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Uraufführung: "Die Reise" - Ein Projekt für 30 MigrantInnen von Jacqueline Kornmüller im Volkstheater Wien

Premiere: 23. September 2011, 19.30 Uhr. -----

Das Volkstheater widmet in Kooperation mit wenn es soweit ist diesem vieldiskutierten Thema ein Projekt, das gewohnte Perspektiven und Sichtweisen in Frage stellt.

Jacqueline Kornmüller: Die politische Diskussion in Europa ist wie eingefroren. Gerhard Roth schreibt in Die Stadt, Entdeckungen im Inneren von Wien „Man sieht in den Gestrandeten Heuschreckenschwärme vor denen man sich schützen muss, weil sie das Sozialsystem gefährden. Kein Staat in Europa besitzt eine grundsätzlich andere Philosophie.“ Nicht Gesetze und Regeln vermögen das Miteinander zu lösen, einzig das Mitgefühl. Der Abend wird nicht versuchen, dem Thema Migration und Flucht eine Meinung hinzuzufügen. Es geht im Kern darum, die Zuschauer aufzufordern, den Menschen, denen das alles tatsächlich geschieht, zuzuhören und Empathie zu entwickeln, um die eigene Haltung zu überprüfen und weiterzuentwickeln.

Die Ereignisse um einen Menschen, der vor etwas flieht sind sicherlich erschreckend, aber auch in seiner absurden Weise erhellend. Die Geschichten der „reisenden“ Menschen sind wie ein Spiegel eines orientierungslosen, gefühlsarmen Europas. Wir sprechen mit mehr als 300 Menschen, die zu uns kommen, um die Geschichte ihrer Reise zu erzählen, aus den Erzählungen entsteht das Stück und die Besetzung der 30 Mitwirkenden. Nach diesen Gesprächen beginnt die eigentliche Theaterarbeit. Wir gewöhnen die 30 SpielerInnen daran, auf der Bühne zu stehen, über zwei Monate wird daran gearbeitet, die eigenen Geschichten zu erzählen, ein Ensemble zu bilden, zu singen, sich auf der Bühne zu bewegen.

Michael Schottenberg: Das Volkstheater setzt den Fokus auf Brennpunkte sozialer und gesellschaftlicher Bedürfnisse. Das Projekt Die Reise ist dazu ein wichtiger Beitrag. Migration ist das Thema der Stunde. Wenn wir so genannte Fremde nicht mit Respekt empfangen, ihnen Arbeit ermöglichen und Heimat geben, programmieren wir den nationalen Selbstmord. Diesmal geben wir ihnen ihre Stimme zurück. Ich würde mir wünschen, dass möglichst viele Wienerinnen und Wiener ihnen Gehör schenken.

Der Verein Flüchtlingsprojekt Ute Bock ist für viele AsylwerberInnen erste und wichtige Anlaufstelle für Hilfe jeglicher Art. Mit dieser Produktion wird die unermüdliche Arbeit der engagierten Flüchtlingshelferin finanziell unterstützt: jeweils ein Euro des Kartenpreises fließt an ihre Initiative. Ute Bock wird auch persönlich an diesem Theaterprojekt mitwirken.

Für dieses Projekt wird auch mit dem KunstSozialRaum Brunnenpassage zusammengearbeitet.

wenn es soweit ist

heißt eine Wiener Gruppe um die Theater- und Filmregisseurin Jacqueline Kornmüller und den Schauspieler und Produzenten Peter Wolf, gegründet 2009, um philosophisches und gesellschaftspolitisches Material ebenso wie das alltägliche Leben mit seinen individuellen Besonderheiten zu untersuchen. Die Begegnung und die Arbeit mit anderen Suchenden ist existentieller Bestandteil ihrer Arbeit.

www.wennessoweitist.com

Jacqueline Kornmüller studierte Kunstgeschichte und Geschichte an der LMU München, in Folge Schauspiel an der Folkwang Schule für Musik, Theater und Tanz in Essen, danach Engagement am Schauspiel Köln, dort erste Regiearbeiten, 2000 bis 2005 Hausregisseurin am Staatstheater Stuttgart. Von 2005 bis 2007 mehrere Arbeiten am Schauspielhaus Hamburg. Mit Peter Wolf gründete sie die Gruppe wenn es soweit ist, inszenierte das Projekt Josephinum 02 Über den Tod in der medizinischen Sammlung der Universität Wien und zuletzt Ganymed Boarding im Kunsthistorischen Museum Wien, wofür sie gemeinsam mit Peter Wolf, den Kunstpreis der Bank Austria erhielt.

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