Die Jury des Autorenwettbewerbs Eine Jugend in Deutschland, im Herbst 2006 ausgeschrieben von schauspielfrankfurt und dem Maxim Gorki Theater Berlin, wählte unter dem Vorsitz von Christoph Hein von 110 Autoren-Bewerbungen vier Stücke aus – darunter Transporter. Jetzt wird die Geschichte um den jungen Karl, der auf der Suche nach seiner Identität erstmals seinem sterbenden Vater begegnet, am schauspielfrankfurt unter der Regie von
Florian von Hoermann uraufgeführt.
Zum Inhalt
Krone, Besitzer eines Autohauses, liegt im Sterben. Vor der verschlossenen Tür hat sich bereits die Welt derer versammelt, die im Glanz vergangener Tage für den Sterbenden gearbeitet, auf ihn gehofft, ihn geliebt haben und nun auf ein letztes Zeichen der Aufmerksamkeit von König Krone warten, auf seinen Tod und vor allem auf das zu verteilende Erbe: die Putzfrau Olga, der von einem einzigen gemeinsamen Wochenende nur ihre Tochter Jenny geblieben ist, die Autoverkäufer Szigulla und Kino, die ihr Leben und ihre Liebe für Krone geopfert haben, und Karl, der auf der Motorhaube eines „Autos der Woche“ gezeugt wurde. Doch Krone spielt nicht mit: Er mag die Erbfolge nicht einhalten und will ein neues Kind. In dieser Welt der materiellen Abhängigkeiten kämpft jeder bis zur Besinnungslosigkeit um seinen eigenen Vorteil und gegen das persönliche Scheitern, vielleicht aber auch um ein kleines bisschen Achtung.
Nüchtern und humorvoll beschreibt Kai Ivo Baulitz sehr eindringlich, was Menschen aus der Sehnsucht nach Aufgehobenheit, nach einem Platz im Leben, fähig sind zu tun. Er kennt diese Welt der kleinen Könige am Rand der Kleinstadt, die er beschreibt, nur zu gut, er ist in ihr aufgewachsen. Für seine Generation war indes nicht mehr das Autohaus der Sehnsuchtsort, jugendlicher Treffpunkt war „Die blaue Hoffnung“ – die Aral-Tankstelle an der Landstraße.
Kai Ivo Baulitz’ eindrucksvolles Debüt Transporter erscheint beim Verlag Hartmann und Stauffacher.
Der Regisseur Florian von Hoermann, der die letzten Jahre als Regieassistent am schauspielfrankfurt tätig war, inszeniert diese Initiationsgeschichte des jungen Karl im Kleinen Haus. An diesem Ort brachte er in der letzten Saison eine poetische Interpretation von Das trunkene Schiff von Paul Zech auf die Bühne, die von der Presse als eindrucksvoller Regieeinstand gefeiert wurde. Als Co-Regisseur von Karin Neuhäuser konnte er bei der viel gepriesenen Orestie von Aischylos sein Talent unter Beweis stellen. Neben Arbeiten als Videodesigner für diverse Theaterinszenierungen hat er im vergangenen September beim Homo Novus Festival in Riga mit Schaum der Tage von Boris Vian teilgenommen.
Regie: Florian von Hoermann; Bühne: Rudolf Bekic; Kostüme: Katja Strohschneider;
Video: Fabian Hentzen; Musik: nackt; Dramaturgie: Maike Gunsilius
Darsteller: Susanne Böwe, Philine Bührer, Andreas Haase, Andreas Leupold, Michael Lucke, Moritz Peters, Abak Safaei-Rad
Weitere Termine: 17. Februar 2008, 6. und 19. März 2008
Der Autorenwettbewerb ist eine Kooperation von schauspielfrankfurt,
Maxim Gorki Theater Berlin und dem Hauptstadtkulturfonds 2007