Was er will, sagt der Titel. Wie das gehen kann, zeigt die Aufführung. Was das mit einem Theater und seinen Zuschauern macht, bewies die jüngste Münchner Pollesch-Inszenierung "Ping Pong d'Amour". Dort tauchte 'das System' Hedley Lamarr, das in Stuttgart nun weiter untersucht wird, erstmals auf:
"Hedley Lamarr war ein Schauspieler, mit dem niemand mehr arbeiten konnte. Und wollte. Über den es zu viele Geschichten gab, die die Regisseure in der Wüste erzählten, weil man sie nach Inszenierungen mit Hedley Lamarr dorthin geschickt hatte … Und um es gleich vorweg zu nehmen, diese Geschichten sind alle erfunden. Jemand muss sie in die Welt gesetzt haben, um Hedley zu schaden. Er war im Gegensatz ein Schauspieler voller Solidarität für seine Kollegen, und kam eines Tages in ein Theater und machte einem Ensemble junger aufgeklärter Leute folgenden Vorschlag. Sollten sie einmal, in dem egoistischen Theaterbetrieb, in dem sie steckten, alle - und zwar wirklich alle - einen freien Tag haben wollen, würde er diesen Abend übernehmen. er würde den Text des Stückes lernen, mit vollem Verständnis für seine Inhalte und aus dem Stand einen Abend hinlegen, der dem von der Theaterleitung angesetzten Abend in nichts nachstehen sollte. Hedley wäre damit alle Probleme los. er müsste sich nicht mit Regisseuren auf Proben anlegen. Würde die seinem Naturell entsprechende negative Energie, ja sagen wir es klar heraus, der Depression nicht nachgeben müssen und trotzdem am Ende in glückliche Gesichter sehen. er selber wäre frei und seine Kollegen davon befreit, sich teure Babysitter zuzulegen, und statt dessen mit dem Geliebten einen netten Abend zu verbringen etc. Er war ein Mann der guten Tat." (René Pollesch)
Dies ist bereits die sechste Auftragsarbeit und Inszenierung René Polleschs für das Schauspiel der Staatstheater Stuttgart. Hanna Scheibe, die in seiner ersten Stuttgarter Arbeit ("Smarthouse") spielte, kehrt zurück in das Stuttgarter Pollesch-Ensemble. Silja Bächli und Christian Brey waren an allen sechs Arbeiten Polleschs beteiligt. Florian von Manteuffel spielte bereits in "Liebe ist kälter als das Kapital". Neu in das Pollesch-Ensemble kommen Lilly Marie Tschörtner und Harald Schmidt.
Regie: René Pollesch, Bühne: Janina Audick, Kostüme: Anette Hachmann, Video: Kathrin Krottenthaler, Dramaturgie: Frederik Zeugke
Mit: Silja Bächli, Christian Brey, Florian von Manteuffel, Hanna Scheibe, Harald Schmidt, Lilly Marie Tschörtner
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Diese Premiere ist der ABschluss des Autorenwochenendes
Den Auftakt des diesjährigen Autorenwochenendes bildet am Do 14. Mai um 22 Uhr das neue Format "Absacker" in der Szene-Bar "Erdgeschoss" (Theodor-Heuss-Str. 4), für das die acht geladenen Autoren und Autorinnen exklusiv kleine Geschichten geschrieben haben. Am Fr 15. Mai präsentieren die Autoren ab 20 Uhr im Depot Ausschnitte aus ihren Werken. Zu entdecken sind aus dem Bereich Prosa Anna-Katharina Hahn, Lucy Fricke, Thomas Pletzinger, Thomas von Steinäcker sowie die DramatikerInnen Nina Ender, Jan Neumann, Charlotte Roos und Tena Štivičić. Den Soundtrack des Abends liefert die Stuttgarter Combo Putte & Edgar. Am Sa 16. Mai ab 17 Uhr diskutieren im Schauspielhaus-Foyer zu unterschiedlichen Themen in fünf Runden je zwei Autoren miteinander. Als special guests dieser "Autorenduelle" steigen Sibylle Berg und René Pollesch in den Ring. Abschluss des Wochenendes ist die Premiere des neuen Stücks von René Pollesch.