„So, jetzt fängt in Stuttgart das Landexamen an, und wir wollen dem Giebenrath alles Gute wünschen“ – Hans Giebenrath, aus einer Kleinstadt im Schwarzwald, besteht das Landexamen in der Residenzstadt als zweiter und wird in die Klosterschule Maulbronn aufgenommen.
„Nur nicht matt werden, sonst kommt man unters Rad.“ Zerbricht und besiegt der Druck der Schule den natürlichen Menschen? Im Zentrum von Frank Abts Bühnenadaption von Hermann Hesses Erzählung über Hans Giebenraths Kampf und Scheitern stehen auch heute nicht weniger relevante Fragen: Wie will ich leben und was tue ich dafür? In unserer Zeit, in der man so verantwortlich ist für das eigene Glück, in der Leistung und Erfolg ein Spiegel des eigenen Einsatzes und Engagements zu sein scheinen, bleiben die Spielregeln der Schule ein Leben lang gültig. Immer fleißig sein, sich anpassen an die gegebenen Anforderungen ohne auf die eigenen Bedürfnisse zu achten – solange bis man eben doch „matt“ wird. In Japan, wo die Suizidrate unter Schülern die höchste in der Welt ist und ein hoher Abrichtungs- und Anpassungsdruck auf die Kinder wirkt, wird Hesses Roman millionenfach verkauft.
Schon bei der Pflichtlektüre zu Schulzeiten war mir der Hans Giebenrath sehr nah. Und das nicht nur, weil seine Heimat auch nahezu meine ist. Sein Ringen um die Erfüllung der Ansprüche, die von außen auf ihn einwirken, und die Entdeckung seiner eigenen Bedürfnisse, die dazu im Widerspruch stehen, schildert Hermann Hesse so eindrücklich im Kosmos Schule, dass ich mich, eben selbst Schüler, wie so viele andere intensiv in Hans Giebenrath wiedererkannte und mit ihm litt. Die Konflikte von Hans Giebenrath, die wir alle im Laufe unserer Pubertät, jeder auf seine Weise und doch gleich, erlebt, bekämpft und erlitten haben, sie verlassen uns nicht. Denn das, was sich damals zum ersten Mal offenbarte, der unauflösliche Widerspruch zwischen mir und den anderen, dem Sollen und Wollen, dem Fühlen und Müssen, dem Wünschen und Handeln, er dauert ja an. Auch die Einschränkungen, die wir deshalb hinnehmen, auch der Schmerz darüber. Wir haben uns nur daran gewöhnt. Und tun noch immer nichts dagegen. Das Ende von Hans Giebenrath bleibt wie es war.
Frank Abt
Regie: Frank Abt
Bühne: Michael Köpke
Kostüme: Annelies Vanlaere
Dramaturgie: Anna Haas
Christian Czeremnych, Matti Krause, Andreas Leupold, Sebastian Röhrle, Florian Rummel
So., 12.07.2015
20:00 Uhr
Nord
Fr., 17.07.2015
20:00 Uhr
Nord
Sa., 18.07.2015
20:00 Uhr
Nord
Wiederaufnahme
Do., 01.10.2015
20:00 Uhr
Nord
Mo., 05.10.2015
20:00 Uhr
Nord
Mi., 07.10.2015
20:00 Uhr
Nord
Im Anschluss an die Vorstellung: Publikumsgespräch
Mo., 12.10.2015
20:00 Uhr
Nord
Sa., 17.10.2015
20:00 Uhr
Nord