In einem fiktiven Kleinstädtchen im viktorianischen England sind der junge Edwin Drood und die anmutige Rosebud aufgrund von Verfügungen ihrer Vormünder füreinander bestimmt und sehen ihrer Hochzeit entgegen. Doch sehr schnell wird offensichtlich, dass einiges gegen diesen Bund spricht. Einen nicht unwesentlichen Anteil daran scheint überraschender Weise Edwins Vormund selbst zu haben - der ein bizarres Doppelleben führende Kirchenkantor John Jasper. Als Edwin schließlich vollkommen unerwartet aus dem Handlungsgeflecht »verschwindet«, bleibt mehr als nur eine Frage unbeantwortet.
Im Jahr 2012 jährt sich der Geburtstag von Charles Dickens, einem der größten Romanciers der Weltliteratur, zum 200. Mal. Werke wie »Oliver Twist«, »David Copperfield« oder »Eine Weihnachtsgeschichte« sind untrennbar mit seinem Namen verbunden. Sie werden weltweit gelesen und immer wieder verfilmt. Zu »bekennenden Dickensianern« gehören so namhafte Autoren wie George Bernard Shaw, Stefan Zweig oder Arno Schmidt.
Anlässlich des Dickens-Jubiläums hat das Theater Görlitz, unterstützt von der »Ernst von Siemens Musikstiftung«, Libretto und Komposition für eine Uraufführung in Auftrag gegeben. Ihren Ursprung findet sie in Dickens’ letztem Werk, dem 1870 erschienenen Romanfragment »Das Geheimnis des Edwin Drood«. Dickens’ unvollendetes Meisterwerk gilt als eines der größten ungelösten Rätsel der neueren Literaturgeschichte. Wer einmal mit diesem Romanstoff sowie der bis heute unvermindert wachsenden Sammlung von Sekundärliteratur und Fortschreibungstheorien in Berührung gekommen ist, wird sich der von ihm ausgehenden Suggestivkraft nur schwer entziehen können.
»DroodGame oder Das Jahrhunder-Spiel« verfolgt nicht das Ziel einer »klassischen« Romanadaption oder gar seiner »Vollendung« der Vorlage, sondern setzt darauf, den fragmentarischen Charakter der Romanvorlage beizubehalten, gleichzeitig aber den Stoff in die Gegenwart weiterzuentwickeln. Dieser Ansatz bietet die reizvolle theatralische Chance, Figuren und Handlungsverläufe spielerisch und zudem zeitlich »verschoben« sich im gesellschaftlichen Spannungsfeld zweier Jahrhunderte frei entfalten zu lassen. Die Görlitzer Uraufführungsproduktion wird versuchen, den Kosmos skurriler Typen Dickens’scher Prägung sowie die in der Romanvorlage aufgefundenen, hintergründig-humorvollen wie auch düster-spannungsgeladenen Elemente (bühnen-)lebendig werden zu lassen, zuzuspitzen und um gegenwartsbezogene Facetten zu erweitern. Dabei werden Musik, Textbuch sowie Inszenierung möglicherweise auch Antworten auf Fragen zulassen, die in Dickens’ Fragment unbeantwortet bleiben mussten.
Musikalische Leitung: Ulrich Kern
Inszenierung: Klaus Arauner
Ausstattung: Britta Bremer
Choreografie: Dan Pelleg , Marko E. Weigert
Edwin Drood: Jan Novotny
Rosebud: Laura Scherwitzl
Mr. Jasper: Tim Stolte
Durdles | Regisseur: Stefan Bley
Mr. Grewgious: Hans-Peter Struppe
Neville: Tommaso Randazzo
Helena: Audrey Larose Zicat
Mr. Honeythunder: Christian Venzke
Mrs. Twinkleton: Patricia Bänsch
Mr. Sapsea: Daniel Philipp Witte
Ms. Twink Sally: Yvonne Reich
Crisparkle: Moritz Manuel Michel
Mrs. Tope: Torsten Imber
WEITERE VORSTELLUNGEN
Freitag, 20.04.2012 19:30 Uhr
Samstag, 28.04.2012 19:30 Uhr
Sonntag, 06.05.2012 15:00 Uhr
Samstag, 26.05.2012 19:30 Uhr
Mittwoch, 06.06.2012 11:00 Uhr
Gefördert von:
Ernst von Siemens Musikstiftung
Niederschlesischen Theaterstiftung