Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Uraufführung: MOTHER SONG von Mokhallad Rasem - Landestheater Niederösterreich St. PöltenUraufführung: MOTHER SONG von Mokhallad Rasem - Landestheater...Uraufführung: MOTHER...

Uraufführung: MOTHER SONG von Mokhallad Rasem - Landestheater Niederösterreich St. Pölten

Premiere Samstag, 03.03.2018, 19.30 Uhr in der Theaterwerkstatt

Der Nahe Osten ist ein Pulverfass. Seit Jahrzehnten verlieren dort unzählige Familien ihre Angehörigen an der Front und bei Explosionen. Es sind vor allem die Frauen, die in diesen Ländern die Trauerarbeit leisten. Mütter, Großmütter, Nachbarinnen und Freundinnen finden sich in Gruppen zusammen. Sie sitzen im Kreis und nehmen mit langen Ritualen und Gesängen Abschied von ihren Liebsten. Diese Zusammenkünfte sind zugleich intime Orte, an denen sich die Frauen in Zeiten des Krieges und der Flucht über Alltägliches und Vertrauliches unterhalten können.

 

Copyright: Alexi Pelekanos

Die internationale Koproduktion „Mother Song“ von Mokhallad Rasem nimmt ihren Ausgang von persönlichen und intensiv recherchierten Hintergründen. Durch seine eigene Fluchtgeschichte hat das Thema Verlust eine große Bedeutung für das Leben des Regisseurs Mokhallad Rasem. 2006 ist er aus dem Bürgerkrieg im Irak nach Belgien geflohen. Er hat in der Antwerpener Theaterszene schnell Fuß gefasst – nach freien Produktionen wurde er Hausregisseur am renommierten Toneelhuis und hat sich mit seiner Siegerproduktion beim „Young Directors Award“ bei den Salzburger Festspielen 2013 auch international einen Namen gemacht. Obwohl er in Europa bestens angekommen ist, bleibt die Verlusterfahrung existentiell spürbar. „Wenn du deine Heimat verlierst, verändern sich deine Sinne. Alles schmeckt anders, hört sich anders an, das Licht ist anders“, sagt Mokhallad Rasem. Mit seiner Inszenierung „Mother Song“ setzt er sich mit den Themen Verlust und Trauer in Kriegszeiten in seiner bekanntermaßen poetischen, bilderreichen Bühnensprache auseinander.

„Mother Song“ stellt dabei die Perspektive der Frauen in den Mittelpunkt. Zur Recherche ist Mokhallad Rasem vor Probenbeginn mehrere Wochen in den Nahen Osten gereist und hat dort mit Frauen gesprochen, die buchstäblich alles verloren haben, Kinder, Ehemänner, Lebensgrundlagen. Seine Reise führte ihn von Bagdad ins syrische Damaskus und Aleppo und in den Libanon. Er hat die Frauen an Gräber begleitet, ihre Rituale kennengelernt, ihre zerbombten Häuser gesehen. Seine Gespräche hat er auditiv oder auf Video aufgezeichnet. Dieses Recherchematerial und Textstellen aus antiken Dramen wie Euripides’ „Troerinnen“ bilden die Ausgangsbasis für die Theaterarbeit mit einem vielseitigen internationalen Frauenensemble.

„Mother Song“ entsteht als Koproduktion des Landestheaters Niederösterreich, des Toneelhuis Antwerpen und der Vereinigten Bühnen Bozen. Unsere Ensemblemitglieder Hanna Binder und Bettina Kerl treffen auf die Südtiroler Film- und Theaterschauspielerin Anna Unterberger sowie die syrischstämmmige Schauspielerin Sally Ghannoum und die britisch-türkisch-stämmige Tänzerin Tijen Lawton. In intensiven Proben, die stark von der Persönlichkeit und der Vorstellungskraft der Bühnenkünstlerinnen getragen werden, entsteht ein ungewöhnlich sinnlicher Theaterabend über die persönlichen und doch universellen Gefühle von Verlust und Trauer im Krieg, und die Hoffnung, die dennoch bleibt.

Eine Koproduktion von Toneelhuis Antwerpen, den Vereinigten Bühnen Bozen und dem Landestheater Niederösterreich

Mit Hanna Binder, Sally Ghannoum, Bettina Kerl, Tijen Lawton, Anna Unterberger

Inszenierung, Konzept und Bühne Mokhallad Rasem
Dramaturgie Julia Engelmayer, Erwin Jans, Ina Tartler

Sa 10.03.18 19.30
Mi 14.03.18 19.30 *
Do 15.03.18 19.30
Fr 23.03.18 19.30 **
Do 19.04.18 19.30
Vorstellungen Vereinigte Bühnen Bozen: Mi 04. bis So 08.04.18
Vorstellungen Toneelhuis Antwerpen: Di 24. und Mi 25.04.18
* Stückeinführung 18.30 ** Publikumsgespräch nach der Vorstellung

Kartenvorverkauf: niederösterreich kultur karten, Rathausplatz 19, 3100 St. Pölten,
T 02742 90 80 80 600, F 02742 90 80 83 karten@landestheater.net, www.landestheater.net

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 16 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

ZAUBER DER PANFLÖTE --- Neue CD "Impressions" bei Dabringhaus & Grimm

Als eine "Liebe auf den ersten Blick" bezeichnet Sebastian Pachel seine erste Begegnung mit der Panflöte, wovon man sich bei dieser Einspielung überzeugen kann. Für die vorliegende Aufnahme…

Von: ALEXANDER WALTHER

IM GESPENSTISCHEN NACHTZIRKUS --- "Das Rheingold" von Richard Wagner in der Staatsoper Stuttgart

Stephan Kimmig verlegt die Handlung von Wagners "Rheingold" in einen unheimlichen Nachtzirkus. Das merkt man schon gleich zu Beginn, wenn die Rheintöchter so ganz ohne Wasser Alberich verführen und…

Von: ALEXANDER WALTHER

Großstadtklänge --- „Surrogate Cities“ von Demis Volpi in der deutschen Oper am Rhein

Auf der leeren Bühne finden sich nach und nach das Orchester, die Tänzer und Tänzerinnen ein. Die Solo Posaune setzt ein und der Zuschauer wird in den Trubel der Straßen einer Großstadt versetzt. Zum…

Von: von Dagmar Kurtz

RÄTSEL UM ERLÖSUNG --- Wiederaufnahme von Richard Wagners "Götterdämmerung" in der Staatsoper STUTTGART

Die verdorrte Weltesche spielt bei Marco Stormans Inszenierung der "Götterdämmerung" von Richard Wagner eine große Rolle. Gleich zu Beginn zerfällt die Wahrheit in seltsame Visionen, der Blick der…

Von: ALEXANDER WALTHER

NICHT AUF DEN LITURGISCHEN BEREICH BESCHRÄNKT --- Bruckners e-Moll-Messe und Motetten bei BR Klassik

Anders als die frühe d-Moll-Messe blieb die 1866 in Linz komponierte e-Moll-Messe nicht auf den liturgischen Bereich beschränkt. Die alten Kirchentonarten stehen bei der Messe in e-Moll von Anton…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑