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WECHSELSPIEL DER STIMMUNGEN -- 5. Kammerkonzert "Nordlichter" des Staatsorchesters Stuttgart im Mozartsaal der Liederhalle STUTTGART

am 12.2.2025

Die Natur spielt in den Kompositionen des lettischen Komponisten Peteris Vasks eine große Rolle. In seinem 1977 geschriebenen ersten Bläserquintett erkennt man dies sehr deutlich. Anklänge an Sibelius und Strawinsky kann man ebenso heraushören wie Triller- und Glissando-Passagen. Der Anfang dieses Quintetts ist erstaunlich frei notiert - danach wechseln sich improvisatorische Abschnitte und rhythmisch scharf akzentuierte Passagen wirkungsvoll ab.

 

Vogelrufe und Naturklänge ließ das Littmann Quintett mit Julia Köhl (Flöte), Nadine Bauer (Oboe), Frank Bunselmeyer (Klarinette), Susanne Wichmann (Horn) und Christina Becker (Fagott) hervorragend deutlich werden. Der Wechsel der Stimmungen machte sich immer wieder in faszinierender Weise bemerkbar.

Anschließend begeisterten die reizvollen Noveletten für Klaviertrio op. 29 von Niels Wilhelm Gade, der als "nordischer Charakter" von Mendelssohn und Schumann gefördert wurde. Ostinati werden hier in Form von Tonwiederholungen deutlich. Der langsame zweite und der marschartige dritte Satz gemahnen an Schumann.  Das Larghetto mit seinen weitgeschwungenen Melodiebögen wurde von Alexandra Taktikos (Violine), Zoltan Paulich (Violoncello) und Sonia Achkar (Klavier) klangschön betont. Romantische Leidenschaft und Melancholie ergänzten sich eindringlich. Die nationale dänische Musiktradition trat in beglückender Weise hervor.

Interessant war ebenso die Begegnung mit dem Trio für Violine, Horn und Klavier op. 110 des norwegischen Meisters Trygve Madsen. Unisono-Anklänge und neoklassizistische Reminiszenzen machten sich bei dieser Interpretation deutlich bemerkbar. Evgeny Popov (Violine), Reimer Kühn (Horn) und Michael Kuhn (Klavier) zeigten bei ihrem Spiel auch großes Einfühlungsvermögen bei den raffinierten Jazz-Anklängen. Im langsamen zweiten Satz führten Horn und Violine einen hymnischen Dialog. Und jazzartige Synkopen beherrschten wiederum das stürmisch gestaltete Finale.

Polytonalität und kontrapunktische Dichte der Satzstrukturen beherrschten dann sehr stark die klangfarbenreiche Interpretation des Bläserquintetts op. 43 von Carl Nielsen, der auch "dänischer Strauss" genannt wurde.  Mozarts Sinfonia concertante für vier Bläser Es-Dur KV 297b hat hier Pate gestanden. Schilchte und volksliedhafte Themen stachen deutlich hervor, neoklassizistische Klänge schienen manchmal zu überwiegen.  Sogar die Einflüsse Wagners waren herauszuhören. Dabei blitzten dann die verschiedenen Charaktere der einzelnen Instrumente überaus leuchtkräftig hervor. Die drei Sätze Allegro, Menuett und Präludium (Thema mit Variationen) zeigten deutlich geheimnisvolle Verwandtschaften. Das Thema wies in bewegender Weise Assoziationen zu Carl Nielsens geistlichem Lied "Mein Jesus, lass mein Herz dich lieben" auf. Das Littmann Quintett (das sein 20jähriges Bestehen feiert) musizierte hier mit unverwechselbarer Frische, Natürlichkeit, Noblesse und spieltechnischer Eleganz. Man begriff, wie sehr Nielsen Romantiker geblieben ist, dessen Heimatliebe originelle Schattierungen hervorrief.
 

 

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