Die Geschichte von Bassiano, Antonio und Shylock legt den Finger auf die Wunden der neuzeitlichen Welt: Migration und Fremdenhass, globaler Handel, Finanzspekulation und die Konflikte zwischen den Religionen verwebt Shakespeare zu einer Tragikkomödie, der durch die Jahrhunderte des Antisemitismus weitere Brisanz zugewachsen ist. Wie vielleicht in keinem seiner anderen Stücke werden hier die vielfältigen Bindungen, Beziehungen und Interessen durchleuchtet, die für eine Gesellschaft prägend sind. Alle Figuren sind in Beziehungen von Freundschaft, Liebe oder Hass verstrickt mit denen zugleich handfeste materielle Interessen verbunden sind: Bassanio braucht Geld, um sich um die reiche Erbin Porzia bewerben zu können. Um dem verschuldeten Freund mit der benötigten Summe auszuhelfen, macht der Kaufmann Antonio selber Schulden. Er borgt beim reichen Juden Shylock und unterschreibt einen Schuldschein, der diesem erlaubt, bei Rückzahlungsschwierigkeiten „ein Pfund Fleisch“ aus Antonios Körper zu schneiden. Als Antonios Schiffe verschollen gemeldet werden scheint die Rückzahlung des Geldes auf einmal aussichtslos. Shylocks Tochter ist inzwischen mit einem Christen durchgebrannt und Shylock fühlt sich nun erst recht als Außenseiter, dem sein Reichtum außer Hass nichts eingebracht hat. Verachtet von den Christen Venedigs und von Antonio öffentlich gedemütigt und beleidigt, fordert er nun sein Recht vor Gericht ein. Vertrag ist Vertrag.
Armin Petras inszeniert „Der Kaufmann von Venedig“ in einer ungewöhnlichen Besetzung: in den Hauptrollen sind Cristin König und Regine Zimmermann zu erleben.
Es spielen: Ronald Kukulies (Der Doge von Venedig, anfangs genannt Graziano), Cristin König (Antonio, der Kaufmann von Venedig), Michael Klammer (Prinz von Marocco, Freier der Porzia / Bassiano, Freund des Antonio), Andreas Leupold (Lorenzo, Liebhaber der Jessica), Regine Zimmermann (Shylock, ein Jude), Peter Jordan (Lanzelot, ein Diener), Sabine Waibel (Porzia, eine reiche Erbin), Sarah Franke (Nerissa, ihre Begleiterin), Julischka Eichel (Jessica, Shylocks Tochter)
Regie: Armin Petras,
Bühne: Natascha von Steiger,
Kostüme: Aino Laberenz,
Dramaturgie: Carmen Wolfram