Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Uraufführung: "Schöne neue Welt" nach dem Roman von Aldous Huxley im Staatsschauspiel DresdenUraufführung: "Schöne neue Welt" nach dem Roman von Aldous Huxley im...Uraufführung: "Schöne...

Uraufführung: "Schöne neue Welt" nach dem Roman von Aldous Huxley im Staatsschauspiel Dresden

Premiere am 12. September 2014 im Schauspielhaus. -----

Als Aldous Huxley 1932 seine düstere, utopische und durchaus auch satirische Vision einer zukünftigen Gesellschaft schrieb, hatten die größten Katastrophen des 20. Jahrhunderts noch nicht stattgefunden. Doch mit dem Gespür des Schriftstellers für die kommenden Dinge entspann er eine Geschichte, die davon handelt, wie eine Weltgesellschaft sich an den Rand des Abgrunds bringt – und aus den Trümmern eine neue Ordnung schafft.

 

Doch eben diese Ordnung – die schöne neue Welt – ist bei Huxley kein besserer Entwurf, sondern ein neuer Ausbund an Irrsinn. Huxley zeigt uns eine Welt, die den Giga-Kapitalismus pflegt. Bei ihm hat sich das Primat der Wirtschaftlichkeit und der Verwertbarkeit, der Nützlichkeit zur alles beherrschenden Maxime fortentwickelt. Selbst die ersten und letzten Dinge werden unsentimental nach ihrem Nutzen und Zweck behandelt: Menschen werden industriell gezeugt, durchleben ein Arbeitsleben und werden mit 60 in die „Letalkammer“ geschickt (wobei man die organischen Materialien recycelt). Der freie Wille ist abgeschafft, die Gesellschaft auf einem ständigen, staatlich verordneten Drogentrip, Krankheit und Unglück gelten als überkommen. Kunst und Kultur sind überwunden – man schaut stattdessen Fühlfilme.

 

In diese Welt hinein stolpert John, ein Wilder, wie es heißt. Huxley stellt ihn uns als Figur im Geiste Parzivals vor; ein Fremder, Neugieriger, der sein Glück sucht in einer Welt, die er nicht kennt, die ihm aber vieles verheißt. Mit Johns Augen erleben wir die schöne neue Welt und durchmessen die Abgründe, die in ihr lauern, lernen ihre Verführungen kennen und das wahre Gefüge und Geheimnis ihrer Macht.

 

Regie führt Roger Vontobel, der in den vergangenen Jahren regelmäßig in Dresden arbeitete (Schillers „Don Carlos“ und zuletzt „Hamlet“). Seine Inszenierung ist die Uraufführung einer neuen dramatischen Fassung des Romans, für deren Erarbeitung sich der Huxley-Trust das Staatsschauspiel Dresden als Partner ausgewählt hat.

 

Mit: Sonja Beißwenger, Christian Clauß, Rosa Enskat, Christian Erdmann, Ben Daniel Jöhnk, André Kaczmarczyk, Tobias Krüger, Benjamin Pauquet, Nadine Quittner, Ines Marie Westernströer

 

Regie: Roger Vontobel

Bühne: Claudia Rohner

Kostüm: Ellen Hofmann

Video: Clemens Walter

Musik: Keith O’Brian

Dramaturgie: Robert Koall

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 11 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

Großstadtklänge --- „Surrogate Cities“ von Demis Volpi in der deutschen Oper am Rhein

Auf der leeren Bühne finden sich nach und nach das Orchester, die Tänzer und Tänzerinnen ein. Die Solo Posaune setzt ein und der Zuschauer wird in den Trubel der Straßen einer Großstadt versetzt. Zum…

Von: von Dagmar Kurtz

RÄTSEL UM ERLÖSUNG --- Wiederaufnahme von Richard Wagners "Götterdämmerung" in der Staatsoper STUTTGART

Die verdorrte Weltesche spielt bei Marco Stormans Inszenierung der "Götterdämmerung" von Richard Wagner eine große Rolle. Gleich zu Beginn zerfällt die Wahrheit in seltsame Visionen, der Blick der…

Von: ALEXANDER WALTHER

NICHT AUF DEN LITURGISCHEN BEREICH BESCHRÄNKT --- Bruckners e-Moll-Messe und Motetten bei BR Klassik

Anders als die frühe d-Moll-Messe blieb die 1866 in Linz komponierte e-Moll-Messe nicht auf den liturgischen Bereich beschränkt. Die alten Kirchentonarten stehen bei der Messe in e-Moll von Anton…

Von: ALEXANDER WALTHER

GLUT UND FEUER -- Jubiläumskonzert 40 Jahre Kammersinfonie im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

1984 wurde dieser für die Region so bedeutende Klangkörper von Peter Wallinger gegründet. Unter der inspirierenden Leitung von Peter Wallinger (der unter anderem bei Sergiu Celibidache studierte)…

Von: ALEXANDER WALTHER

EINE FAST HYPNOTISCHE STIMMUNG -- Gastspiel "Familie" von Milo Rau mit dem NT Gent im Schauspielhaus STUTTGART

Dieses Stück erzielte bei Kritikern zum einen große Zustimmung, zum anderen schroffe Ablehnung. Vor allem die nihilistischen Tendenzen wurden getadelt. Der Schweizer Milo Rau hat hier das beklemmende…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑