„Unsere Zeit scheint aus vielen überkomplexen Rudern gelaufen. Wie sich zurechtfinden? Wie verständlich und sicher kommunizieren? Welche kollektiven Zusammenschlüsse taugen als nachahmenswerte Verbindungen, die nicht nur purem Optimierungstrieb folgen? Lassen sich freiheitssuchende Experimentierfreudigkeiten wie Dada und Surrealisten, Punks und Lettristen oder die erste internationale Netzwerk-Gemeinschaft (Inter-Netz), die eben Fluxus supervisionär probierte, heute noch positiv bewerten, oder sind wir in NSA-Totalüberwachungszeiten längst in einer selbst gebastelten Klebstofffalle gefangen?
Was kann ein Klavier, außer dass es klingt, fragten John Cage, Yoko Ono und Kollegen und suchten Anfang der 1960er Jahre in der Fluxus-Bewegung nach „der Überführung der Kunst in den Alltag und umgekehrt“: Ist solche Grundlagenforschung wie geschaffen für verwirrte Zeiten oder nur ein weiterer nerviger Spektakel-Boomerang in unserer „umgekehrten Welt“? (Schorsch Kamerun)
Bewaffnet mit den drängenden Fragen heutiger Begegnungsmodelle und einer beherzten Gruppe von Musikanten, Schauspielern, Experten und Oberlaien, will der Regisseur und Musiker Schorsch Kamerun das künstlerische und alltägliche „Wir“ zum Klingen bringen.
Schorsch Kamerun, geboren 1963 in Timmendorfer Strand, ist Gründungsmitglied und Sänger der Hamburger Band Die Goldenen Zitronen. Zusammen mit Rocko Schamoni betreibt er den Hamburger „Golden Pudel Club“. Seit 2000 ist er als Theaterregisseur und -autor tätig. Er inszeniert unter anderem am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, am Schauspielhaus Zürich, an den Münchner Kammerspielen, an der Volksbühne Berlin, bei den Wiener Festwochen, der Ruhrtriennale, den Ruhrfestspielen in Recklinghausen und an der Bayerischen Staatsoper. Für sein WDR-Hörspiel Ein Menschenbild, das in seiner Summe Null ergibt erhält er 2007 den Hörspielpreis der Kriegsblinden. Gastprofessur an der Akademie der Bildenden Künste in München. Schorsch Kamerun ist mit verschiedenen Projekten in Europa, Amerika, Namibia, Japan und dem Libanon unterwegs.
Regie: Schorsch Kamerun, Bühne: Katja Eichbaum, Kostüme: Aino Laberenz, Musik: Carl Oesterhelt, Dramaturgie: Carmen Wolfram, Jan Hein
Mit: Berit Jentzsch, Hanna Plaß, Abak Safaei-Rad u.a.
In Kooperation mit der Staatsgalerie Stuttgart