühne irren) – macht die Inszenierung einen Brückenschlag von Shakespeares Welt ins Hier und Heute. Peter Konwitschny wurde 1945 in Frankfurt a. M. als Sohn eines Dirigenten geboren, studierte Regie an der Ostberliner Musikhochschule Hanns Eisler und assistierte am Berliner Ensemble vor allem bei Ruth Berghaus. Seit 1980 arbeitet er als freier Regisseur, meist in der Oper. Seit 1991 ist er regelmäßig an der Grazer Oper tätig. Für seine umstrittenen, radikalen Inszenierungen wurde er von der Opernwelt mehrfach zum Regisseur des Jahres gekürt.

 

Inszenierung Peter Konwitschny

Bühne Jörg Koßdorff

Video fettFilm

Kostüme Michaela Mayer-Michnay

Dramaturgie Regina Guhl, Marion Hirte

 

Mit Udo Samel (Lear, König von Britannien), Frederike von Stechow (Goneril, Lears Tochter), Jaschka Lämmert (Regan, Lears Tochter), Sophie Hottinger (Cordelia, Lears Tochter), Ionut Chiriac (König von Frankreich), Istvan Vincze (König von Burgund), Markus Schneider (Herzog von Cornwall), Franz Josef Strohmeier (Herzog von Albany), Gerhard Balluch (Graf von Kent), Götz Argus (Graf von Gloster), Dominik Maringer (Edgar, Glosters Sohn), Jan Thümer (Edmund, Glosters Bastard), Otto David (Narr), Karl Gustav Koenigs (Oswald, Gonerils Verwalter), Nils Bartling, Michael Großschädel, Jürgen Heigl, Felix Krauss, Paul Maresch, Sönke Schnitzer, Mathias Spaan, Istvan Vincze (Lears Ritter, Boten)

 

Weitere Vorstellungen am 25., und 28., 30. Februar 2009, 19.30 Uhr, Hauptbühne.

 

T 0316 8000, F 0316 8008-1565 - E tickets@buehnen-graz.com

I www.buehnen-graz.com/schauspielhaus

 

 

 

 

 

 

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 17 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

Großstadtklänge --- „Surrogate Cities“ von Demis Volpi in der deutschen Oper am Rhein

Auf der leeren Bühne finden sich nach und nach das Orchester, die Tänzer und Tänzerinnen ein. Die Solo Posaune setzt ein und der Zuschauer wird in den Trubel der Straßen einer Großstadt versetzt. Zum…

Von: von Dagmar Kurtz

RÄTSEL UM ERLÖSUNG --- Wiederaufnahme von Richard Wagners "Götterdämmerung" in der Staatsoper STUTTGART

Die verdorrte Weltesche spielt bei Marco Stormans Inszenierung der "Götterdämmerung" von Richard Wagner eine große Rolle. Gleich zu Beginn zerfällt die Wahrheit in seltsame Visionen, der Blick der…

Von: ALEXANDER WALTHER

NICHT AUF DEN LITURGISCHEN BEREICH BESCHRÄNKT --- Bruckners e-Moll-Messe und Motetten bei BR Klassik

Anders als die frühe d-Moll-Messe blieb die 1866 in Linz komponierte e-Moll-Messe nicht auf den liturgischen Bereich beschränkt. Die alten Kirchentonarten stehen bei der Messe in e-Moll von Anton…

Von: ALEXANDER WALTHER

GLUT UND FEUER -- Jubiläumskonzert 40 Jahre Kammersinfonie im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

1984 wurde dieser für die Region so bedeutende Klangkörper von Peter Wallinger gegründet. Unter der inspirierenden Leitung von Peter Wallinger (der unter anderem bei Sergiu Celibidache studierte)…

Von: ALEXANDER WALTHER

EINE FAST HYPNOTISCHE STIMMUNG -- Gastspiel "Familie" von Milo Rau mit dem NT Gent im Schauspielhaus STUTTGART

Dieses Stück erzielte bei Kritikern zum einen große Zustimmung, zum anderen schroffe Ablehnung. Vor allem die nihilistischen Tendenzen wurden getadelt. Der Schweizer Milo Rau hat hier das beklemmende…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑