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Uraufführung: NEUE DEUTSCHE WELLE von Albrecht Hirche im Schauspiel Leipzig

Premiere 05.03. 19.30, Centraltheater Hinterbühne

 

Es war der 26. September 1983, als der russische Offizier Stanislav Petrov binnen Minuten entscheiden musste, ob es sich bei den im Anflug gemeldeten fünf US-Marschflugkörpern um einen realen Angriff handelt oder um einen Systemfehler.

Die Entscheidung für den Systemfehler beruhte auf der Annahme, die USA würden die UdSSR sicher nicht mit nur fünf Raketen angreifen. Seit 1998 weiß man, dass Petrov mit seinem Entschluss einen Atomkrieg, den Dritten Weltkrieg, verhindert hat.

 

Während die Welt also weiter existierte, ging in Deutschland etwas anderes unter, eine Bewegung, die erst kurz zuvor das Licht der Welt erblickt hatte. Ein Wimpernschlag der deutschen Musikgeschichte – kurz, trotzdem intensiv und bis heute stilprägend: die NEUE DEUTSCHE WELLE. Vor dem Hintergrund der vagen Untergangsgewissheit, die sich im Laufe der 70er Jahre mehr und mehr Bahn brach, formierte sich eine Jugendbewegung, die sich abgrenzen wollte von der friedlichen Langhaarkultur, die laut sein wollte, unideologisch, zerstörerisch. I don’t know what I want / But I know how to get it! Infantilität als Waffe.

 

NEUE DEUTSCHE WELLE erzählt anhand des musikalischen Materials ein Aufflackern von Revolte, es beschreibt die Sekunde, in der man dachte, dass alles möglich ist, weil nichts gewiss ist. Die Welle wurde ihrer selbst bald überdrüssig. Was aus der deutschen Punkbewegung und Einflüssen der bildenden Kunst heraus begann, wurde zum Paradebeispiel kommerzieller Vereinnahmung der Musikindustrie und zum Mythos der deutschen Popkultur. 99 Kriegsminister, Streichholz und Benzinkanister / Hielten sich für schlaue Leute / Witterten schon fette Beute / Riefen „Krieg“ und wollten Macht / Mann, wer hätte das gedacht? / Dass es einmal so weit kommt / Wegen 99 Luftballons (NENA, 1983)

Janette Mickan

 

mit: Normen Alt, Rosalind Baffoe, Manolo Bertling, Marina Frenk, Andreas Keller, Emma Rönnebeck

 

Band: Steffen Greisinger, Doris Kleemeyer, Sven Michelson, Timm Völker

 

Regie/Bühne/Kostüm: Albrecht Hirche

Musikalische Leitung: Doris Kleemeyer

Dramaturgie: Janette Mickan

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