HAMLET kehrt als Studienabbrecher aus Wittenberg zurück. Der Vater ermordet durch den Onkel, der Onkel jetzt sein neuer Vater. Was und wem soll man noch glauben? HAMLET, halsstarrig und ohne viel gelernt zu haben von den Mechanismen der Welt, startet durch, grübelt, will aufräumen und initiiert letztlich einen mörderischen Showdown. Der Geist des Vaters heißt Rache, nicht Vision. So sterben immer die Falschen und manchmal, wie in diesem Fall: alle.
Aber geht es Shakespeare „nur“ um eine Rachetragödie? Ist HAMLET selbst nicht auch ein Gegenentwurf zum faulen, korrupten System? Und auch der Gegenentwurf zum Herrschaftsstil seines Vaters, der kriegerisch und autokratisch war? 400 Jahre nach seiner Entstehung bleibt HAMLET in einer Zeit von Korruption in Vorstandsetagen mancher Großkonzerne, von politischem Stillstand mangels politischer Opposition, von Selbstbedienungsmentalität und von religiösem Fanatismus vs. Vernunft das Stück der Stunde.
WBT-Chef Meinhard Zanger hat HAMLET nach Schlegel neu übersetzt, inszeniert Shakespeares Tragödie im WBT_MAGAZIN. Bei der Beschäftigung mit dem Werk fiel ihm auf, daß alle zentralen Szenen aus Zweier- oder Dreierkonstellationen bestehen. So ist eine unorthodoxe Annäherung an das berühmteste Stück der Weltliteratur – unverstellt und hautnah – vorprogrammiert. Mit nur sechs Darstellern, teilweise in wechselnden Rollen. Und doch kein Experiment, sondern Shakespeare pur. Konzentriert aufs Wort, auf Bilder, Sprache und Gestik der Schauspieler.