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Uraufführung: KNOCHEN | Eine sinnesnahe Geschichte der Menschheit von Jonas Corell Petersen im Staatstheater Cottbus

Premiere Samstag, 31. Oktober 2020, 19.30 Uhr, Kammerbühne

Mit „Knochen“ lädt das Staatstheater Cottbus zu einem absurd-komischen und gleichwohl bitterbösen Ritt durch die Geschichte der Menschheit ein, der der Frage nachgeht, wie wir „Gewalt“ in einem weiteren Horizont verorten können. Eine körpernahe Zeitreise, die Phänomene wie Krieg und Frieden mit der persönlichen Suche nach Gemeinschaft, Individualität, Orientierung und Sinn verbindet.

 

Ausgangspunkt dieser Forschungsreise ist ein rätselhaftes, vierzigtägiges Seminar, das vier Harfe spielende Frauen antreten. Sie treffen sich auf einer Baustelle, eine Art Ausgrabungsort des modernen Lebens. Dort geraten sie zwischen einem Betonmischer, einem fast paradiesischen Urwald und einem Gewächshaus, das sie selbst erbauen, in das Schlammbecken der menschlichen Existenz. In diesem Übergang zwischen fest und flüssig, in dem Zeit sich ausdehnt und zusammenzieht, wühlen sie sich bis zu unseren Urinstinkten und arbeiten sich durch Jahrtausende menschlicher Entwicklung. Im Matsch grabend durchqueren sie Hotellobbys, Gartenanlagen, Wüsten und Bildwelten.

Sie schöpfen aus dem mythischen Urstoff unseres Selbstverständnisses, berühren oder verfehlen im Vorübergehen den Sinn des Lebens, rechnen mit Adam und Eva ab und werfen Schnipsel aus Kult, Wissenschaft und Religion in eine Luft, die zunehmend dicker wird: Auf der Suche nach den Wurzeln sozialen Verhaltens treffen sie auf Abgründe menschlichen Miteinanders und stellen sich doch immer auch der Frage, wer sie selbst sind oder sein könnten.

In einem feinmaschigen Netz aus Subtexten, die sie von aktuellen politischen Fragestellungen über die britische Pop-Rockband Coldplay und Luther bis hin zur Gletschermumie Ötzi führen, erleben die Zeit- und Raumreisenden wie sich die Regeln für menschliches Zusammenleben neu zusammensetzen, nachdem sie außer Kraft gesetzt worden waren.

Die vier Schauspielerinnen werden von der Musikerin und Sounddesignerin Bridget Ferrill (Live Gitarre) begleitet, die unter Rückgriff auf Kompositionen von Gaute Tønder den Sound für „Knochen“ kreiert. In dem von Nia Damerell entworfenen Bühnenbild entsteht in der Kammerbühne ein intimer Raum, in dem Theater in seiner Prozesshaftigkeit erlebbar wird.

 Der 1979 in Kopenhagen geborene und in Norwegen lebende Regisseur Jonas Corell Petersen inszeniert eigene und fremde Texte. 2016 zeigte er „State“ im Rahmen des Steirischen Herbst, 2015 war er beim TERRORismus Festival in Stuttgart zu sehen. Petersen war 2011 der erste Preisträger des neuen europäischen Festivals für junge Regie „Fast Forward“ am Staatstheater Braunschweig.

Regie / Text: Jonas Corell Petersen
Bühne / Kostüme: Nia Damerell
Komposition: Gaute Tønder
Lichtdesign: Øyvind Wangensteen
Sounddesign: Bridget Ferrill
Dramaturgie: Tanja Ruzicska

Es spielen: Sigrun Fischer, Ariadne Pabst, Lisa Schützenberger, Rika Weniger

Weitere Vorstellungstermine:
Sonntag, 15.11., 19 Uhr; Freitag, 20.11., 19.30 Uhr

 

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