Dem Lärmen auf der Bühne folgt die Stille. Bis sich der nächste Vorhang hebt, und alles von neuem beginnt. Mit der Inszenierung von Shakespeares Komödie Much Ado About Nothing möchte sich auch das bisher tätige Schauspielteam empfehlen; nicht mit Gewimmer, sondern mit einem Paukenschlag, nicht wehleidig, sondern heiter aufspielend. Was käme hierfür besser infrage als eine hinreißende Komödie um 'Nichts' oder - anders gesagt - um 'Alles', denn schließlich geht es um die Liebe. Nicht erst seit Connie Francis wissen wir: "Die Liebe ist ein seltsames Spiel, / sie kommt und geht von Einem zum Andern. / Sie nimmt uns alles, doch sie gibt auch viel zu viel." Denn vor ihr gab es ja Shakespeare, und der wusste bereits sehr genau, wie schnell Begehren in Desinteresse, Liebesgier in Übersättigung und überzeugtes Singletum in hektisches Brautwerben umschlagen kann.
In seiner vielleicht "nihilistischsten Komödie" (Harold Bloom) wird das Auf- und Ab zweier Liebespaare geschildert, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Graf Claudio liebt Hero (oder redet sich ein, es zu tun) und möchte sie heiraten, wodurch er sich ebenfalls und nebenbei gesagt, finanziell gesundstoßen würde. Heros Vater Leonato wiederum sähe den Prinzen Don Pedro gerne als seinen Schwiegersohn, ist doch durch ihn der soziale Aufstieg seiner Familie in Aussicht gestellt. Da der aber nur stellvertretend für Claudio um Hero wirbt, muss Leonato mit diesem Grafen vorlieb nehmen, der auch keine schlechte Partie darstellt.
Was sich zu einer Win-Win Situation entwickelt, wird leider von dem Fiesling Don Juan hintertrieben, dem es um nichts anderes zu tun ist, als Claudio zu schaden. Eine teuflische Intrige überzeugt Claudio einen Tag vor der Hochzeit von der Untreue und Lasterhaftigkeit seiner Auserwählten und führt zu deren Verstoßung und gesellschaftlichen Ächtung. So weit, so schlimm. Das Kontrastpaar hierzu bildet Beatrice und Benedikt, zwei überzeugte Einzelkämpfer in Beziehungsdingen, Singles und scheinbare Verächter des anderen Geschlechtes. Wie sie, ebenfalls unter Zuhilfenahme einer (in diesem Falle gutartigen) Intrige zueinander finden, erzählte der zweite Handlungsstrang.
Wie in allen guten Komödien müssen die Protagonisten natürlich lange am Abgrund wandeln, bis sich eine Lösung abzeichnet; Darin offenbart sich nicht nur gähnende Leere hinter der Kulisse von Traumhochzeiten und Liebesheiraten, sondern auch eine Gesellschaft, die ganz dem Schein, dem Gerücht und der Täuschung anheimgefallen ist. Denn vor die Liebe zum anderen schieben sich immer wieder und nur allzu schnell die Selbstverliebtheit, der Stolz und das eigene Rollenverständnis. Wir sind schließlich in Shakespeares Welt, die bekanntlich nichts als eine Bühne ist. Und so kommt vor allen Herzensangelegenheiten die Selbstdarstellung, die (vor allem bei Beatrice und Benedikt) zu einer permanenten Wortwitz-Akrobatik führt und das Objekt der Begierde zur Nebensache werden lässt. Und natürlich steht das 'Ende gut, alles gut' - wie stets bei Shakespeare - in einem nicht ganz ungebrochenem Licht da.
Aber nicht nur das scheidende Wuppertaler Schauspielensemble (+ Gäste) wird auf der Bühne des Opernhauses zu sehen sein, das Sinfonieorchester Wuppertal wird ebenfalls aufspielen; und zwar die für eine Max Reinhardt-Inszenierung von Viel Lärm komponierte Theatermusik von Erich Wolfgang Korngold, der später mit seiner Filmmusik zu Weltruhm und Oscars gelangte.
Noch einmal wird Christian von Treskow seine präzise aufeinander abgestimmten Theatermittel für das
'Gesamtkunstwerk' in Szene setzen: die körperbetonte, expressive Figurendarstellung, die virtuose
Sprachakrobatik, aussagekräftige Kostüme, Musik und einen ausgefallenen Spiel- / Bühnenraum. Denn
schließlich soll es um nichts gehen, bzw. um alles.
Bühnenmusik von Erich Wolfgang Korngold //// Sinfonieorchester Wuppertal
Inszenierung: Christian von Treskow
Musikalische Leitung: Tobias Deutschmann
Bühne : Jürgen Lier
Kostüme: Kristina Böcher
Dramaturgie: Sven Kleine
Mit: Heisam Abbas, Thomas Braus, Oliver Held, Markus Haase, Jochen Langner, Jakob Walser, Philipp Werner, Anne Simmering / Juliane Pempelfort, Heiko Voss, Sebastian Weisner, Hanna Werth, Marco Wohlwend, Julia Wolff
Es spielt das Sinfonieorchester Wuppertal.
Die nächsten Vorstellungen sind am 31. Mai sowie am 06., 15., 17., 18., 21., 27. und 29. Juni 2014.