Der naiv an das Gute im Menschen glaubende Fürst, der als eine Art russischer Don Quichotte gezeichnet ist, verfällt Nastassja ebenfalls und will sie retten. Zwischen ihr und der jungen Aglaja wird er selbst Teil eines Geflechts von materiellen und sexuellen Abhängigkeiten, von Verletzungen, Besessenheit und Beziehungsunfähigkeit, das schließlich mit Rogoschins Mord an Nastassja endet. An ihrer Leiche halten der Mörder und Myschkin einander in den Armen.
Aus Fjodor Dostojewskis weit ausgreifendem Roman hat der Komponist Mieczysław Weinberg (1919 – 1996) im Jahr 1986 ein stringentes, farbenreiches und packendes Musikdrama geschaffen, das nun postum endlich am Nationaltheater Mannheim seine Uraufführung feiern darf. Darin bringt Fürst Myschkin, der aufgrund seiner Krankheit und seines unbefangenen Wesens in den Augen der konventionellen Gesellschaft als »Idiot« erscheint, durch seine kindliche Aufrichtigkeit immer wieder deren Fassade ins Wanken. Die Inszenierung von Regula Gerber spielt im wandelbaren Bühnenraum von Stefan Mayer mit dem atemraubenden Oszillieren zwischen Wahn und Wirklichkeit.
Musikalische Leitung: Thomas Sanderling
Inszenierung: Regula Gerber
Bühne: Stefan Mayer
Kostüme: Falk Bauer
Choreografische Mitarbeit: Luches Huddleston Jr.
Dramaturgie: Oliver Binder
Chor: Tilman Michael
Fürst Lew Nikolajewitsch Myschkin: Dmitry Golovnin/Juhan Tralla -
Nastassja Filippowna Baraschkowa: Ludmila Slepneva -
Parfjon Semjonowitsch Rogoschin: Steven Scheschareg -
Lukjan Timofejewitsch Lebedjew: Lars Møller -
Iwan Fjodorowitsch Jepantschin: Alexander Vassiliev -
Jelisaweta Prokofjewna Jepantschina: Elzbieta Ardam -
Aglaja: Anne-Theresa Møller -
Alexandra: Tamara Banjesević/Cornelia Ptassek -
Adelaida: Diana Matthes -
Gawrila Ardalionowitsch Iwolgin (Ganja): Uwe Eikötter -
Warwara (Warja): Katharina Göres/Tatjana Rjasanova -
Afanassi Iwanowitsch Tozkij: Bryan Boyce -
Totschilnik (hinter der Bühne): Robert Schwarts
Zwei Veranstaltungen des umfangreichen Rahmenprogramms zur Weinberg-Uraufführung finden am 5. Mai statt: Ab 11.00 Uhr bringt das hochrenommierte Quatuor Danel im Oberen Foyer des Nationaltheaters drei Streichquartette Weinbergs zu Gehör. Das belgische Ensemble, das in den bedeutendsten Konzertsälen der Welt zuhause ist, hat sich um den Komponisten wie auch um seinen Freund Dmitri Schostakowitsch sehr verdient gemacht und das gesamte Quartett-Oeuvre beider Komponisten eingespielt. Weinberg und Schostakowitsch komponierten ihre Streichquartette im freundschaftlichen Wettbewerb miteinander. So sind manche Schostakowitsch-Bezüge bei Weinberg zu hören, doch spricht er seine eigene Sprache, die bisweilen von der jüdischen Klezmer-Tradition geprägt ist.
Um 16.00 Uhr sind im Oberen Foyer zwei Heidelberger Spezialisten zu Gast, die über Weinberg, Dostojewskij und die russische Oper sprechen. Die Musikwissenschaftlerin Dorothea Redepenning begeistert sich für russische und sowjetische Musik und hat insbesondere schon die große Zahl von Dostojewskij-Vertonungen untersucht. Der Slawist Horst-Jürgen Gerigk hat gerade ein neues Buch über „Dostojewskijs Entwicklung als Schriftsteller“ veröffentlicht, das sich an ein interessiertes Laienpublikum richtet. Die Veranstaltung gibt einen Überblick über Weinbergs Stellung in der russischen Musikwelt und Einblicke in den Aufbau und die raffinierte Machart seiner letzten Oper, Der Idiot.
Kammermusikkonzert mit dem Quatuor Danel
am 5. Mai, 11.00 Uhr, Oberes Foyer
Dostojewskij auf der Opernbühne
Gespräche über Weinberg, Dostojewskij und die russische Oper
am 5. Mai, 16.00 Uhr, Oberes Foyer
www.nationaltheater-mannheim.de; Kartentelefon: 0621 – 16 80 150