Drei inhaltlich sehr unterschiedliche Einakter hat Giacomo Puccini zu "Il trittico" zusammengefasst. Da ist zum einen "Gianni Schicchi", das in der Renaissance in Florenz spielt, sich komisch mit Erbstreitigkeiten und Testamentsschwindel im großbürgerlich-familialen Kreis auseinandersetzt und dies in bester Commedia dell arte Tradition. Da dieses Stück auch der Ausgangspunkt für Puccinis Projekt war, hat Dietrich Hilsdorf es entgegen der vorgesehenen Aufführungsreihenfolge statt ans Ende an den Anfang gestellt in seiner Inszenierung von 2003 für die Deutsche Oper am Rhein, die jetzt als Wiederaufnahme zu sehen ist. Eine ersichtlicher Grund dafür erschließt sich nicht, da jeder der Einakter ohnehin in sich abgeschlossen ist, ohne jegliche Bezugnahme auf die anderen beiden. "Suor Angelica" spielt im 17. Jahrhundert in einem Kloster, in das die adlige Angelica von ihrer Tante aufgrund eines Fehltrittes verbannt wurde. In karger Abgeschlossenheit wird unerbittlicher Gehorsam und Demut verlangt. Angelika sehnt sich nach ihrem Kind, muss aber nach Jahren ohne Besuch von seinem Tod erfahren. In einem Moment der Hoffnungslosigkeit bereitet sie sich einen Todestrunk. Auf einem Frachtschiff Anfang des 20. Jahrhunderts auf der Seine bei Paris ermordet Michele in "Il tabbaro" aus Eifersucht den Liebhaber seiner Frau.
Drei unterschiedliche Zeiten, Orte, Milieus, drei unterschiedliche dramaturgische Formen, mit denen sich Puccini drei Todesarten annähert: natürlicher Tod und seine Folgen, Suizid und Mord. Johannes Leiacker hat dafür einen dreieckigen Bühnenraum geschaffen, den Stücken gemäß mit kleinen Änderungen, dem jeweiligen geforderten Ambiente entsprechend. Dieter Hilsdorf vertraut ganz Text und Musik und verzichtet auf jegliche Überfrachtungen, um sich um so mehr den psychologischen Faktoren zu widmen. Eindrucksvoll Oleg Bryjak als Gianni Schicchi, Brigitta Kele als Lauretta und Ioan Hotea als Rinucccio, überragend Sylvia Hamvasi als Schwester Angelica, Anooshah Golesorkhi als Michele, Gustavo Porta als Luigi und Morenike Fadayomi als Giorgetta. Allein die Düsseldorfer Symphoniker musizierten stellenweise zu laut. Dem Publikumserfolg tat das jedoch keinen Abbruch, das die Aufführung mit stürmischen Beifall goutierte.
Il trittico von Giacomo Puccini
Musikalische Leitung: Axel Kober
Inszenierung: Dietrich W. Hilsdorf
Bühne und Kostüme: Johannes Leiacker
Dramaturgie: Sven Maier
Chor der Deutschen Oper am Rhein
Chorleiter: Gerhard Michalski
Düsseldorfer Symphoniker
Gianni Schicchi
Gianni Schicchi: Oleg Bryjak
Lauretta: Brigitta Kele
Zita: Marta Márquez
Rinuccio: Ioan Hotea
Gherardo: Johannes Preißinger
Nella: Lisa Griffith
Betto di Signa: Bogdan Talos
Simone: Michail Milanov
Marco: Dmitri Vargin
Ciesca: Katarzyna Kuncio
Spinelloccio: David Jerusalem
Nicolao: Peter Nikolaus Kante
Pinellino: Romualdas Urbonas
Guccio: Dogus Güney
Gherardino: Leon Vargin
Suor Angelica
Angelica: Sylvia Hamvasi
Fürstin: Helena Zubanovich
Äbtissin: Sarah Ferede
Aufseherin: Iryna Vakula
Lehrmeisterin: Annika Kaschenz
Genovieffa: Lavinia Dames
Osmina: Petra Schulteis
Dolcina: Claudia Hildebrand
Pflegerin: Sibylle Eichhorn
1. Almosensucherin: Eva Bodorová
2. Almosensucherin: Diana Klee
Novize: Silvia Mauer
1. Laienschwester: Simone Klostermann
2. Laienschwester: Cornelia Maria Orendi
Il tabarro
Michele: Anooshah Golesorkhi
Giorgetta: Morenike Fadayomi
Luigi: Gustavo Porta
Tinca: Johannes Preißinger
Talpa: Peter Nikolaus Kante
Frugola: Katarzyna Kuncio
Liedverkäufer: Cornel Frey
Sopranino: Eva Bodorová
Tenorino: Cornel Frey
1. Midinette: Silke Hillebrecht
2.Midinette: Diana Klee
3.Midinette: Simone Klostermann
4.Midinette: Ming Yu
5. Midinette: Cornelia Maria Orendi
6. Midinette: Victoria Demkina
Chor der Deutschen Oper am Rhein
Februar 2015