Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Uraufführung: Märchen von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen Uraufführung: Märchen von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen Uraufführung: Märchen...

Uraufführung: Märchen von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen

Junges Staatstheater Wiesbaden / musik-theater-werkstatt

Premiere: Samstag, 26. April 2008, 18.00 Uhr, Studio

Musiktheater für Kinder von Ernst August Klötzke mit einem Libretto von Michael Miensopust nach dem gleichnamigen Märchen der Brüder Grimm

 

Eine in die Jahre gekommene Varieté-Bühne verwandelt sich in eine musikalische, surreale Geisterbahn, auf der schaurig-schöne Gruselgestalten, ganz im Sinne der Grimmschen Erzählung, versuchen, einem furchtlosen Jungen das Gruseln zu lehren.

Denn dieser hat keinen blanken Schimmer davon, wie es sich anfühlt sich zu fürchten. Wenn Vater und Bruder abends am Kaminfeuer wohlig schaudernd Gespenstergeschichten lauschen, zieht sich der Junge lieber zurück, da er dem Vergnügen nichts abgewinnen kann. Und so macht ihn seine Unerschrockenheit zunehmend einsam. Getrieben von dem verzweifelten Wunsch, sich endlich ordentlich zu ängstigen, stellt er sich einer unheimlichen Aufgabe nach der anderen. Er verbringt eine Nacht am Fuße eines Galgens. Doch statt Unbehagen empfindet er Mitleid für die im kalten Wind wehenden Gehenkten, die er – ungeachtet der Sinnlosigkeit seines Tuns – kurzerhand abschneidet und zu sich an das wärmende Feuer holt. Zuletzt zieht er in ein verfluchtes Schloss, in dem eine ganze Schar von Geistern Nacht für Nacht die schaurigsten Darbietungen zum Besten gibt.

 

Hier wiederholt sich das Spiel auf ähnliche Weise: Statt vor Schrecken das Weite zu suchen, freut sich der Junge über die nächtliche Abwechslung und die willkommene Gesellschaft. Für die Gespenster eine neue und ernüchternde Erfahrung. Der Furchtlosigkeit ihrer Wirkung beraubt, erscheinen sie plötzlich als Witzfiguren, die sich kleinlaut um Mitternacht davon stehlen, ohne dem Jungen auch nur ein Haar zu krümmen. So wird der Furchtlose als Held gefeiert und erhält die Königstochter zur Frau. Ihr gelingt es am Ende, ihm seinen größten Wunsch tatsächlich zu erfüllen.

 

Komponist Ernst August Klötzke macht mit Regisseur Michael Miensopust aus dem Grimmschen Märchen ein elektronisches Musiktheater für Kinder. Teils auf Geräuschen basierende Computerklänge lassen über Lautsprecher Klangwelten entstehen, die in dieser Form mit Instrumenten nicht herstellbar wären und die Kinder und Jugendliche vielfach offener aufnehmen als mancher Erwachsene. Für die so entstehende künstliche Traumwelt verwandelt Kostüm- und Bühnenbildnerin Cornelia Brey die Studiobühne des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden in ein altes, heruntergekommenes doch gleichzeitig märchenhaftes Varieté, in dem Figuren auftreten, die an Fellinis „La Strada“ oder „Die Adams Family“ erinnern.

 

Inszenierung Michael Miensopust

Musik Ernst August Klötzke

Bühne und Kostüme Cornelia Brey

 

Eine Kooperation des Jungen Staatstheaters mit der musik-theater-werkstatt.

Mit: Annette Müller, Elke Opitz, Oda Zuschneid, Charles Toulouse, Oliver Wronka und Wolfgang Zarnack

 

Weitere Vorstellungen: Montag, 12. Mai, 16.00 Uhr, Dienstag, 13. Mai, 11.00 Uhr im Studio

 

 

 

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 14 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

DAS GEHEIMNIS DER VERWANDLUNG -- "Lear" von William Shakespeare im Schauspielhaus Stuttgart

Goethe hat kritisiert, dass Lear in Shakespeares Stück die törichte Forderung an seine Töchter hat, ihm ihre Liebe zu bezeugen. Falk Richter hat in seiner Inszenierung gerade diese Szene zu einem…

Von: ALEXANDER WALTHER

FEURIGE MOTIVE -- Camille Saint-Saens' komplette Violinkonzerte bei Berlin Classics

Die junge chinesische Geigerin Leia Zhu beschreibt ihre Beziehung zu den Werken von Saint-Saens als eine lebenslange Entdeckungsreise. Jedes Mal, wenn sie ein Konzert spiele, versuche sie es neu zu…

Von: ALEXANDER WALTHER

DIE MYSTERIEN DES GROSSEN MAKABREN -- SWR Symphonieorchester unter Ingo Metzmacher mit Patricia Kopatchinskaja im Beethovensaal der Liederhalle/STUTTGART

Cluster, reizvolle Tremoli und Klangfarben beeindruckten die Zuhörer bei "Lontano" für großes Orechester von György Ligeti mit dem SWR Symphonieorchester unter Ingo Metzmacher. Lineare und klangliche…

Von: ALEXANDER WALTHER

WECHSELSPIEL DER STIMMUNGEN -- 5. Kammerkonzert "Nordlichter" des Staatsorchesters Stuttgart im Mozartsaal der Liederhalle STUTTGART

Die Natur spielt in den Kompositionen des lettischen Komponisten Peteris Vasks eine große Rolle. In seinem 1977 geschriebenen ersten Bläserquintett erkennt man dies sehr deutlich. Anklänge an Sibelius…

Von: ALEXANDER WALTHER

IM REICH DER RHEINMÄRCHEN -- Stuttgarter Philharmoniker mit Lise de la Salle im Forum am Schlosspark LUDWIGSBURG

Es war eine besondere Begegnung von Robert Schumann und Franz Liszt, die sich persönlich gut kannten. Unter der temperamentvollen Leitung von Jan Willem de Vriend (derzeit Chefdirigent des Wiener…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑