Um West-Berlin zu unterstützen, erhielten Unternehmen von der Bundesrepublik massive Investitionszuschüsse, Arbeiter bekamen einen achtprozentigen Lohnaufschlag, die Berlinzulage, und Ehepaare und Zuzügler konnten auf ein zinsloses Familiengründungsdarlehen in Höhe von 3.000 DM zurückgreifen. Da die Einwohner von der Wehrpflicht befreit waren, füllte sich die Stadt mit Bundeswehrflüchtlingen und bewegten Linken sowie Studierenden, die sich in den sechziger Jahren an der FU formierten und revoltierten.
Benno Ohnesorg wurde erschossen, Rudi Dutschke angeschossen, und später wurden die RAF und die Bewegung 2. Juni aktiv. Die Kommune 1 wurde gegründet, Häuser wurden besetzt, die Mieten waren billig, man traf sich im Altbauhof oder zum Grillen auf dem Dach. Es gab unzählige alternative Radiosender, von Frauen betriebene Schlossereien und Kneipen ohne Sperrstunde, in denen man billiges Bier trinken konnte.
Aber es gab auch Glamour und Luxus: Die Berlinale wurde gegründet, Stars und Sternchen zeigten sich auf dem roten Teppich, man shoppte im KaDeWe, trank nächtelang Champagner und aß Kaviar. Was ist von Westberlin, 26 Jahre nachdem es aufgehört hat zu existieren, geblieben? In seiner ersten Arbeit an der Schaubühne begibt sich Rainald Grebe auf eine Recherchereise in ein verlorenes Paradies.
Regie: Rainald Grebe
Mit: Robert Beyer, Marie Burchard, Rainald Grebe, Tilla Kratochwil, David Ruland, Sebastian Schwarz, Jens-Karsten Stoll und einem Chor von Westberlinern und Westberlinerinnen: Petra-Fleur Daase, Michael Eckert, Michael Gress, Evelyn Gundlach, Sylvia Moss, Monika Reineck, Yvonne Vita
Weitere Vorstellungen am 3.,12. und 13.10. um 20 Uhr