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Uraufführung: „Das Werk. Im Bus. Ein Sturz.“ von Elfriede Jelinek, Schauspiel Köln

Premiere 29. Oktober 2010 um 19.30 Uhr im Schauspielhaus

 

„Die Baustelle ist ein Kampfplatz, beinahe ein Krieg“, heißt es zu Beginn in Elfriede Jelineks „Das Werk“. Doch nicht um den Krieg zwischen Mensch und Mensch solle es gehen, behauptet ein „Geißenpeter“, sondern um den Krieg zwischen Mensch und Natur.

Wer diesen Krieg gewinnen wird, ist selbstverständlich, und so geistern ganze Heerscharen von Toten durch das Stück: Zwangsarbeiter des NS-Regimes, die beim Bau des gigantischen Wasserkraftwerkes in den Kapruner Alpen umkommen, verunglückte Bauführer und Arbeiter, die das Werk in den fünfziger Jahren fortsetzen, tote Bergsteiger und Skifahrer, die beim Gletscherbahnunglück von Kaprun 1999 im Tunnel verbrennen.

 

»Im Bus« erzählt von einem Verkehrsunfall, verursacht durch Pfusch und zweifelhafte Ingenieurarbeit beim U-Bahn Bau. Drei Menschen sterben. Und auch im letzten Teil der Trilogie, »Ein Sturz«, mündet das Duell Natur versus Technik ins Unrettbare. Wieder sterben Menschen, dazu kommen andere katastrophale Verluste.

 

„Was wissen wir von unserem Werk, und wie stehen wir dazu?“ fragen sich die Lebenden und müssen feststellen, dass nicht nur der Ehrgeiz, Staudämme, Tunnel oder hohe Häuser zu entwerfen, den „faustischen Menschen“ abstürzen und diese prächtigen Werke unter Druck wie Kartenhäuser zusammenbrechen lässt. Es ist ebenso die Vermessenheit der Herrenmenschen, ihre Verantwortungslosigkeit gegenüber ihrem Werk und ihren Untergebenen, die die Baustellen zum Krieg auch zwischen Mensch und Mensch werden lassen.

 

Karin Beier inszeniert zur Eröffnung der Spielzeit 2010/11 diese wütenden, traurigen und zugleich sehr komischen Abgesänge Elfriede Jelineks auf die menschliche Hybris.

 

Elfriede Jelinek, 1946 in Mürzzuschlag/Steiermark geboren, lebt in Wien und München. Sie studiert Klavier und Komposition am Wiener Konservatorium und beginnt Ende der sechziger Jahre zu schreiben. Ihr Werk umfasst Lyrik, Essays, Übersetzungen, Hörspiele, Drehbücher, Libretti und Theaterstücke. „Das Werk“ wird 2003 in der Regie von Nicolas Stemann am Burgtheater Wien uraufgeführt. Jelinek erhält zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1986 den Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln, 1998 den Georg-Büchner-Preis und 2004 den Nobelpreis für Literatur. Am Schauspiel Köln wird in der Spielzeit 2008/09 in Koproduktion mit dem Thalia Theater Hamburg ihre Wirtschaftskomödie „Die Kontrakte des Kaufmanns“ in der Regie von Nicolas Stemann uraufgeführt, eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2010.

 

Es spielen Susanne Barth, Lina Beckmann, Rosemary Hardy, Thomas Loibl, Caroline Peters, Laura Sundermann, Michael Weber, Kathrin Wehlisch, Julia Wieninger, Manfred Zapatka

 

Musiker/innen Silvia Bauer, Christoph Corazolla, Yuko Suzuki

Tänzer Krzysztof Raczkowski, Bewegungschor, Männerchor

Regie: Karin Beier, Bühne und Kostüme: Johannes Schütz, Musik: Jörg Gollasch, Dramaturgie: Rita Thiele

 

Weitere Vorstellungen am 30. und 31. Oktober jeweils 19.30 Uhr

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