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Uraufführung: "Fahrräder könnten eine Rolle spielen" von Marianna Salzmann und Deniz Utlu, BALLHAUS NAUNYNSTRASSE Berlin

Premiere 23. November 2012. -----

Andreas’ Berufsalltag führt ihn kreuz und quer durch das heutige Deutschland: Als schlechtbezahlter Leiharbeiter einer Catering-Firma serviert er Hirnsuppe bei der FDP-Tagung, Eiskrem im Fußballstadion, Schnittchen im NSU-Untersuchungsausschuss.

Was er dabei erfährt, nimmt Andreas ungefiltert in sich auf, denn er leidet an einer seltenen psychischen Anomalie: dem absoluten Gedächtnis. Informationen und Eindrücke, die anderswo im Schredder landen oder verdrängt werden, bleiben für immer abrufbar in seinem Kopf gespeichert. Als seine Freundin Lea ihm einige national gesinnte Bekannte vorstellt, schmieden sie gemeinsam Pläne, um an das große Geld ranzukommen. Doch Andreas’ totales Wissen bringt alle in einen wahnwitzigen Strudel...

 

Die Kolumnistin Mely Kiyak verfolgt als eine weniger JournalistInnen regelmäßig die Sitzungen des Untersuchungsausschusses, in dem das jahrelange Versagen der Behörden in der Verfolgung der rassistischen Morden des NSU behandelt wird. Den Stapel Notizbücher, der dabei entstand, stellte Mely Kiyak dem Schreibduo Marianna Salzmann und Deniz Utlu (Angry Birds) als Grundlage für das Stück Fahrräder könnten eine Rolle spielen zur Verfügung. Reale Verhörgespräche werden in der Dramatisierung teilweise dokumentarisch übernommen, teilweise zugespitzt, und enthüllen so die augenverschließende Absurdität des Umgangs mit rassistischen Verbrechen sowohl der Behörde als auch der sogenannten "Mitte der Gesellschaft."

 

"Bis 2006 hatte das Bundeskriminalamt über Jahre hinweg eine Erkenntnis gewonnen: Fahrräder könnten eine Rolle spielen."

Aus Mely Kiyaks Notizen aus dem NSU-Untersuchungsausschuss

 

Marianna Salzmann wurde 1985 in Wolgograd geboren und wuchs in Moskau auf. Sie studierte Literatur/Theater/Medien an der Universität Hildesheim und war Regie- und Dramaturgieassistentin am Schauspielhaus Hannover und am Theaterhaus Jena. Nach eigenen Regieprojekten hat sie das Kultur- und Gesellschaftsmagazin freitext mitgegründet. 2012 schloss sie ihr Studium szenisches Schreiben an der UdK Berlin ab. Ihre Stücke wurden u.a. am Nestroyhof Wien, am Bayerischen Staatstheater München, am Deutschen Theater Berlin und am Staatstheater Essen aufgeführt. Sie ist 2009 mit dem Wiener Wortstaetten Preis und 2012 mit dem Kleist-Förderpreis für junge Dramatiker ausgezeichnet worden. Am Ballhaus Naunynstraße wurden bereits ihre Stücke Tod eines Superhelden (entstanden im Schreibduo Angry Birds gemeinsam mit Deniz Utlu) und Beg your pardon uraufgeführt. Für 2013 hat sie hier gemeinsam mit Deniz Utlu eine postmigrantische Literaturwerkstatt für junge Nachwuchsautoren initiiert. Marianna Salzmann ist Stipendiatin der Villa Tarabya, Istanbul.

 

Deniz Utlu wurde 1983 in Hannover geboren. Er studierte in Berlin und Paris und lebt nun als freier Autor in Berlin, wo er unter anderem das Kultur- und Gesellschaftsmagazin freitext herausgibt. Seit mehr als zehn Jahren veranstaltet er Lesungen im gesamten Bundesgebiet und ist einer der Initiatoren der Berliner Lesereihe Tausend Worte Tief. Deniz Utlu erhielt verschiedene Stipendien, u.a. 2011 das Arbeitsstipendium für Berliner Autoren des Senats. Zuletzt erschienen seine Prosaminiaturen in Der Kuckuck aus dem Uhrwerk (Centaurus Verlag, HG: Eisenbacher Autorenstiftung) und Manifest der Vielen (Blumenbar Verlag, HG: Hilal Sezgin). Am Ballhaus Naunynstraße war Deniz Utlu an der Dramaturgie für Was will N. in der Naunynstraße beteiligt und kuratiert seit September 2011 die Literaturreihe Vibrationshintergrund. Gemeinsam mit Marianna Salzmann hat er das Stück Tod eines Superhelden für die akademie der autodidakten geschrieben, für 2013 haben die beiden eine postmigrantische Literaturwerkstatt für junge Nachwuchsautoren initiiert.

 

Regie:

Lukas Langhoff

Bühne

Lukas Langhoff,

Justus Saretz

Kostüm

Ines Burisch

Video

Sönke Hansen

Sounddesign

Toby Dope

Dramaturgie

Nora Haakh

Produktionsleitung

Jana Penz

Regieassistenz

Rabia Gökçe Aydal

 

Mit

Sebastian Brandes, Simon Brusis,

Sema Poyraz,

Janin Stenzel,

Paul Wollin

 

25.-30. November 2012

 

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