Die internationale Koproduktion „Mother Song“ von Mokhallad Rasem nimmt ihren Ausgang von persönlichen und intensiv recherchierten Hintergründen. Durch seine eigene Fluchtgeschichte hat das Thema Verlust eine große Bedeutung für das Leben des Regisseurs Mokhallad Rasem. 2006 ist er aus dem Bürgerkrieg im Irak nach Belgien geflohen. Er hat in der Antwerpener Theaterszene schnell Fuß gefasst – nach freien Produktionen wurde er Hausregisseur am renommierten Toneelhuis und hat sich mit seiner Siegerproduktion beim „Young Directors Award“ bei den Salzburger Festspielen 2013 auch international einen Namen gemacht. Obwohl er in Europa bestens angekommen ist, bleibt die Verlusterfahrung existentiell spürbar. „Wenn du deine Heimat verlierst, verändern sich deine Sinne. Alles schmeckt anders, hört sich anders an, das Licht ist anders“, sagt Mokhallad Rasem. Mit seiner Inszenierung „Mother Song“ setzt er sich mit den Themen Verlust und Trauer in Kriegszeiten in seiner bekanntermaßen poetischen, bilderreichen Bühnensprache auseinander.
„Mother Song“ stellt dabei die Perspektive der Frauen in den Mittelpunkt. Zur Recherche ist Mokhallad Rasem vor Probenbeginn mehrere Wochen in den Nahen Osten gereist und hat dort mit Frauen gesprochen, die buchstäblich alles verloren haben, Kinder, Ehemänner, Lebensgrundlagen. Seine Reise führte ihn von Bagdad ins syrische Damaskus und Aleppo und in den Libanon. Er hat die Frauen an Gräber begleitet, ihre Rituale kennengelernt, ihre zerbombten Häuser gesehen. Seine Gespräche hat er auditiv oder auf Video aufgezeichnet. Dieses Recherchematerial und Textstellen aus antiken Dramen wie Euripides’ „Troerinnen“ bilden die Ausgangsbasis für die Theaterarbeit mit einem vielseitigen internationalen Frauenensemble.
„Mother Song“ entsteht als Koproduktion des Landestheaters Niederösterreich, des Toneelhuis Antwerpen und der Vereinigten Bühnen Bozen. Unsere Ensemblemitglieder Hanna Binder und Bettina Kerl treffen auf die Südtiroler Film- und Theaterschauspielerin Anna Unterberger sowie die syrischstämmmige Schauspielerin Sally Ghannoum und die britisch-türkisch-stämmige Tänzerin Tijen Lawton. In intensiven Proben, die stark von der Persönlichkeit und der Vorstellungskraft der Bühnenkünstlerinnen getragen werden, entsteht ein ungewöhnlich sinnlicher Theaterabend über die persönlichen und doch universellen Gefühle von Verlust und Trauer im Krieg, und die Hoffnung, die dennoch bleibt.
Eine Koproduktion von Toneelhuis Antwerpen, den Vereinigten Bühnen Bozen und dem Landestheater Niederösterreich
Mit Hanna Binder, Sally Ghannoum, Bettina Kerl, Tijen Lawton, Anna Unterberger
Inszenierung, Konzept und Bühne Mokhallad Rasem
Dramaturgie Julia Engelmayer, Erwin Jans, Ina Tartler
Sa 10.03.18 19.30
Mi 14.03.18 19.30 *
Do 15.03.18 19.30
Fr 23.03.18 19.30 **
Do 19.04.18 19.30
Vorstellungen Vereinigte Bühnen Bozen: Mi 04. bis So 08.04.18
Vorstellungen Toneelhuis Antwerpen: Di 24. und Mi 25.04.18
* Stückeinführung 18.30 ** Publikumsgespräch nach der Vorstellung
Kartenvorverkauf: niederösterreich kultur karten, Rathausplatz 19, 3100 St. Pölten,
T 02742 90 80 80 600, F 02742 90 80 83 karten@landestheater.net, www.landestheater.net