Wie die Seuche, vor der er bewahrt wurde, infiziert Nicolo alles um sich her. Gewandt zwar im Geschäftlichen, ist er lüstern, unehrlich, durchtrieben, bigott. Bis zur versuchten Vergewaltigung von Piachis junger Frau Elvire reicht die Liste seiner Untaten. Es ist, als führte allein seine Anwesenheit zur Auflösung natürlicher Bindungen. Aber ist er von Grund auf und ursprünglich böse, oder hat ihn erst ein Umfeld, das ihn immer nur als Stellvertreter hat sehen können – des toten Sohnes für Piachi, eines verlorenen Liebhabers für Elvire –, dazu gemacht?
Kleists wohl letzte Erzählung, entstanden nicht lange vor seinem Tod am Wannsee, ist ein von romantischen Motiven wie Doppelgänger, Spiegelungen und Verwechslungen durchzogenes Anti-Idyll, das sich gegen alle bürgerlich-aufklärerischen Ideale von Erziehung und Familie stellt, mit düsterer emotionaler Wucht die kleinste gesellschaftliche Einheit von innen heraus sprengt. Regisseurin Felicitas Braun übersetzt sie in ebenso phantasievolle wie doppelbödige Bilder und hochemotionale Szenen.
Regie Felicitas Braun
Bühne & Kostüme Sonja Böhm
Dramaturgie Katharina Gerschler
Mit Janina Schauer, Stayce Camparo, Christian Erdt, Ulrich Rechenbach
die beiden nächsten Vorstellungstermine sind am 23. Dezember 2015 um 20:00 Uhr sowie am 10. Januar 2016 um 16:00 Uhr