Einige horten ihre Besitzstände, andere müssen hungern und frieren. Die Jünger Jesu nehmen deshalb von den Reichen und geben den Bedürftigen. Aber diese Umverteilungsaktion schaffen sich die Jugendlichen nicht nur Freunde, sondern auch ernsthafte Gegner.
Mit der Romanadaption von Leonhard Franks Die Jünger Jesu steht i die letzte Uraufführung in der aktuellen Spielzeit ins Haus. Ulrike Schäfer konzipierte ihre Bühnenfassung anlässlich des Leonhard-Frank-Preises 2014 in einem eigens dafür ausgerichteten Schreibworkshop unter der Leitung von John von Düffel und stellte ein halbes Jahr darauf ihre Arbeit fertig.
Leonhard Frank stellt in seinem Roman eine Gruppe von Menschen vor, die vom Krieg gezeichneten sind und trotz der materiellen Not versuchen, in der zerbombten Stadt ihr Leben weiterzuführen. Zu ihnen gehört ein junges Mädchen, das sich in einen amerikanischen Soldaten verliebt hat. Ihre jüdische Freundin hat Auschwitz und ein SS-Bordell überlebt und will in ihrer Heimatstadt wieder Fuß fassen.
Bereits im April 2014 rückte diese Prosadichtung des bedeutendsten Würzburger Literaten, in der die Würzburger Nachkriegsgesellschaft in ihrer Widersprüchlichkeit zwischen immer noch schwelendem Nationalsozialismus und dem Aufbruch zu besseren Zeiten beschrieben wird, in den Fokus der Aufmerksamkeit. Nach der Aktionswoche „Würzburg liest ein Buch“ ist nun das Werk erstmals auf der Bühne zu erleben. Die eigens für diese Kammerproduktion komponierte Musik entstammt aus der Feder des Studienleiters und Kapellmeisters Alexis Agrafiotis.
Ulrike Schäfer, geboren 1965 in München, lebt in Würzburg. Nach dem Studium der Germanistik, Philosophie und Informatik war sie Dozentin für deutsche Sprachwissenschaft und Deutsch als Fremdsprache an der Universität Würzburg, danach Softwareberaterin. Heute ist sie Autorin und Webdesignerin. Sie schreibt Prosa, Theaterstücke und Sachtexte zur Literatur und erhielt mehrere Auszeichnungen und Förderungen, darunter den Würth-Literaturpreis und ein Stipendium im Stuttgarter Schriftstellerhaus. Im August 2015 erscheint ihr Erzählband "Nachts, weit von hier" im Klöpfer & Meyer Verlag.
Regisseurin Elisabeth Gabriel wuchs in Österreich, Deutschland und in der Schweiz auf. Sie studierte Theaterwissenschaft, Philosophie und Germanistik in München und Wien. Regiehospitanzen machten sie mit Claus Peymann und Wilfried Minks bekannt. Von 1993 bis 1995 war sie Regieassistentin von Peter Zadek am Berliner Ensemble und bei den Salzburger Festspielen. 1994 legte sie ihre ersten eigenen Regiearbeiten am Berliner Ensemble vor, seitdem inszenierte sie am Zimmertheater Tübingen, Theater Konstanz, Staatstheater Saarbrücken, Volkstheater Wien, Schauspielhaus Graz, Landestheater Linz, Landestheater Innsbruck, Schauspielhaus Wien, Theater St. Gallen und Staatstheater Wiesbaden. Seit 2003 arbeitet sie auch für das Musiktheater und war tätig für styriarte Graz, die Schwetzinger Festspiele und die Neue Oper Wien.
Daneben arbeitete sie auch in freien Produktionen wie für die KulturBrauerei Berlin, Künstlerhaus Wien, TAG Wien und das frankfurter autorentheater. Ihre Theaterproduktionen waren auf Gastspielen und Festivals in Polen und in Russland zu sehen. 1995 wurde ihre Inszenierung Ich bin das Volk von Franz Xaver Kroetz zum Heidelberger Stückemarkt eingeladen. 2007 und 2008 übernahm sie die Leitung des Kulturfestivals auf Schloss Damtschach/Kärnten.Mit Die Jünger Jesu von Leonhard Frank ist zum ersten Mal eine Inszenierung von Elisabeth Gabriel in Würzburg zu sehen.
In einer Bühnenfassung von Ulrike Schäfer mit Musik von Alexis Agrafiotis
Inszenierung: Elisabeth Gabriel
Bühne: Anika Wieners
Kostüme: Veronica Silva-Klug
Musikalische Leitung: Alexis Agrafiotis
Dramaturgie: Nele Neitzke
MIT: Alexis Agrafiotis, Uwe Fischer, Heiner Junghans, Claudia Kraus, Freya Kreutzkam, Daniel Ratthei
Kartenreservierungen sind telefonisch unter 0931/ 3908-124 oder per E-Mail an karten@theaterwuerzburg.de möglich.